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1113 - Die Fratzen der Fresser

1113 - Die Fratzen der Fresser

Titel: 1113 - Die Fratzen der Fresser
Autoren: Jason Dark
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mehr weg.
    Die Hand landete auf meiner Brust.
    Unter dem Stoff befand sich das Kreuz. Ohne es zu wollen, hatte sie genau darauf gezielt.
    Für einen Moment schien sie zu versteifen. Dabei riß sie den Mund auf, und es sah aus, als würde sie schreien. Das passierte nicht. Sie behielt das Entsetzen ebenso für sich wie den Schrei. Auf dem Gesicht zuckte es. Die Haut erhielt kleine Falten, die wirkten wie mit dem Messer gezeichnet. Dann wehte uns das Ächzen aus ihrem Mund entgegen, und mit einer großen Kraftanstrengung schaffte sie es, die Hand von meiner Brust zurückzuziehen. Zugleich erhielt sie noch von mir einen leichten Stoß, der sie weiter nach hinten trieb.
    Sie prallte gegen eine Sitzkante. Sie rutschte weiter, drehte sich und glitt in die Sitzreihe hinein, wobei sie auf dem Schoß zweier anderer Fahrgäste landete.
    Glenda wollte aufstehen und zu ihr laufen.
    »Nein«, sagte ich und hielt sie fest. »Laß es, das ist besser. Laß sie in Ruhe.«
    Ob Britta etwas bemerkt hatte, war für uns nicht erkennbar. Jedenfalls griff sie nicht ein. Hier hinten spielte auch weiterhin die Musik, und wir hörten das Stöhnen der Frau.
    Kräftige Hände schoben sie wieder hoch. Auf Fragen, was passiert war und wie es ihr ging, gab sie keine Antwort. Sie stand schwankend im Mittelgang, und ihre Augen waren plötzlich gerötet. Ich hatte den Eindruck, daß es sie böse erwischt hatte.
    »Sie hat dein Kreuz berührt, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Glenda nickte. »Das dachte ich mir. Ich kann es mir auch vorstellen, daß sie zusammen mit den anderen vorhin an der Toilettentür gewesen ist.«
    »Davon gehe ich mal aus.«
    Die Frau mit den leicht lila getönten Haaren fing sich wieder. Aber etwas war mit ihrer rechten Hand passiert. Der Arm hing normal nach unten, die Hand aber hielt sie unnatürlich verdreht, und ihr Mund stand halb offen.
    Es lag auf der Hand, daß sie noch etwas von uns wollte, wobei ich nicht mit einem zweiten Angriff rechnete. Sie hob den Arm dann an und drehte zuerst sich und dann uns die Hand zu, so daß wir auf die Fläche schauen konnten.
    Dort malte sich ein dunkler Umriß ab. Wie eine dieser modernen Malereien, die in den letzten Monaten das weitaus gefährlichere Piercing abgelöst hatten.
    Es war allerdings kein Zeichen, das aus irgendeiner fremden Mythologie stammte, sondern mein Kreuz!
    Wie ein Sigill hatte es auf der Handfläche seinen Platz gefunden. Die Frau war geschockt. Sie drehte die Hand, sie schaute auf die Fläche, und zugleich löste sich ein Schrei aus ihrem Mund.
    Sekunden später brach sie zusammen…
    ***
    »Anhalten!«
    Der Ruf war von keinem der Fahrgäste gekommen. Britta hatte ihn ausgestoßen, und Harry lenkte den Bus an den linken Straßenrand und stoppte.
    Es gab keinen mehr, der die Szene nicht mitbekommen hatte. Die Fahrgäste reagierten unterschiedlich. Die einen blieben sitzen, drehten aber den Kopf, während die anderen es nicht mehr auf ihren Plätzen aushielten und aufstanden.
    Die Frau mit den gefärbten Haaren lag verkrümmt im Gang. Die Beine hatte sie angezogen, den rechten Arm ausgestreckt und die Hand dabei so gedreht, daß die Fläche offen lag.
    Sie wimmerte vor sich hin. Sie fluchte auch. Von der anderen Seite näherte sich Britta mit schnellen Schritten. Ich war trotzdem eher bei der Verletzten als Britta.
    Sie bückte sich nicht. Sie stand am Kopfende, ich an der anderen Seite.
    Beide schauten wir uns an.
    Brittas Gesicht verlor die gesunde Farbe. »Was haben Sie mit ihr gemacht?« flüsterte sie.
    »Ich habe nichts getan!«
    Sie wollte es mir nicht glauben. Ihr Blick streifte zuerst den Körper, danach die Hand, und sie fragte mit lauernder Stimme: »Was ist das, verflucht?«
    »Ein Zeichen. Ein Abdruck.«
    »Das sehe ich. Aber woher stammt es?« Sie schaute unsicher in die Gegend und schüttelte dabei den Kopf.
    Ich gab ihr keine direkte Antwort und sagte nur: »Sie sehen, daß es nicht normal ist.«
    »Stimmt.«
    »Es war Zufall, daß die Frau gegen mich fiel. Sie faßte zufällig dabei mein Kreuz an, das ich vor der Brust trug. Es war nicht beabsichtigt, doch ein derartiges Resultat ist schon außergewöhnlich. Finden Sie nicht auch?«
    Das fand sie wohl, aber sie sprach mich darauf nicht direkt an. »Ein Kreuz?« flüsterte sie.
    »Ich habe nicht gelogen. Wollen Sie es sehen?«
    Ihr Zusammenzucken, das mir sagte, zu welcher Seite sie gehörte, obwohl ihre Antwort dann schon recht harmlos klang. »Ich habe es nun mal nicht mit Kreuzen«, erklärte sie mit
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