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1099 - Der Werwolf und die Tänzerin

1099 - Der Werwolf und die Tänzerin

Titel: 1099 - Der Werwolf und die Tänzerin
Autoren: Jason Dark
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Lächeln durchrang. »Ein Werwolf, haben Sie gesagt, Jane?«
    »Ja.«
    »Kein Wolf?«
    »Sie haben mich schon gut verstanden.«
    »Sicher. Die Schöne und der Werwolf. Die Schöne und das Biest oder so ähnlich. Sie kennen das Stück doch. Es wird auf vielen Bühnen gespielt und ich übe es auch ein.«
    »Dagegen hat niemand etwas, solange es ein Spiel bleibt. Doch daran kann ich nicht glauben. Ich nehme an, daß dieser Werwolf nicht nur als Schatten existiert.«
    »Meinen Sie, daß es ihn auch in der Realität gibt? Daß er sich nicht als echt, sondern als Schatten präsentiert hat?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Dann müßte er hier im Theater sein«, erklärte die Frau mit einem süffisanten Lächeln.
    »Damit rechne ich.«
    Die Tänzerin zog ein Bein an und legte beide Hände um das Knie. »Wenn ich mich recht erinnere, dann waren Sie zu zweit. Ihr Freund hat auf der Bühne zwar nichts gesagt, aber ich kann mich schon noch an ihn erinnern.«
    »Stimmt.«
    »Warum haben Sie ihn nicht mitgebracht. Es wäre doch besser gewesen, wenn zwei Personen die Fragen stellen.«
    »Vielleicht, aber man kann auch getrennte Wege gehen. Während ich nach Ihnen Ausschau hielt, ist mein Begleiter unterwegs und sucht den Werwolf. Ich kann Ihnen versichern, daß er ihn auch finden wird. Er findet immer alles.«
    »Hat er keine Angst?«
    »Nein.«
    »Sollte sich wirklich ein Werwolf hier im Theater herumtreiben, dann wissen Sie ja, daß in den Vollmondnächten die Gier nach Menschen besonders schlimm ist. Ich denke mal, daß Ihr Begleiter nicht den Hauch einer Chance hat.«
    »Er kann sich wehren, glauben Sie mir.«
    »Wenn Sie das meinen.« Die Tänzerin griff wieder zur Bürste und fuhr durch ihre Haare, die noch immer naß waren. Sie lehnte sich etwas zurück und zeigte ein entspanntes Gesicht. Bei ihr war keine Spur von Nervosität zu erkennen.
    »Was verbindet Sie mit dem Monster?«
    Madeleine hielt mit dem Kämmen inne. »Monster! Was heißt hier Monster, Jane?«
    »Ist ein Werwolf kein Monster?«
    »Das mag sein. Für viele Menschen schon. Für die meisten sogar. Aber es gibt welche, die das anders sehen.«
    »Wie Sie.«
    »Eben.«
    »Und Sie arbeiten mit ihm zusammen?«
    »Das haben Sie gesehen, Jane. Ich übe einen Tanz ein. Einen Wolfstanz. Eben die Schöne und die Bestie. Sie haben recht, Werwölfe können oft zur Gefahr werden.«
    »Warum nicht für Sie?«
    Madeleine legte die. Bürste zur Seite. »Man muß sie eben mögen.«
    »Reicht das aus?«
    »Nicht ganz.«
    »Sie lieben ihn, wie?«
    »Ja. Ich würde auch alles für ihn tun. Ist es nicht möglich, daß Ihr Auftraggeber Ihnen das gesagt hat? Ich will mich nicht auf eine bestimmte Person festlegen, aber ich kann mir schon denken, wer dahintersteckt. Meine Familie ist recht wohlhabend. Ich habe zwei Geschwister, die alle wohl geraten sind, wie ich von meinen Eltern hören mußte. Die Brüder arbeiten in der Firma meines Vaters und sind mittlerweile zu Geschäftsführern avanciert. Nur ich nicht. Ich bin das schwarze Schaf. Ich bin Tänzerin geworden und zur Bühne gegangen. Das ist in der Familie Bishop so etwas wie ein Sakrileg.«
    »Und Sie haben sich in die falsche Person verliebt.«
    »In den Werwolf, nicht?«
    »Ja.«
    »Der nicht immer ein Werwolf ist.« Sie lachte Jane scharf an. »Hören Sie, haben Sie noch nie darüber nachgedacht, daß ein Auftrag Sie auch in Gefahr bringen könnte?«
    »Doch, denn damit muß ich immer rechnen.«
    »Dann wundert es mich nicht, daß Sie den Auftrag angenommen haben. Aber diese Gefahr ist keine normale, Jane, das müssen Sie begreifen. Hier haben Sie sich in Dinge eingemischt, die am besten im Verborgenen bleiben. Es ist nicht gut, wenn fremde Personen etwas aufklären wollen, das sie nichts angeht.«
    »Darum kann ich mich in meinem Job leider nicht kümmern. Ich muß die Aufträge annehmen, wie sie kommen.«
    »Ihr Problem.« Madeleine schloß den Koffer und legte noch ihre Uhr an. Dabei blieb ihr Blick auf dem Zifferblatt haften. Sie runzelte die Stirn und wandte sich wieder an Jane Collins. »Mal ehrlich, Jane. Glauben Sie denn, daß Ihr Kollege oder Partner noch lebt?«
    »Warum sollte er tot sein?«
    »Wir sitzen hier schon recht lange beisammen. In der Zwischenzeit kann nicht nur er den Werwolf gefunden haben, sondern der auch Ihren Freund. Es ist Vollmond. Ich kann mir vorstellen, daß er keine Rücksicht kennt. Er wird ihm die Kehle zerfetzen und sein Blut ablecken. Alle Geschichten, die man sich über Werwölfe erzählt,
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