Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1099 - Der Werwolf und die Tänzerin

1099 - Der Werwolf und die Tänzerin

Titel: 1099 - Der Werwolf und die Tänzerin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
immer nicht, ob sie den verdammten Wolf gewarnt oder gelockt hatte.
    »Was sollte das?« fuhr ich sie an.
    Madeleine lachte nur. »Warte… warte… ich…«
    Etwas war da. Ich sah es nicht und spürte es nur. Außerdem hatte sich Madeleines Blick verändert.
    Etwas Bestimmtes lag darin, und es war alles andere als Angst.
    Sie glotzte an mir vorbei. Ich wirbelte herum.
    Er war da.
    Und meine Augen weiteten sich…
    ***
    Nein, mit diesem Anblick hatte ich nicht gerechnet. Carl Lintock war weder Mensch noch Wolf. Er war ein Zwitter, denn die Verwandlung zur Bestie war bei ihm noch nicht abgeschlossen. Das warnende Heulen seiner Geliebten mußte ihn dabei gestört haben. Auch Madeleine wunderte sich über seinen Anblick, denn sie konnte einfach nichts mehr dazu sagen.
    Lintock bot einen schaurigen Anblick. Sein Körper war dabei, sich aufzupumpen, und mit beiden Händen riß er sich die Kleidung ab. Arbeitskleidung. Ein Overall. Er fetzte ihn förmlich weg. Dabei fiel mir auf, daß die schon zu Krallen geworden waren. Die Brust lag sehr schnell frei. Auch sie hatte sich gedehnt, doch es war noch etwas hinzugekommen.
    Auf der Haut sprossen Haare. Sehr schnell und sehr dicht, so daß sie zu einem Fell zusammenwuchsen. Das Gesicht zeigte ebenfalls einen braunen Schimmer. Der Mund hatte sich verändert und begann zu einer Schnauze zu werden.
    Lippen, die sich hervorstülpten und in die Länge zogen wie aus Gummi gefertigt. Die Haare hatten sich aufgerichtet. Die Stirn nahm an Breite zu, und auch die Augen erlebten eine Veränderung. Der menschliche Ausdruck war längst dahin. Jetzt schimmerte die gelbe, kalte Farbe durch, eben Raubtieraugen.
    Noch war er nicht fertig. Diese Metamorphose kostete ihn Kraft, und sie bot mir die Chance.
    »Lintock!« schrie ich ihn an.
    Er hörte nicht.
    Ich hielt die Beretta mit beiden Händen fest. Dabei zielte ich genau, und ein unsichtbarer Regisseur schien eingegriffen zu haben, denn die Mischung aus Mensch und Werwolf bewegte sich nicht mehr. Die Augen glotzten mich an.
    Ich schoß ihm in die Stirn!
    Die Kugel riß das Gewebe auf. Das geweihte Silber sorgte mit seiner Kraft dafür, daß das Böse in ihm ausgelöscht wurde. Zuerst blieb er nur stehen. Dann geriet sein Körper in heftige Zuckungen und zitternde Bewegungen.
    Er hatte das Maul weit geöffnet, aus dem sich wieder ein Laut löste. Es war nicht mehr der irre Schrei eines Werwolf, sondern das Klagen einer Person, die zwischen zwei Fronten stand und davon zerrieben wurde.
    Dieser Schrei erzeugte Mitleid bei mir, nur war das fehl am Platze. Als Werwolf hätte er Menschen angegriffen, sie in seinen Kreislauf hineingezogen oder sogar auf schreckliche Art und Weise getötet.
    Er fiel auf den Rücken. Sein Kopf berührte fast die Türschwelle. Die Beine zuckten. Sie schlugen immer wieder mit den Hacken auf die Bohlen. In der Stirn malte sich die Einschußwunde sehr deutlich ab, und das geweihte Silber der Kugel tat seine Pflicht. Es sorgte dafür, daß die dämonische Kraft zurückgedrängt wurde und sich Lintock wieder in den verwandelte, der er einmal gewesen war.
    In einen Menschen…
    Ich schaute dabei zu. Es war nicht das erste Mal, daß ich so etwas erlebte, aber es war irgendwo immer wieder neu für mich. Auch für Jane und Suko, die ihre Verstecke verlassen hatten, draußen standen und ebenfalls zuschauten.
    Zwischen uns lag sehr bald nicht mehr die Bestie, sondern ein Mensch. Ein Zurückverwandelter, ein Toter, in dessen Stirn sich ein Loch abzeichnete.
    Er und Madeleine Bishop hatten hoch gespielt, aber sie hatten auch alles verloren…
    ***
    Als ich das Weinen hörte, drehte ich mich um.
    Madeleine Bishop hockte am Boden und weinte. Die Tränen flossen aus ihren Augen und liefen wie schmale Bäche an ihrem Gesicht entlang nach unten. Eine Mörderin, die, weinen konnte. Auch das gab es. Dennoch konnte ich kein Mitleid für sie empfinden. Da brauchte ich mir nur den toten George Bishop anzuschauen. Der Tänzerin hatte es nichts ausgemacht, ihren Vater eiskalt zu erschießen.
    Sie würde dafür büßen müssen. Sehr lange…
    Und ich dachte noch einen Schritt weiter. Morgana Layton hatte sich wieder zurückgemeldet. Es war ein erster Test gewesen, der nicht der einzige bleiben würde. Darauf hätte ich jede Wette angenommen.
    »Ich denke«, sagte Suko zu mir, »wir können die Kollegen anrufen. Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun.«
    »Ja, mach das.«
    Ich fing Janes Blick auf.
    Sie lächelte. »Alles in Ordnung,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher