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1098 - Der steinerne Bote

Titel: 1098 - Der steinerne Bote
Autoren: Unbekannt
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schließen mögen, daß der Kommandant der NARDU sich jetzt in einen Wutanfall hineinsteigern würde, sah sich getäuscht. Ein jungenhaftes Grinsen flog über sein gebräuntes Gesicht. Die kriegerische Stimme gehörte seinem Ersten Technischen Spezialisten, Vania Letoq. Er und Vania kamen deswegen so gut miteinander aus, weil sie sich von seinem mitunter cholerischen Temperament nicht beeindrucken ließ.
    Kosmas wirkte ungewöhnlich jung für einen Mann auf dem verantwortlichen Posten eines Schiffsführers. Er war schlank und von mittlerer Größe, ein wahres Energiebündel, bei seinen Vorgesetzten als Draufgänger bekannt, dessen Eskapaden mitunter bis an den Rand der Unbesonnenheit führten. Er hatte schmutzigblondes Haar und graue Augen. Seine Haut besaß einen natürlichen, sonnengebräunten Teint. Die Besatzung der NARDU empfand Respekt für ihren Kommandanten. Seine gelegentlichen Ausbrüche nahm man ebenso wenig ernst, wie sie von seiner Seite aus gemeint waren - wenn sich auch so rasch niemand fand, der ihm so kompromißlos über den Mund zu fahren wagte wie Vania Letoq.
    Das bunte Spiel der Kontrolllichter zeigte an, daß in der Hauptlastschleuse des Schweren Kreuzers gearbeitet wurde. Vor einer Stunde war die NARDU auf einen Brocken kosmischen Gesteins aufmerksam geworden, der zu keiner der beiden in diesem Raumsektor vorkommenden Materiearten zu gehören schien. Er war weder Bremsmaterie, noch bestand er aus jener auf seltsame Weise eingefrorenen Substanz, die man für den Überrest einer ehemaligen Miniaturgalaxie hielt. Kosmas, der wußte, daß ihm die BASIS nicht mehr viel Zeit für eine eingehende Untersuchung des eigenartigen Fundes lassen würde, hatte kurz entschlossen den Befehl gegeben, den Brocken an Bord zu bringen.
    Daß ihn seine Berechnung nicht getäuscht hatte, zeigte sich ein paar Augenblicke später, als der Hyperkom sich meldete und Waylon Javiers Stimme aus dem Empfänger drang: „Mutter Glucke an alle Küken - kommt nach Hause in den Hühnerstall."
    Das letzte Wort war kaum verklungen, da hing Tedr Kosmas schon wieder am Interkom.
    „Wie lange noch, Vania?" wollte er wissen.
    „Die Roboter geben sich alle Mühe", lautete die Antwort. „Anderthalb bis zwei Stunden, schätze ich."
    Kosmas zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen. Er schob das Mikrophon zurück und wandte sich an seine Nachbarin.
    „Minar, vor drei Minuten ist sämtliches Funkgerät an Bord der NARDU ausgefallen."
    Die junge Frau mit dem feuerroten Schöpf erwiderte seinen ernsten Blick mit undurchsichtigem Lächeln. Ninar Cedi - eines der weiblichen Wesen, denen die NARDU den Ruf verdankte, sie habe weitaus mehr Schönheit als astrogatorische Erfahrung an Bord - war die Stellvertretende Kommandantin und Tedr Kosmas' Mitwisserin in nahezu allen Fällen, bei denen Kosmas Anweisungen, Empfehlungen oder das Reglement mißachtet hatte.
    „Das kann ich mir nicht leisten", antwortete sie. „Javier ist ohnehin schon mißtrauisch.
    Sie werden das technische Log überprüfen und feststellen, daß unsere Kommunikationssysteme völlig in Ordnung waren."
    Kosmas zwinkerte ihr zu.
    „Nur dieses eine Mal noch, Minar."
    Seufzend betätigte sie ein paar Tasten ihrer umfangreichen Konsole. Ein Alarmgerät erwachte mit quäkenden Klagetönen zum Leben. Auf einem Datenbildschirm erschien die Nachricht: Totalausfall des Komsystems - Fehlerursache unbekannt.
    Mit zufriedenem Grinsen lehnte Tedr Kosmas sich in den Sessel zurück. Jetzt konnten sie ihm keinen Riegel mehr vorschieben.
     
    *
     
    „Ich befand mich in einer fremden, unwirklichen Welt", fuhr der Haluter in seinem Bericht fort. „Nichts hatte Gestalt, nichts war greifbar, und doch herrschte rings um mich vielfältiges Leben. Eine fremde Gewalt wirkte auf mein Bewußtsein ein, auf beide Gehirne. Ich glaubte, ich müsse den Verstand verlieren."
    Er schüttelte den mächtigen Schädel, als er sich an das furchterregende Erlebnis erinnerte.
    „Dann wurde ich ausgespieen", fuhr er fort. „Ich kehrte zurück in die Welt des kosmischen Trümmerfelds. Ich hatte den mentalen Schock erlitten und überstanden. Von diesem Augenblick an hatte Seth-Apophis keine Macht mehr über mich."
    „Es gibt andere Wesen, denen Ähnliches widerfuhr?" fragte Perry Rhodan.
    „Ja, einige. Sie alle standen einst in Seth-Apophis' Diensten. Der mentale Schock hat sie aus der Knechtschaft befreit - um einen teuren Preis. Sie sind gefangen, weil sie keine Fahrzeuge besitzen, mit denen sie zu ihren
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