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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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mußte realistischerweise damit gerechnet werden, daß es dem Angreifer gelang, die Festung zu vernichten.
    Noch konzentrierte sich die Aufmerksamkeit des Gegners auf die Anlagen der Titanoberfläche. Er schien die vier Tsunamis, die sich ihm mit Maximalbeschleunigung näherten, nicht zu bemerken. Oder er hielt sie nicht für beachtenswert, ging es Rido durch den Sinn. Sassja schwieg. Sie hatte alle notwendigen Anweisungen erteilt. Rido konzentrierte sich auf die Tätigkeit des Autopiloten, der sich in hektischer Aktivität bemühte, einen Kurs durch das verworrene Gitterwerk des gegnerischen Fahrzeugs zu errechnen.
    „Laß mich nicht im Stich, mein Junge", sagte Rido flehentlich.
    „Kommt nicht in Frage", antwortete der Autopilot. „Wir leisten Maßarbeit."
    „Wie stehen die Chancen?"
    „Gut. Durchschnittliche Gitterweite nullkommaeins Lichtsekunden. Vektorierung nahezu geradlinig. Wir kommen durch."
    Rido atmete auf. Der Hyperkom meldete sich. Durch das Rauschen und Prasseln energetischer Störung hindurch hörte man die Stimme des Kommandanten der T-79: „Wir erhalten Feuer. Lage bisher unkritisch, die Schirme halten. Erwarte Abdrehen in zwanzig Sekunden."
    „Tachtnull - habt ihr ein Ziel?" fragte Sassja hastig.
    „Im Visier!" schrie eine helle Stimme. Rido grinste. Das war Nigel Davis. „ATG in fünf Sekunden. Geronimo..."
    „Rido - wie weit sind wir?" wollte Sassja wissen.
    Im selben Augenblick flammte der Schutzschirm auf. Das Gitterstück hatte den Angreifer erkannt. Die T-82 schüttelte sich ein wenig.
    „Fertig und klar", antwortete Rido.
    „Achteins, macht euch davon", ging Sassjas Befehl über den Hyperkom. „Wir brauchen kein unnötiges Risiko einzugehen."
    „Achteins dreht ab", knatterte es aus dem Empfänger.
    „Rido..."
    Die Hand hing über dem roten Schalter.
    „Ich hoffe, du hast richtig gerechnet, Junge", sagte Rido. Es klang wie ein Stoßgebet.
    Dann drückte er zu.
     
    *
     
    Es ging alles viel zu schnell, als daß Menschenaugen hätten folgen können. Die T-82 schoß aus dem ATG-Feld hervor und befand sich inmitten eines Gewirrs hellblau leuchtender Gitterstränge. Flüchtig sah Rido dunkle Strukturen, die sich um die Gitterknoten wölbten, und beutelförmige Nester, die er vom ersten Vorstoß her kannte.
    „Feuer eins bis vier", sagte Sassja mit flacher Stimme.
    Es rumpelte tief drunten im Leib der Tsunami, als die Transformgeschütze sich entluden.
    Die Zündung war auf kürzeste Laufzeit gestellt. Der Orter schrillte Alarm. Voraus, unmittelbar im Kurs der T-82, war eines der Nester aufgetaucht. Es feuerte aus allen Rohren. Der Schutzschirm verwandelte sich in eine Wand aus grellen, huschenden Regenbogenfarben. Die zweihundert Meter große Tsunami bockte und stampfte wie ein Nachen auf stürmischer See.
    Ein greller Blitz überlagerte das Flackern des Schirmfelds.
    „Erstes Transformgeschoß gezündet", meldete der Bordcomputer.
    „ATG", befahl Sassja sachlich.
    Im nächsten Augenblick war die T-82 verschwunden. Zehn Sekunden lang, dann tauchte sie wieder auf.
    Rido stockte der Atem. Das All leuchtete im Glanz zweier neuer Sonnen. Ihre grelle, bläulich weiße Glut degradierte Sol zu einem drittklassigen Stern. So gewaltig war die Lichtfülle, daß die Kameraautomatik eine Warnung aufblendete und Filter vor die Objektive schob. Noch war Ridos Verstand nicht darüber im klaren, was er von dem Bild halten solle, da gellte es unter Knattern und Fauchen aus dem Hyperkom-Empfänger: „Wir haben es geschafft! Diesmal haben wir's ihnen gezeigt!"
    Da begriff Rido. Die Erleichterung überfiel ihn mit solcher Macht, die aufgestaute Spannung der vergangenen Minuten entlud sich mit solcher Wucht, daß ihm benommen zumute wurde. Er hörte das Rauschen des Blutes, das Pochen seines Herzens, und für die Dauer etlicher Sekunden verschwamm das Bild vor seinen Augen.
    Wildes Grölen brachte ihn wieder zu sich. Es drang aus den Empfängern des Hyperkoms und des Interkoms, es kam aus allen Winkeln der Zentrale und durch die offenen Schotte. Sassja hatte die Gurte gelöst und war aufgesprungen. Sie hupfte und schrie und fuchtelte mit den Armen wie ein tanzender Derwisch. Rido fuhr sich mit der Hand über die Stirn, wie um den letzten Rest der Benommenheit fortzuwischen, und lehnte sich tief in seinen Sessel zurück.
    Sie hatten es geschafft. Die beiden Angreifer waren vernichtet. Das Unglaubliche war Wirklichkeit geworden. Der scheinbar unverwundbare Gegner hatte die ersten Verluste erlitten.
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