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1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom
Autoren: Jason Dark
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»Glaubst du denn, daß wir schlafen können?«
    »Frag mich was Leichteres«, gab er zurück. »Zumindest weiß ich jetzt, warum ich keinen Schlaf gefunden habe. Es ist irgendwie eine Vorahnung dessen gewesen, was sich hier auf dem Schirm gezeigt hat.«
    Sheila sagte nichts. Sie ging schon vor zum Schlafzimmer. Wie ein Gespenst bewegte sie sich durch das leere Haus. Ihr Gesicht war ebenso starr wie ihr Blick. Doch im Innern war sie aufgewühlt. Sie konnte auch das Frösteln nicht unterdrücken. Um die Magengegend herum hatte sich ein Ring gebildet, der immer stärker zudrückte. Auch ein Zeichen der hochsteigenden Furcht…
    ***
    Die Finger der alten Hand krochen wie dürres Gestrüpp über meinen Körper hoch zur Kehle hin, als wollten sie sich darum klammern und mich mit letzter Kraft erwürgen.
    Bevor es dazu kam, wachte ich auf!
    Ich wollte sofort hoch, doch die Hand drückte mich wieder zurück in die Waagerechte.
    »Nicht so hastig«, drang die Flüsterstimme aus dem Loch im Bartgewucher. »Es ist Zeit genug.«
    »Verdammt, ich…«
    »Pssst - nicht fluchen, John, nicht hier.«
    »Ja, verstanden.«
    Ich war noch immer etwas benommen. Schließlich hatte ich tief und fest geschlafen. So tief, als hätte man mir einen Trank verabreicht, aber das war es nicht gewesen. Es hatte einzig und allein an meiner Reise und an der Müdigkeit gelegen.
    Der Raum war klein, in dem ich lag. Ein winziges Zimmer mit hellen gestrichenen Wänden. Einem ebenso winzigen Fenster, einem glatten Boden, auf dem auch mein Lager zubereitet worden war.
    Nur eine schlichte Matte, die recht hart geflochten war. Nahe des Kopfendes stand ein mit Wasser gefüllter Krug.
    Ich war nicht allein. Der Mann, dessen Alter sich nur schwer schätzen konnte, hieß Krystos. Er war kleiner als ich. Seine Kleidung bestand aus einer Kutte, deren Stoff dunkelbraun, beinahe schwarz, eingefärbt war. Vor der Brust hing ein schlichtes Metallkreuz. Es wies eine andere Form auf als das meine, denn bei ihm waren alle vier Balken gleich lang. Man konnte es als quadratisch bezeichnen.
    Es war ein griechisches Kreuz, und auf einer griechischen Insel hielt ich mich auf.
    Krystos hatte mich unten am Hafen abgeholt und war zusammen mit mir in die Felsen hochgestiegen, um die wenigen Häuser zu erreichen, die sich um eine kleine Kirche gruppierten.
    Krystos lächelte. »Es ist gut, wenn der Mensch schläft, bevor er zu großen Taten schreitet.«
    »Meinst du?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Ich kann meine Taten noch nicht einschätzen, die vor mir liegen und hoffe nur, das Richtige unternommen zu haben. Alles andere muß sich ergeben.«
    Krystos nickte mir zu. »Es stimmt, was du gesagt hast, John. Nur mußt du immer daran denken, daß Eile mit Weile geschieht. In diesem Teil Europas laufen die Uhren eben anders.«
    »Und trotzdem ist es Nacht.«
    »Das stimmt. Sogar eine klare.«
    »Für uns günstig?«
    »Sicher.« Er nickte mir zu. Ich glaubte sogar, ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht gesehen zu haben, aber das konnte auch eine Täuschung sein.
    »Darf ich jetzt aufstehen?« fragte ich.
    »Gern.«
    Krystos erhob sich aus seiner knienden Haltung und schaffte mir Platz. Ich hatte nicht lange geruht, doch meine Glieder waren recht steif geworden. Hinzu kam der Druck im Rücken. Ich machte so etwas wie Gymnastik, bei der mir Krystos zuschaute.
    Er war Mönch.
    Aber ein besonderer. Jemand, der viel wußte und auch verschwiegen war. Mein Freund Abbé Bloch hatte mir den Tip gegeben, mich an ihn zu wenden. Krystos lebte zwar auf einer kleinen Insel, dazu noch einsam auf dem Berg mit einem schwach belegten Kloster, doch das bedeutete nicht, daß er mit der normalen Welt nichts mehr zu tun hatte. Er wußte schon, wie der Hase lief, und wenn ich in seine hellwachen Augen schaute, dann wurde mir dies immer bewußt. Die Freunde des Abbé waren auch seine Freunde, das hatte er mir einige Male zu verstehen gegeben, und darauf konnte ich mich verlassen.
    »Können wir jetzt gehen?« fragte ich.
    »Ja, die Zeit ist reif.«
    »Bitte, geh vor, du kennst dich aus.«
    Krystos nickte und lächelte. Er war ein Mensch, der in sich ruhte. Kein Hektiker. Keine großen Emotionen, die er nach außen trug, wenn sie ihn überschwemmten, wie es so oft bei mir der Fall war. Er hatte gelernt, sich zu beherrschen und mit sich und seiner Umwelt im reinen zu sein. Menschen wie Krystos konnte so leicht nichts aus der Bahn werfen.
    Das Haus war klein. Es glich schon mehr einer Hütte. Ich
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