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1107 - Die Mutation

1107 - Die Mutation

Titel: 1107 - Die Mutation
Autoren: Jason Dark
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stehen. Es war die Stelle, an der die beiden Gewächshäuser ineinander übergingen und das Licht heller schien als an anderen Stellen.
    Sie konnte ihn jetzt genau sehen. Eine nackte Gestalt mit einer glatten grünen Haut, die schon wie ein Panzer wirkte. Besonders die Augen in seinem Gesicht fielen ihr auf. Sie waren schlecht zu beschreiben. Funkelnd, in der Farbe wechselnd. Mal rötlich, mal blaß. Seine Stirn war hochgewachsen. Die Haare gab es nicht mehr. Er hatte sie bei seiner Verwandlung verloren. Sehr große Ohren klebten an den Seiten, ein breiter Mund, mehr ein Maul, eine dicke breite Nase und lange, recht dünne Arme, die in Händen endeten, die mehr die Form von Krallen besaßen, da sie mit langen Nägeln bestückt waren.
    Die beiden schauten sich nicht nur an, sie belauerten sich auch. Jeder wartete darauf, daß der andere etwas tat und den ersten Schritt ging. Jana fühlte sich unter seinem Blick wie abgetastet. Er durchforschte sie. Er glitt von ihrem Kopf abwärts bis zu den Füßen, als wäre er damit beschäftigt, etwas Bestimmtes zu suchen. Da sein Mund dabei zuckte, faßte sie es als ein Lächeln auf, das auch sie erwiderte, ohne jedoch etwas zu ihm zu sagen.
    Er mußte doch spüren, wie sie ihn mochte! Sie waren Geschwister. Hinter ihnen lag ein gemeinsames Schicksal. Jana dachte daran, daß er ihr versprochen hatte, sie immer zu beschützen.
    »Ich… ich… freue mich«, flüsterte sie ihm entgegen. »Ich freue mich, daß du dein Ziel endlich erreicht hast…«
    Sie wartete auf seine Antwort und erhielt keine Reaktion. Es verwunderte sie etwas, und ihre Euphorie verschwand. Plötzlich hatte sie den Eindruck, daß er sie nicht mehr mochte. Alles was ihn als Menschen so ausgezeichnet hatte, war verschwunden. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich radikal verändert.
    »Warum sagst du denn nichts?«
    Die Mutation bewegte ihren Mund. Die beiden Hälften klafften auf. Zum erstenmal sah Jana die Zähne in den beiden Kieferhälften. Sie wiesen eine starke Ähnlichkeit mit denen der Fledermäuse auf, und an ihren Enden waren sie spitz wie Messer. Wer sie sah, konnte sich davor nur fürchten.
    Auch Jana rann ein kalter Schauer über den Rücken, so daß sich ihr Optimismus leicht dämpfte. So genau wußte sie ihren Bruder nicht einzuschätzen. Zum erstenmal entstand bei ihr eine Gänsehaut.
    Die Umgebung hatte sie vergessen. Was Sinclair tat, interessierte sie nicht. Sie hörte auch nicht mehr die Gebete des Mannes, der sich unter das Beet zurückgezogen hatte.
    Die Mutation ging weiter. Jana gelang ein Blick auf die Füße, die breiter geworden waren. Auch sie waren von der glatten Haut bedeckt. Die dünnen Beine wirkten im Vergleich dazu knochig und auch staksig.
    Er faßte zu.
    Es war alles blitzschnell gegangen. Selbst Jana war davon überrascht worden. Sie hatte damit gerechnet, ein liebes geschwisterliches Wort zu hören, aber James wollte nur sie. Seine Hände hatten sich auf die nackten Rundungen ihrer Schultern gelegt. Jetzt war zu spüren, wie glatt die Haut war, aber sie merkte auch den Druck der Krallen, die vorn leicht gebogen waren wie krumme Messer.
    Das Blut stieg ihr in den Kopf. Es rauschte in den Ohren. Plötzlich war eine heile Welt für sie zusammengebrochen. Das Gefühl, vieles oder alles falsch gemacht zu haben, drang immer stärker in ihr durch. Plötzlich glaubte sie nicht mehr an die geschwisterliche Liebe. Zu stark hatte sich James auch innerlich verändert. Das Menschsein war nicht nur nach außen hin sehr stark zurückgetreten.
    Seine Hände hielten Jana noch immer fest. Das Gesicht sah sie dicht vor sich. Er bewegte den Kopf, so daß er von einer Seite zur anderen pendelte. Der böse Blick drang nicht nur in ihre Augen hinein.
    Er schien sich auch tief in ihre Seele bohren zu wollen, und Jana wußte, daß sie sich aus eigener Kraft nicht mehr von ihm befreien konnte. Er streichelte sie mit seinen Krallen. Die Spitzen glitten über die nackte Haut ihrer Oberarme hinweg und hinterließen dabei schmale, rote Furchen. Jana drehte den Kopf zur Seite. Sie wollte nicht mehr in dieses veränderte Gesicht starren, das auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem eines außerirdischen Geschöpfs aufwies, wie man sie immer in irgendwelchen Filmen sah.
    Dann biß er zu.
    Es war ein Angriff, den sie nicht erwartet hatte. Sein Maul hatte er kurz zuvor weit geöffnet und auf eine Stelle zwischen Hals und Brustbein gezielt.
    Den ersten Schmerz spürte die junge Frau wie ein gräßliches Ziehen,
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