Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1100 - Die Hölle von Sodom

1100 - Die Hölle von Sodom

Titel: 1100 - Die Hölle von Sodom
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht zu fallen.
    Sheila stieß die Tür zum Arbeitszimmer mit der Schulter nach innen. Der Blick hatte sich wieder geklärt. Die Tränen waren versiegt.
    Ihr Blick fiel auf den Bildschirm. Eine neue E-Mail.
    Das sah sie sofort.
    Sheila ging näher heran, um die Buchstaben genauer zu erkennen. Nichts schwamm mehr vor ihren Augen. Sie konnte alles genau sehen. Sie las, und ihre Lippen zitterten dabei.
    ICH WERDE DEINEM SOHN ZUERST DEN RECHTEN DAUMEN ABSCHNEIDEN UND NACH LONDON SCHICKEN!
    Sheila schrie!
    ***
    Ob die Körper auch in Mitleidenschaft gezogen worden waren, das wußten wir nicht. Sie waren von diesem Neoprenanzug bedeckt, aber die Gesichter veränderten sich. Auch in der Dunkelheit war es genau zu erkennen.
    Es waren menschliche Gesichter. Auch wenn sie so starr ausgesehen hatten wie bei künstlichen Geschöpfen. Auch jetzt blieben sie noch menschlich, aber vor unseren Augen lief ein Vorgang ab, für den wir keine Erklärung fanden.
    Der Begriff Veränderung stimmte zwar, er traf trotzdem nicht den Nagel auf den Kopf, denn die Veränderung glich mehr einer Verwesung. Die sonst so glatte Haut erhielt keine Risse. Sie zog sich einfach nur zusammen, als wäre sie von einer Flüssigkeit beträufelt worden, die an Säure erinnerte.
    Immer mehr schrumpelten die Köpfe ein. Die Haut weichte auf. Sie warf Falten und erinnerte mich dabei an die auf alte Hühnerklauen. Auch innerhalb des Kopfes mußte etwas passiert sein, denn plötzlich sackten die Augen weg, als wären sie sowieso nur künstliche Gegenstände gewesen. Der Vorgang lief nicht lautlos ab. Da wir durch das Klatschen der Wellen gestört wurden, konnten wir die. Geräusche nicht so genau wahrnehmen. Ein leises Schmatzen war schon zu vernehmen, als rieben glibberige Stoffe gegeneinander.
    Die Münder zuckten gemeinsam. Sie fielen zusammen, und zwischen einem Lippenspalt blieb noch eine Zunge stecken. Dann war kein Leben mehr in ihnen.
    Suko schüttelte den Kopf. »Sag nur nicht, daß du das verstanden hast, John.«
    »Nicht mal halb.«
    »Und die andere Hälfte?«
    »Es waren Geschöpfe.«
    »Richtig. Aber es müssen auch Menschen gewesen sein. Früher einmal. Man hat sie verändert.«
    »Nicht man. Sag lieber Leonidas.«
    Suko fragte: »Traust du ihm das zu?«
    »Inzwischen schon. Er hat sich entwickelt oder muß sich entwickelt haben. Es sind Jahre vergangen, denk daran. Ich weiß nicht, mit wem er sich verbündet hat, aber er hat einen Weg gefunden, um aus Menschen dämonische Marionetten zu machen.«
    Dem konnte Suko nichts hinzufügen. Wir hatten diesen ungewöhnlichen und auch nicht erklärbaren Vorgang genau gesehen, und jetzt, wo sich die Reste der Gesichter abzeichneten, die aussahen wie dunkler Matsch, war uns noch nicht klar, welch dämonische Masse das geweihte Silber der Kugeln zerstört hatte.
    Eines aber stand fest. Aristoteles Leonidas hatte sich auf ein anderes Gebiet begeben und sich mit der finsteren Seite noch stärker verbündet. Den Hang dorthin hatte er schon immer gehabt. Nun mußte er voll integriert sein.
    Für uns war das Erscheinen der beiden auch eine Warnung gewesen. Wir wußten jetzt, worauf wir uns einrichten mußten. Der Insel-Besitzer würde mit allen Tricks vorgehen und konnte sich der Unterstützung der Hölle gewiß sein.
    Nur gut, daß es jetzt passiert war und wir nicht kalt erwischt worden waren. Ich spielte längst mit dem Gedanken, früher abzulegen. Das Verschwinden der beiden Männer würde Leonidas auffallen, doch zuerst würde derjenige alarmiert sein, der noch immer an einer von uns nicht bekannten Stelle auf die Rückkehr der beiden wartete. Es war möglich, von einer Insel zur anderen zu schwimmen, auch wenn fünf Seemeilen dazwischen lagen, aber sie hätten das nicht mit Bill Conolly geschafft. Leonidas hatte ihn lebend haben wollen. Wenn nicht, hätten die beiden Bill locker umbringen können. Außerdem war es für jemand wie den Griechen immer besser, zwei Trümpfe in den Händen zu halten.
    Suko deutete mit einer Handbewegung über die Reste der beiden. »Was machen wir mit ihnen?«
    »Wir übergeben sie dem Meer.«
    »Gute Idee. Jetzt?«
    »Dann sind wir sie los.«
    Jeder von uns hob eine Gestalt an. Ich wundert mich über das geringe Gewicht. Wir schafften sie zum Heck und übergaben sie dort dem Wasser. Beide klatschten hinein und versanken. Sie würden bestimmt wieder hochgetrieben werden, doch nur als Hüllen mit einem kaum identifizierbaren Inhalt.
    Auch der Blick über das Wasser half uns nicht.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher