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1104 - Die Spur des irren Köpfers

1104 - Die Spur des irren Köpfers

Titel: 1104 - Die Spur des irren Köpfers
Autoren: Jason Dark
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aufgerissen war, hatten sich in seinem Gesicht mit der verzogenen Haut Falten gebildet. Die dicke Nase, die hohe Stirn, das graue Haar, das den Kopf umgab und bis über die Ohren hinwegwuchs.
    Bleiche Brauen lagen über den Augen, in denen ich kein Leben entdeckte. Es war kaum zu glauben, daß diese Person überhaupt existieren konnte.
    »Wo hält sich der Körper versteckt?« flüsterte ich meinem Freund zu.
    Abe schwieg.
    »Ist er hier?«
    Der G-man deutete ein Nicken an.
    »Hinter dem Vorhang?«
    Diesmal bewegte Abe Douglas nur die Augen. Ich las daraus ein glattes Nein.
    »Im Bad?«
    Er schloß für einen Moment die Augen.
    Also dort. Mein Lächeln fiel nicht locker aus, als ich Abe einen letzten Blick zuwarf und dann von meinem Stuhl aufstand. Ich drehte mich vom Bett weg, so daß meine wahren Absichten verborgen blieben. Noch in der Bewegung griff ich zu. So schnell wie möglich packte ich den Kopf. Meine Finger verkrallten sich in dem grauen, strohigen Haar. Ich riß ihn von Abes Körper weg, hörte dabei einen fauchenden Laut und schleuderte ihn noch in der gleichen Sekunde einfach in das große Krankenzimmer hinein.
    Er wirbelte durch die Luft und schlug mit einem dumpfen Laut gegen die Tür. Ich wollte schneller sein als der Schädel und drehte mich nach links, um die schmale Tür zum Bad zu erreichen. Die Waffe hatte ich gezogen. Vielleicht schaffte es eine geweihte Silberkugel doch, ihn zu schwächen.
    Dann riß ich die Tür auf. Blieb stehen, weil ich nicht in einen Schlag der Axt hineinlaufen wollte.
    Der Raum war klein.
    Und er war leer!
    Trotzdem glaubte ich nicht, daß mich Abe an der Nase herumgeführt hatte. Es mußte einzig und allein an diesem verdammten Killer liegen, weil er sich so schnell bewegen konnte und zudem auch so, daß man ihn dabei so gut wie nicht sah.
    Ich schleuderte die Tür wieder zu. Es blieb nur das Versteck hinter dem Vorhang. Ich zielte mit der Waffe dorthin, ohne allerdings ein Ziel zu sehen.
    Der Kopf lag noch immer nahe der Tür am Boden. Er war so gelandet, daß sein Gesicht in das Zimmer hineinschauen konnte. Ich bekam mit, wie er seinen Mund bewegte und kicherte.
    Una hielt sich noch zurück. Ich überlegte, ob ich sie holen sollte, aber die Bewegung am Vorhang hielt mich davon ab. Zuerst fiel mir auf, daß er leichte Wellen warf. Danach hörte ich ein schleifendes Geräusch, und einen Moment später bewies Truman Dobbs, wozu er in der Lage war. Und vor allen Dingen, wie scharf seine Klinge war, denn er bewegte sie von oben nach unten. Die Schneide berührte dabei den Vorhang, und sie teilte ihn in zwei Hälften.
    Ein langer Schlitz entstand.
    Ich schoß noch nicht. Ich sah Dobbs auch nicht, mir fiel nur die Klinge auf, die sich durch den Spalt drängte. Das Licht fing sich auf der blanken Schneide, und die andere Hand des Kopflosen drückte den Schlitz in die Breite.
    Er schaffte sich Platz.
    Und er kam.
    Er war der Sieger. Er hatte noch niemals eine Niederlage erlitten. Er vertraute voll und ganz auf den Schutz des Götzen Tawiskara, der ihn unbesiegbar gemacht hatte.
    Auch für mich war es schwer, mich an eine kopflose Gestalt zu gewöhnen, die sich trotzdem so flüssig bewegte wie ein normaler Mensch. Ich mußte mich von dem Anblick losreißen und mich nur auf einen bestimmten Gegenstand konzentrieren. Die Axt, sein Mordwerkzeug, war für mich jetzt am wichtigsten.
    An beiden Seiten klebte noch das frische Blut der Toten aus dem Schwesternzimmer. Wenn es nach ihm ging, sollte mein Blut in der nächsten Minute hinzukommen.
    Vom Bett her meldete sich Abe Douglas. »John, jetzt hilft uns nichts mehr, verflucht…«
    »Das werden wir sehen.«
    Ich ließ ihn zunächst einmal kommen. Er hatte den rechten Arm noch nicht angehoben. Von der Tür her hörte ich das schrille Kichern aus dem Mund des Kopfes. Der wußte genau, wie gering unsere Chancen waren und gab seine Vorfreude bekannt.
    Verdammt, wo blieb Una? Sie hatte versprochen, zu kommen und mir zur Seite zu stehen. Das tat sie nicht. Sollte sie es sich anders überlegt haben?
    Meine Gedanken irrten ab. Ich mußte mich um den irren Köpf er kümmern. Er schlenkerte seinen rechten Arm. Wie jemand, der seine Waffe aus dem Handgelenk werfen will.
    Ich schoß und jagte das geweihte Silbergeschoß in die Brust der Gestalt. Sogar in die linke Seite, wo bei einem normalen Menschen das Herz schlägt. Er zuckte zurück. Ich freute mich, aber ich freute mich zu früh. Das geweihte Silber konnte ihn nicht stoppen und erst recht
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