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1098 - Der steinerne Bote

Titel: 1098 - Der steinerne Bote
Autoren: Unbekannt
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der Porleyter oder gar für Porleyter selbst hielten. Ihre Zahl nahm stündlich zu. Die Organisation, die die Einrichtung eines Friedensreichs des porleytischen Konsensus forderte, hatte atemberaubenden Zulauf. Die Drohung einer porleytischen Revolution, die zu Anfang weiter nichts als lächerlich gewesen war, entwickelte sich infolgedessen zu einer Sache, die man über kurz oder lang würde ernst nehmen müssen. Schlimm war, daß selbsternannte Porleyter inzwischen auch unter den Mitgliedern von Raumschiffsbesatzungen auftraten. Es gab mehr als einen Kommandanten, der sein Fahrzeug kurz nach dem Start von der Erde hatte wenden und zurückbringen müssen, um einen Quertreiber abzuladen, der im „Interesse der porleytischen Sache" die Mannschaft zur Meuterei hatte aufwiegeln wollen.
    Die „Imaginär-Porleyter", wie Reginald Bull sie nannte, beherrschten das Vokabular ihrer Vorbilder. Ihre Forderungen hörten sich ebenso hirnverbrannt an wie jene, die Lafsater-Koro-Soth noch bis vor kurzem gestellt hatte. „Alle Macht den Hütern des Universums!" - „Gegen Seth-Apophis gibt es kein Mittel außer dem Kampf." Der jüngste Slogan lautete: „Wenn der letzte Porleyter stirbt, erlöschen die Sterne."
    Woraufhin Bully sich mürrisch geäußert hatte: „Mein Gott, man kann noch porleytischer sein als die Porleyter."
    Julian Tifflor hatte einen letzten, verzweifelten Versuch unternommen, sich mehr Informationen über die eigentliche Ursache der drohenden Gefahr zu beschaffen. An Bord desselben Spezialfahrzeugs, das Aufnahmen vom Innern der Kardec-Aura zurückgebracht hatte, waren die beiden Mutanten Fellmer Lloyd und Gucky zum 220km hohen Orbit der Porleyter aufgestiegen, um die Bewußtseinsinhalte der eigenartigen Fremdwesen zu sondieren. Ähnliche Bemühungen in der Vergangenheit waren fehlgeschlagen. Der Erste Terraner hatte nur geringe Hoffnung, daß der jetzige Versuch mehr Erfolg bringen werde. Aber er befand sich in einer Lage, in der er nichts unversucht lassen durfte. Er wartete mit Spannung auf die Rückkehr der Mutanten, die ihm vor vierzig Minuten mitgeteilt hatten, daß sie auf dem Rückweg seien.
    Er hatte erwartet, den Mausbiber mit Fellmer Lloyd an der Hand in seinem Arbeitsraum materialisieren zu sehen. Statt dessen wurden ihm die beiden ordnungsgemäß gemeldet, und als sie über die Schwelle traten, ließ sich an ihren Gesichtern ablesen, warum Gucky nicht mehr zu seinen üblichen Kapriolen aufgelegt war. Lloyd und der Mausbiber wirkten erschöpft. Sie hatten sich bei dem ungewohnten Einsatz verausgabt. Gucky kletterte mühselig in einen Sessel. Fellmer Lloyd ließ sich in ein benachbartes Sitzmöbel fallen, als sei ihm eben, in diesem Augenblick, die letzte Kraft ausgegangen. Er gab ein prustendes Ächzen von sich und erklärte: „Es war genauso zwecklos wie bei allen vorherigen Malen."
    „Ich möchte wissen, was in ihren Gedanken so kostbar ist", sagte Gucky mit matter Stimme, „daß sie sie mit solcher Hartnäckigkeit vor uns verbergen."
    „Nichts? Gar nichts?" fragte Julian Tifflor und hatte Mühe, seine Enttäuschung soweit zu unterdrücken, daß sie in seinen Worten nicht hörbar wurde.
    „Ein Eindruck", antwortete Fellmer Lloyd. „Weiter nichts als der entfernte Widerschein einer Emotion. Sie klagen. Sie sind verzweifelt. Sie haben das Empfinden, sie seien irregeleitet worden..."
    „Das haben wir auch", unterbrach ihn der Erste Terraner trocken.
    „Außerdem", fuhr Lloyd fort, „fühlen sie, sie hätten versagt."
    „Total versagt", echote Gucky. „Sie haben einen Moralischen, verstehst du? Den ärgsten, der mir jemals in die Quere gekommen ist."
    „Und deswegen schweben sie da oben herum und bringen den gesamten terranischen Alltag in Unordnung?" fragte Julian ärgerlich.
    „Ich habe das Gefühl, sie sind im Begriff, einen entscheidenden Entschluß zu fassen", sagte Fellmer Lloyd.
    „Welchen?"
    „Das weiß ich nicht."
    Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen. Dann meldete Gucky sich wieder zu Wort.
    „Ich habe ähnliche Emotionen schon mehrmals empfunden", sagte er ernst. „Sie entstanden in den Bewußtseinen von Wesen, die sich für unerwünscht, nutzlos, störend oder fehl am Platz hielten."
    Julian Tifflor griff die letzten Worte auf.
    „Fehl am Platz?" wiederholte er. „Dann sollten sie sich anderswohin begeben - und ganz Terra wäre ihnen dankbar dafür."
    Der Mausbiber schüttelte den Kopf, wie er es von den Menschen gelernt hatte.
    „Nein, ich glaube, ihnen steht der
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