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1114 - Der Pestmönch

1114 - Der Pestmönch

Titel: 1114 - Der Pestmönch
Autoren: Jason Dark
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Hosenträgern war nahe an sie herangekommen. Er hatte sie schon packen wollen, aber das war der Schuß gefallen, und aus dieser kurzen Entfernung hatte Glenda den Schädel einfach nicht verfehlen können.
    Das geweihte Silbergeschoß aus meiner Beretta war im in die Stirn gedrungen. Das Einschußloch war nicht zu übersehen. Nur für einen Moment, dann schlug plötzlich eine grüne Flamme empor.
    Gleichzeitig flogen Funken hoch. Der fremde Schädel hatte der anderen Kraft nichts mehr entgegenzusetzen.
    Er verbrannte vor unseren Augen. Ich war froh darüber, aber ich machte mir auch Gedanken um den echten Kopf.
    Er brannte nicht.
    Die Flammen griffen auch nicht über.
    Trotzdem blieb der Mann davon nicht unberührt. Auf seinem Gesicht malte sich ein Ausdruck ab, der all das Entsetzen zeigte, das ihn durchfahren hatte. Er schrie nicht. Er wurde nur bleich und brach auf der Stelle zusammen.
    Der zweite Kopf hatte sich zu einer stinkenden und schwarzbraunen Masse auf seiner Schulter zusammengedrückt. Um sie herum tanzten einige Rauchschwaden.
    Ich biß mir auf die Lippe. Trotz der Geräusche hörte ich Glenda heftig atmen. Es glich schon einem Schluchzen. Wir warfen uns nur einen kurzen Blick zu. Für Erklärungen war keine Zeit. Der Koch befand sich noch immer in Bodenhöhe. Allerdings kroch er jetzt zur anderen Seite der Küche hin.
    Die Tür war aufgebrochen worden. Aber sie hatte sich in den Angeln halten können. Sie stand schief und bot den anderen genügend Platz, sich in die Küche hineinzudrängen.
    Sie kamen als Pulk. Sie schoben sich. Sie stießen sich gegenseitig an. Glenda hatte sich ebenfalls in den hinteren Teil verzogen. Dort standen die beiden Kellnerinnen, die starr vor Angst waren. Für sie mußte eine Welt zusammengebrochen sein.
    Es gab noch eine zweite Tür. Sie mußte zum Lager oder vielleicht auch nach draußen führen. Ich wußte es nicht. Und blieb auch keine Zeit mehr, die Tür aufzubrechen, denn die Masse der Veränderten hatte sich bereits über die Schwelle geschoben. Sie stießen sich gegenseitig vor. Sie schoben sich weiter. Sie schlugen um sich, und ich schaute dabei über die meisten Köpfe hinweg.
    Im Hintergrund stand Lorenzo. Er wirkte wie ein Feldherr, der seine Armee dirigierte. Seine Bewegungen deuteten nach vorn hin. Immer wieder stieß er die Hände in Richtung Küche, um die Veränderten anzutreiben.
    »Lorenzo!« schrie ich. Er lachte nur.
    »Hören Sie zu!«
    »Nein, Sinclair, nein! Ihr habt euch mit der Hölle eingelassen, jetzt sollt ihr auch alles auskosten, verflucht!«
    Das wollte ich auf keinen Fall. Ein Gemetzel sollte keinesfalls hier stattfinden. Ich wollte nicht als lebender Mittelpunkt in einem Berg aus Leichen meinen Platz haben.
    Die normalen Gesichter der alten Menschen hatten sich den Gegebenheiten angepaßt. Sie sahen entstellt aus. Als wäre über jedes eine Maske gestülpt worden. So sahen sie einfach widerlich aus.
    Manche wie Gesichter von Toten, die schon lange im Grab gelegen hatten.
    Sie kamen Schritt für Schritt. Sie schauten sich auch nicht um. Ihre Arme bewegten sich parallel mit den häßlichen zweiten Köpfen, während die Blicke in den normalen stur geradeaus gerichtet waren.
    Da gab es kein Leben mehr. Ihre Augen waren einfach nur blicklos, schon beinahe tot.
    Sie schlurften über den glatten Boden hinweg. Noch keiner von ihnen war gestürzt. Beinahe ein kleines Wunder, obwohl sie sich gegenseitig schoben und drückten.
    Lorenzo blieb hinter ihnen. Er stand im Licht. Sein grinsendes Gesicht wirkte künstlich. Die Lippen hatte er weit auseinander gerissen. Die dunklen Augen glitzerten.
    Plötzlich war Glenda wieder bei mir. Es war nicht viel Zeit verstrichen, obwohl mir die Sekunden oder Minuten so gedehnt vorgekommen waren.
    »Was schlägst du vor, John?«
    »Wir müssen uns stellen!«
    »Okay. Keine Flucht?«
    »Wie?«
    »Vielleicht können wir uns gegenseitig die Rücken decken und so an die Tür herankommen.«
    »Vielleicht«, gab ich zu. »Aber da ist noch ein Problem. Der Koch und die Bedienungen.«
    »Mist!«
    Wieder wurde nach uns gegriffen. Blasse, mit dünner Haut überzogene Hände wollten uns den Köpfen entgegenziehen.
    Diesmal schoß Glenda nicht.
    Dafür schaffte ich uns mit wuchtigen Tritten Luft. Aber es war nur ein kurzes Aufatmen, denn die Masse der Eindringlinge hatte sich geteilt. Sie wollten uns in die Zange nehmen und gingen um die Öfen in der Küche herum.
    Allmählich wurde es kritisch. Es blieb uns wohl nichts anderes
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