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1098 - Der steinerne Bote

Titel: 1098 - Der steinerne Bote
Autoren: Unbekannt
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habt?"
    „Immer mit der Ruhe, Mann. Die Mediker sind schon unterwegs."
    Rijders turnte den Rest des Hanges hinab. Am Rand des Kraters, den die Kardec-Aura gerissen hatte, blieb er stehen. Er hörte ein Geräusch - schwach und wie aus weiter Ferne. Er drehte den Verstärker auf und vernahm es deutlicher: die flachen, unregelmäßigen Atemzüge eines Menschen.
    „Lund!" schrie er voller Begeisterung. Dann begann er, wie ein Verrückter mit den Händen im Staub zu wühlen, der sich am Rand des Kraters niedergeschlagen hatte. Er kratzte und schaufelte, schleuderte Steine beiseite, räumte Schutt fort, fluchte und lachte im gleichen Atemzug - bis er die reglose Gestalt fand, die sich im Schutz eines mannshohen Felsbrockens in Deckung geworfen hatte. Er kniete neben ihr nieder, drehte sie behutsam auf den Rücken und spähte durch das polarisierende Glas des Helmes. Lund hatte die Augen geschlossen. Staub haftete auf der silbernen Oberfläche ihres Anzugs.
    Mit zitternden Händen öffnete er eine kleine Außentasche an seiner Montur und zog das lange, dünne Kabel des Datenkopplers daraus hervor. Er führte es bis zu einer Buchse, die in Lunds linker Armbeuge angebracht war, und befestigte es dort. Mit angehaltenem Atem lauschte er auf die Signale, die durch das Kabel in seinen Helmempfänger übertragen wurden. Er hatte wie jeder Angestellte der Kosmischen Hanse, der in lebensfeindlicher Umgebung arbeitete, einen umfangreichen Kurs in Erster Hilfe absolviert und verstand es, die Pieps- und Pfeiflaute, die über den Datenkoppler kamen, zu deuten.
    Er atmete auf. Lunds Vitalfunktionen waren schwach, aber stetig. Sie würde den Unfall überleben. Er löste das dünne Kabel aus der Buchse und barg es in der Tasche.
    „Das war das erste und das letzte Mal, Mädchen", sagte er zärtlich. „Von jetzt an lasse ich dich keine Sekunde mehr aus den Augen."
    „Da raspelt einer Süßholz", drang eine vom Knistern statischer Störungen untermalte Stimme aus seinem Empfänger.
    Die Mediker! Er hätte sie fast vergessen. Sie waren so nahe, daß sie ihn über die Nahverbindung hören konnten.
    „Nur keinen Neid!" rief er spöttisch. „Seht lieber zu, daß ihr bald hier seid."
     
    *
     
    Am frühen Morgen des 15. Februar 426 war in Terrania die Alarmmeldung eingetroffen, die Porleyter, insgesamt 2009 an der Zahl und in eine riesige Kardec-Aura gehüllt, seien von ihrem bisherigen Standort, einem ausgebauten Krater in der Nähe des NATHAN-Schaltzentrums, mit Ungewissem Kurs aufgebrochen. Julian Tifflor, der Erste Terraner, hatte sich unverzüglich ins Hauptquartier Hanse begeben, um mit Reginald Bull zu konferieren. Es galt, die Reaktionen der Liga Freier Terraner und der Kosmischen Hanse zu koordinieren.
    Erste Versuche, durch die rosarot leuchtende Hülle der Aura mit Lafsater-Koro-Soth, dem Sprecher der Porleyter, Kontakt aufzunehmen, waren fehlgeschlagen. Die Aura bewegte sich schwankend, Höhe und Richtung nach Belieben wechselnd, als wisse sie nicht, wohin die Reise gehen solle. Ihre Geschwindigkeit war zumeist geringfügig, kaum ein paar Meter pro Sekunde. Sie erschien als leuchtende Wolke von annähernd ellipsoider Form, und in ihrem Innern schwebten die Porleyter offenbar im Zustand der Schwerelosigkeit.
    Noch bevor Tifflor eintraf, hatte Reginald Bull ein Funklabor von allem überflüssigen Gerät räumen lassen und eine Krisenzentrale darin eingerichtet. Mehrere Dutzend Informationskanäle übertrugen einen unaufhörlichen Strom von Daten und Meldungen.
    Die Vorsortierung erfolgte durch Computer; vierzehn Informationsspezialisten trafen die endgültige Entscheidung, welche von den eintreffenden Nachrichten an Bull und Tifflor weiterzuleiten seien. Im Hintergrund des Labors gab es eine durch Glassitwände abgetrennte Abteilung, in die sich der Erste Terraner und Bull zurückgezogen hatten.
    Noch war es unmöglich, die Bedeutung der unerwarteten Entwicklung abzuschätzen.
    Die Porleyter hatten seit den Ereignissen im Wega-System, die mit der Rückkehr der BASIS im Zusammenhang standen und bei denen ihr Artgenosse Livwaper-Irtu-Lings ums Leben gekommen war, einen Großteil ihres Selbstvertrauens eingebüßt. Das machte sie noch unberechenbarer als bisher. Den ersten Meldungen zufolge ließen sie bisher keine Anzeichen von Feindseligkeit erkennen. Wo die Kardec-Aura bei ihrer unsteten Bewegungsweise mit Materie in Berührung kam, da wurde diese pulverisiert oder vergast. Bisher jedoch hatten weder Menschen noch lunare Anlagen
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