Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1107 - Die Mutation

1107 - Die Mutation

Titel: 1107 - Die Mutation
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Die feuchte Wärme und der intensive Blütenduft waren einfach zu schwer zu ertragen, und durch die Klappe an der Decke drang auch nicht viel Luft zu uns.
    »Hast du Jana Cusack auch gesehen?« fragte ich meinen Freund.
    »Nein.«
    »Sie muß aber hier sein«, erklärte ich. »Wahrscheinlich hat Cusack sie sich geholt.«
    »Aber sie ist seine Schwester, John.«
    »Na und? Glaubst du denn, einer wie er würde darauf Rücksicht nehmen? Es geht ihm nicht darum, nur auszusehen wie eine Mutation, er will auch so handeln wie sie. Dabei spielt es keine Rolle, an wen er sich dabei wendet.«
    Wir waren tiefer in das Gewächshaus hineingegangen. Wir lauschten, suchten auch mit den Blicken jede erreichbare Stelle ab, doch es gelang uns nicht, die Mutation zu sehen. Schließlich erreichten wir den Durchgang zum zweiten Haus.
    »Bitte - he…«
    Die Stimme klang leise und zitternd. Ich schaute nach unten und sah Soul, der sich unter einen der langen Beettische verkrochen hatte. Er zitterte am ganzen Leib, und meiner Ansicht nach war er der einzige Zeuge.
    »Ich habe ihn gesehen.«
    »Wo sind sie?«
    Soul war wie weggetreten. »Ich habe ihn gesehen«, wiederholte er und bebte dabei. »Er sah so schlimm aus. Er hat sie geholt. Er packte die Frau und zog sie mit sich.«
    »Wohin?«
    »Tiefer.« Mit einer schwachen Bewegung deutete Soul nach vorn. »In das Dunkel.«
    »Was hat er ihr getan?«
    Soul stemmte sich auf die Füße. Er schaute sich dabei noch immer ängstlich um.
    »Was?«
    »Er packte sie. Dann hat er sie gebissen!« erklärte der Mann stotternd. »Richtig zugebissen. Wie ein Tier. Ich habe das Blut gesehen. Jana hatte eine so große Angst.«
    »Ist sie tot?« fragte ich.
    »Das weiß ich nicht.«
    Suko und ich blickten uns an. Zu sagen brauchten wir nichts. Wir wußten jetzt beide, was wir zu tun hatten…
    ***
    Jana Cusack lebte noch. Sie war verletzt, sie war schwach. Sie spürte den Schmerz der Wunden und unter ihrem dünnen Kleiderstoff den rauhen Boden des Gewächshauses.
    Ihr Bruder hielt sie an einer Hand gepackt und schleifte sie über den Boden wie einen gefüllten Sack. Er nahm keine Rücksicht mehr. Verwandtschaftliche Bande waren längst zerrissen. Jana war nicht mehr seine Partnerin oder Schwester, sondern nur noch sein Opfer, das ihm weiterhelfen würde.
    Er brauchte sie. Eine wie sie gab ihm Kraft. Er führte jetzt ein anderes Leben und war zurück in die Zeit versetzt worden, in der es noch keine Menschen gab, dafür aber Wesen wie ihn. Eine Rückverwandlung, wie sie perfekter nicht hatte sein können.
    Damals hatten sich die Mutanten auch schon ernähren müssen. Es hatte schon Fleisch gegeben. Das Recht des Stärkeren hatte dort gegolten. Nur wer es beherrschte, konnte überleben.
    Für ihn besaß dieses Gesetz noch immer Gültigkeit, und er würde es an seiner Schwester praktizieren.
    Jana lag auf dem Rücken. Die Augen hielt sie offen. Schwach über ihr glitt die Decke des Treibhauses dahin. Zuerst hatte sie versucht, sich aus dem Griff zu befreien. Beim zweiten Versuch hatte sie schon aufgeben müssen, denn da war der Druck der Krallen einfach zu stark geworden. Sie wollte nicht, daß ihr die Spitzen die Haut aufschlitzten und noch tiefer drangen.
    Er schleppte sie weiter. Sie war schon nicht mehr in der Lage, die Umgebung wahrzunehmen. In ihrem Kopf rauschte es. Das Blut war heiß geworden. Es hatte sich verändert, glaubte sie. Zudem hatte sie auch Blut verloren.
    Das ist nicht mein Bruder, dachte sie. Nein, das ist er nicht. Das ist ein Fremder. Ein grausamer Mörder. Er kennt keine Rücksicht mehr. Ich bin für ihn nur noch ein Stück Masse. Ich bin Fleisch.
    »Ich bin es nicht wert, ich bin…«
    Sie hörte ihn knurren. Ein schreckliches Geräusch, das in der Tiefe seiner Kehle geboren war. Kein Mensch stieß einen derartigen Laut aus, und er paßte zu ihm.
    Sie erreichten das Ziel. Es war das Ende des Gewächshauses und damit auch das Ende der langen Beete. Hier fand er den richtigen Platz, denn es störte ihn nichts.
    Die Mutation ließ seine Schwester los, die zu Boden kippte und auf dem Rücken liegenblieb. In dieser Umgebung bewahrte er einige Geräte auf. Kannen zum Gießen. Töpfe und Kübel. Auch große Schalen mit Erde. Das Licht hier war besser. Zwei abgedeckte Leuchtstoffröhren ließen es gerade nach unten fallen. Von einer Verteilerstelle aus liefen die Schläuche für die Bewässerung wie dunkle Schlangen auf die Beete zu, und auch der große Motor der Klimaanlage stand wie ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher