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1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
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Parsfon, die so weit von der Erde entfernt waren, daß sie die normallichtschnelle Strahlung noch empfingen, wurden angewiesen, genaue Peilungen vorzunehmen. Ein Verdacht war im Bewußtsein der Abtrünnigen entstanden. Er hatte zu tun mit der Meldung, die von Parsfon gekommen war - und mit einer gravimechanischen Schockfront geringer Intensität, die die Instrumente ihres Schiffes registriert hatten, damals, kurz bevor Klongheim und Parsfon aus dem Hyperraum auftauchten...
     
    5.
     
    Die Stimmung war bedrückt, aber die Stimmen gingen laut in der Messe tief unter der im Permafrost erstarrten Oberfläche des Saturnmonds Titan. Der Alkohol floß in Strömen, aber über den Ausgängen leuchtete in zuckenden, roten Lettern die Warnung: NIEMAND VERLÄSST DIESEN RAUM OHNE ANTIALINJEKTION. Medo-Roboter standen bereit, der Anordnung Nachdruck zu verleihen. Niemand, der sich hier betrank, würde seinen Rausch mit ins Bett nehmen. Antial wirkte binnen weniger Sekunden.
    Die Messe war ein Teil der Stahlfestung, die die Liga Freier Terraner von den Überschweren geerbt hatte, den Schergen der Laren, die während der Invasion des Konzils der Sieben hier hausgehalten hatten. Die Mehrzahl der Anwesenden gehörten zur Stammbesatzung des Stützpunkts Titan. Ein wenig abseits von der Menge hatten sich die Mannschaften der Tsunamis ein paar Tische ergattert. Zwei akonische Schiffe waren nach Torr Sigbans Befehl ebenfalls auf Titan eingelaufen. Die Akonen schlössen sich den Tsunamisten an. Ein gerades Dutzend der Wesen aus dem Blauen System nahm mit Eifer an den Diskussionen teil, die sich an den Tsunami-Tischen abwickelten, während automatische Serviergeräte die Becher stets aufs neue füllten.
    „Das Ganze hat keinen Zweck", verkündete ein Mann von der T-79. „Der Gegner ist uns haushoch überlegen. Wir wären besser dran, wenn wir uns einfach zurückzögen und uns die Sache aus der Ferne ansähen."
    Soviel Defätismus konnte Sassja Yin nicht ertragen. Sie hatte bisher geschwiegen und sich angelegentlich mit ihrem Getränk beschäftigt. Aber diese Aussage verdiente eine Erwiderung.
    „Und was wird nach deiner Ansicht aus Terra?" fragte sie - gefährlich ruhig, wie Rido Narbonne konstatierte.
    Der T-79er zuckte mit den Schultern.
    „Steckt hinter dem Zeitdamm", antwortete er. „Niemand kann sie finden."
    „Es sei denn, er bekäme dich zwischen die Finger."
    „Ha?" machte der Mann überrascht.
    „Wie lange, glaubst du", fragte Sassja, „würdest du den Mund halten, wenn der Gegner dich faßte und dir die Daumenschrauben ansetzte? Eine oder zwei Minuten gäbe ich dir, so wie du aussiehst. Dann fingest du haltlos an zu plappern und verrietest alles, was du über den Zeitdamm weißt."
    „Hör zu, ich lasse mich von dir nicht beleidigen...", begann der T-79er aufgebracht.
    Aber Sassja ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Schwarzseher wie dich sollte man in die Etappe schicken, wo sie keinen Schaden anrichten können", fauchte sie ihn an. „Hier draußen werden andere Leute gebraucht."
    „Zum Beispiel welche?" fragte der Angegriffene.
    „Leute mit Ideen", giftete Sassja. „Da draußen schwirren Tausende von Fragmenten herum, die offenbar nichts anderes im Sinn haben, als sich das Solsystem anzusehen.
    Jemand müßte eine Strategie entwickeln, wie man ihnen zu Leibe rücken kann. Sicherlich sind sie leichter verwundbar als die Riesengebilde, von denen sie stammen. Jeder von uns ist aufgerufen, seinen Grips anzuheizen und sich zwei oder drei gute Ideen einfallen zu lassen. Wer von vornherein aufgibt, von dem ist nichts Brauchbares zu erwarten."
    Der T-79er, der nicht die Absicht gehabt hatte, sich in eine Grundsatzdebatte verwickeln zu lassen, schwieg und wandte sich ostentativ seinem Getränk zu. Sassja aber fuhr mit der Darlegung ihrer Thesen fort. Sie war eine feurige Rednerin und hatte keine Schwierigkeit, Gegenargumente abzuwehren. Im Eifer des Redegefechts stand sie auf und stellte sich auf ihren Stuhl. Wenig später hob eine Gruppe begeisterter Zuhörer sie auf die Tischplatte, und es dauerte nur ein paar Minuten, bis die gesamte Messe - um diese Zeit bevölkert von zirka dreihundert Männern und Frauen - gebannt der zierlichen Rednerin lauschte.
    Rido Narbonne hatte fürs Philosophieren nicht viel übrig. Als Sassja lauter und lauter wurde, kehrte er sich ab und beschäftigte sich mit seinem synthetischen Wein. Er hatte ein paar Minuten so gesessen und den Lärm mit stoischer Ruhe über sich ergehen lassen, als er
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