Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1104 - Die Spur des irren Köpfers

1104 - Die Spur des irren Köpfers

Titel: 1104 - Die Spur des irren Köpfers
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
jagen.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Hier ist er nicht.«
    Ich holte die Zeichnung aus der Tasche. Das Bild war nach den Angaben der Zeugen angefertigt worden. »Wenn Sie sich das mal anschauen würden…«
    Der Bärtige nahm das Blatt entgegen. Aus der schmalen Tasche seiner Weste holte er eine Brille, setzte sie auf und schaute sehr genau hin. Irgendwann bewegte er seine Augenbrauen.
    »Ist Ihnen was aufgefallen?« fragte ich.
    »Kann sein.«
    »Und was?«
    »Tja, ich bin mir nicht sicher, aber das Gesicht kommt mir schon bekannt vor.«
    Plötzlich saßen Abe und ich nicht mehr auf weichem Büffelleder, sondern wie auf heißen Stühlen.
    War das eine erste Spur oder wollte sich der Mann nur wichtig machen?
    »Fällt es Ihnen wieder ein?« fragte Abe.
    »Nein, das nicht, aber ich meine, ihn schon gesehen zu haben. Ist lange her.«
    »Können Sie sich an den Ort erinnern?«
    »Auf einem Foto, glaube ich.«
    Unsere Gesichter zeigten die entsprechende Enttäuschung. Das war dem Wirt wohl nicht sehr angenehm. Er wies sein Personal an, für ihn mitzuarbeiten und verschwand mit der Zeichnung durch eine Tür. Kam aber noch einmal zurück. »Ich wohne hier oben, und meine Mutter lebt auch dort. Kann sein, daß sie mehr weiß. Sie sitzt leider im Rollstuhl…«
    »Sollten wir nicht besser mitkommen?« fragte ich.
    »Wenn Sie wollen…«
    Wir mußten hinter die Theke, wo er uns die Tür aufhielt, so daß wir hindurchtreten konnten. Der Gang war recht dunkel, aber der Wirt machte Licht, und so konnten wir normal die mit einem Teppich belegte Treppe in die erste Etage hochgehen.
    »Meine Frau ist zur Zeit mit zwei Freundinnen auf einem Europatrip, so muß ich mich um die Mutter kümmern. Mein Name ist übrigens Jim Lane.«
    Auch wir stellten uns vor, dann schloß Jim eine stabile Bohlentür auf, die uns in sein persönliches Reich führte, in dem wir uns staunend umschauten, denn der Flur hier oben war breit genug, um all die Sammlerstücke aufnehmen zu können, die Jim im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte.
    Es waren alte Musik-Boxen. Da schimmerte das Glas, da glänzte das Chrom, und von draußen hörten wir die wütenden und wilden Geräusche des Sturms, der immer wieder wie ein hungriges Raubtier nach dem Haus hier zu schnappen schien.
    »Toll«, sagte ich und meinte damit die alten Boxen.
    »Das ist meine Leidenschaft.«
    »Funktionieren die noch?«
    »Und wie. Hin und wieder probiere ich sie aus und bin bisher noch nicht enttäuscht worden. Außerdem pflege ich sie immer sehr gut. Aber kommen Sie mit, sonst liegt die gute Hannah schon im Bett. Das kann sie noch vom Rollstuhl aus.« Er lachte. »Ich meine, von ihm aus sich ins Bett schwingen.«
    Jim Lane ging schneller. Seine Mutter lebte zwar hier oben im Haus, aber in einer eigenen Wohnung. Wir mußten uns nach rechts wenden, gelangten in einen kleinen Seitenflur und warteten, bis der Wirt die Tür aufgeschlossen hatte.
    Er sprach sehr laut. »Mutter, ich bin da und bringe Besuch mit. Die beiden Herren möchten mit dir ein paar Worte wechseln.« Er gab uns ein Zeichen, einzutreten, und wir blieben neben ihm innerhalb des kleines Flurs stehen.
    Es war eine kleine Wohnung. Aber mit einer Klimaanlage versehen. Die Spalte sahen wir oben unter der Decke. Die Türen standen offen, und in jeden Zimmer brannte Licht.
    »Wo bleibt ihr denn?« rief eine unwirsche Stimme, und der Wirt flüsterte: »Sie ist heute etwas unleidlich. Liegt wahrscheinlich am Sturm. Mutter mag ihn nicht. Sie hat schon zu viele davon erlebt. Freunde von ihr kamen im Sturm um.«
    Wenn wir schwiegen, war der Sturm besonders deutlich zu hören. Hier oben sogar noch besser. Er kratzte über das Dach hinweg. Es hörte sich an, als liefen dort zahlreiche Katzen umher, die zudem um die Wette heulten.
    Jim Lane führte uns in ein Zimmer, in dem das normale Licht zwar brannte, aber das Flackerlicht der Glotze ebenfalls zu sehen war, wenn es dort einen Bildwechsel gab.
    Hannah Lane saß in einem Rollstuhl und schaute auf den Bildschirm. Sie drehte kaum den Kopf.
    Ihre Hände spielten mit der Fernbedienung. Sie trug eine braune Bluse aus dickem Stoff und hatte über ihre Beine eine Decke gelegt. Das graue Haar war kurzgeschnitten. Es lag auf ihrem Kopf wie ein Pelz. Das Gesicht zeigte ein Muster aus sehr feinen, scharfen Falten, aber die Augen blickten hellwach, als sie uns entgegenschaute.
    Der Sohn stellte uns vor.
    Gegen die Polizei hatte sie nichts. Sie akzeptierte uns auch, obwohl wir nicht aus Texas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher