Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1127 - Der Gothic-Vampir

1127 - Der Gothic-Vampir

Titel: 1127 - Der Gothic-Vampir
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
überstanden, auch wenn sie schief stand, Risse zeigte und sich auf ihr eine schwere Last ausbreitete, die noch nicht den Boden erreicht hatte.
    Johnny ging nicht mehr weiter. Er wußte selbst nicht, weshalb er die Säule so anstarrte und auch anleuchtete. Sie kam ihm vor wie ein warnendes Tor, auf dem stand, daß er, um Himmels willen, keinen Schritt mehr weitergehen sollte.
    An der Säule klebte Staub. Dreck der Jahrhunderte hatte sich dort abgesetzt. Von oben nach unten verliefen graue Schlieren. Von der durch den Turm nach oben führenden Treppe sah Johnny nichts. Sie war zusammengefallen und hatte mit anderen Trümmern einen Berg aus Schutt gebildet, doch an dieser Stelle des breiten und viereckigen Eingangsbereichs sah es anders aus.
    Die nahe Umgebung jenseits der Säule war von den herabstürzenden Trümmern verschont geblieben.
    Natürlich war der Untergrund mit kleinen Steinen und handgroßen Brocken bedeckt, doch das waren nur Reste, die sich mehr zufällig hierher verirrt hatten.
    Johnny schob sich um die Säule herum. Sein Herz schlug schneller.
    Er spürte, daß er dicht vor einer sehr wichtigen Phase stand.
    Der helle Kreis, der wie ein kleiner Verwandter des Monds am Himmel aussah, wies ihm den Weg. Johnny ging sehr vorsichtig. Er leuchtete den Boden genau ab – und blieb stehen, als hätte sich ihm ein Eisblock entgegengestellt. Zugleich merkte er das kalte Rieseln, das seinen Rücken hinabrann.
    Er hatte den Ort gefunden. Nicht das Ziel selbst, aber schon den Zugang dazu.
    »He, bist du noch da?« hörte er Kevins fragende Stimme.
    »Ja, hier.« Er bewegte die Lampe in seiner Hand von oben nach unten. »Du kannst kommen.«
    »Warum denn?«
    »Nur leuchten.«
    »Hast du die Stelle gefunden, Johnny?«
    »Komm her!«
    Kevin näherte sich ihm vorsichtig. Johnny sah, wie Kevin sich an der Säule vorbeischob und schließlich neben ihm stehenblieb.
    »Was ist denn jetzt?«
    »Da!« Mehr brauchte Johnny nicht zu sagen. Er bewegte seine Lampe. So verfolgten zwei Augenpaare den Weg des hellen Kreises über den Boden hinweg und auch über die aufgetürmten Trümmer, die wie eine kleine Moräne in die Tiefe gefallen waren und schließlich in den Einstieg gedrungen waren, der zum Verlies des Turms führte.
    »Willst du da runter?« flüsterte Kevin.
    »Deshalb sind wir doch hier.«
    »Ich glaube, es hackt!« Kevin hob seinen Arm an und leuchtete in Johnnys Gesicht. »So haben wir nicht gewettet. Ich gehe da nicht runter. Nur damit das klar ist.«
    Johnny nickte ihn an. »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich gehe da allein runter.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Dann ist alles okay. Halte hier oben Wache. Ich werde mich immer wieder melden.«
    »Verlauf dich nur nicht.«
    »Keine Sorge.« Johnny nickte Kevin noch einmal zu, bevor er sich an den ins Ungewisse führenden Abstieg machte…
    Johnny Conolly mußte sich zusammenreißen, denn er fühlte sich sehr beklommen.
    Die Welt, die vor ihm lag, war unheimlich und lautlos. Eine Stille wie in einem Gefängnis, das seit Urzeiten bestand. Ein unheimliches Versteck, in dem Generationen vor ihm schon ihre Feinde zu Tode gequält hatten. Johnny dachte an das, was er in der Kneipe gehört hatte. Jeder Stein, jeder Zentimeter mußten die Qualen der Gefolterten in sich aufgesaugt haben, und Johnny wäre nicht überrascht gewesen, hätte er plötzlich die verzerrten Gesichter der Gefolterten wie Fresken an den Wänden gesehen.
    Die Treppe bewegte sich in Wendelform der Tiefe entgegen. Johnny hatte viel von der höllischen Tiefe gehört und gelesen, er war nie selbst darin gewesen, aber jetzt hatte er den Eindruck, sich Schritt für Schritt und Stufe für Stufe dem Reich des Teufels zu nähern.
    Es mochte auch zum großen Teil daran liegen, daß sich die Luft verändert hatte. Die nächtliche Frische war ihr verlorengegangen.
    Hier unten war sie dumpf, feucht und irgendwie auch klebrig.
    Johnny gab acht, wohin er trat. Auf dem feuchten Boden konnte man leicht ausrutschen. Das wollte er nicht riskieren.
    Ihm fiel Kevin Lester ein, der noch oben am Beginn der Treppe stand. Johnny rief laut den Namen seines Schulfreundes.
    Kevin Lester antwortete erst nach dem zweiten Ruf. »Was ist? Bist du unten?« Seine Stimme hörte sich sehr entfernt an.
    »Ja, ich habe es geschafft.«
    »Super.« Eine knappe Pause. »Und?«
    »Ich muß mich noch umschauen und wollte dir nur Bescheid geben, daß alles okay ist.«
    »Wann kommst du denn wieder hoch?«
    Johnny verzog die Lippen. Das war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher