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1090 - Für immer und ewig

1090 - Für immer und ewig

Titel: 1090 - Für immer und ewig
Autoren: Jason Dark
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Kapelle war mitsamt ihres Inhalts in der Stille begraben.
    Elisa unterbrach das Schweigen. »Hast du den Ring auch bei dir?«
    »Ja, in der Tasche.«
    »Dann hole ihn.«
    »Sofort.« Die Totenhand verschwand in der linken Tasche des Jacketts. Es dauerte nicht lange, da hatte Sir Henry gefunden, was er suchte. Der Ring klemmte zwischen seinen Fingern. Er war breit.
    Er war auch sicherlich kostbar, doch auch an ihm hatte der Zahn der Zeit genagt; das Gold hatte sich etwas verfärbt.
    Elisa bestaunte ihn trotzdem. »Er ist wunderbar«, kommentierte sie. »Ich liebe ihn, denn er ist das Zeichen unserer ewig währenden Treue, die nichts trennen kann, nicht einmal der Tod. Deshalb wird auch keiner von uns sagen, bis daß der Tod euch scheidet.«
    »Du hast recht, Elisa.«
    Beide schwiegen wieder. Sie schauten nach vorn über die Altarplatte hinweg. Für einen Beobachter hätten beide gewirkt wie ein Paar, das auf etwas Bestimmtes wartet. Normale Menschen warteten auf den Priester, sie jedoch nicht…
    »Ich will den Ring, Henry.«
    »Aber…«
    »Jetzt, auf der Stelle.«
    »Aber Frank hat uns gesagt…«
    »Ich weiß nicht, ob er sein Versprechen einhalten wird. Keiner von uns hat ihn bisher gesehen.«
    »Aber ich bin da…«
    Die dumpfe Stimme erschreckte beide. Sie war vor ihnen aufgeklungen. Sie hatte sich so nah angehört, doch es war ihnen nicht gelungen, die Person zu entdecken.
    Jenseits des Altars ballten sich die Schatten besonders tief und dicht, denn dort gab es auch kein Fenster in der Wand. Innerhalb der Dunkelheit bewegte sich eine Gestalt. Sie mußte in der Hocke gesessen haben, denn sie drückte sich jetzt hoch und nahm die Umrisse eines Menschen an.
    Beide starrten dorthin.
    Der Mann war groß, viel größer als sie. Bekleidet war er mit einem dunklen Mantel, dessen Kragen er hochgestellt hatte wie jemand, der friert. Von seinem Gesicht war nicht viel zu sehen. Es zeigte nur eine sehr bleiche Farbe, vergleichbar mit der seiner Haare, die er nach hinten gekämmt hatte. So wie er sahen Gestalten in Filmen aus, wenn Vampire dargestellt wurden.
    Sehr deutlich sahen die beiden das Gesicht nicht. Er kam auch nicht zu dicht an sie heran, denn er blieb auf der anderen Seite des Altars stehen.
    Etwas Düsteres und Unheimliches strahlte von dieser Gestalt aus. Es paßte sich der Umgebung an, und normale Menschen hätten sich davor sicherlich gefürchtet, aber die Untoten waren nicht normal. Sie lebten in einer Welt, in der die Gesetze des Todes regierten.
    »Du bist da, Frank«, flüsterte Elisa.
    »Das hatte ich versprochen.«
    »Wir lieben dich beide.«
    Er kicherte. »Das weiß ich doch. Ihr müßt mich auch lieben, denn ihr seid meine Geschöpfe. Ich habe euch erschaffen. Ich bin euer Erzeuger. Ich habe euch neu gemacht. Ihr seid in meiner Welt, versteht ihr das? In meiner.«
    »Du hast so viel für uns getan, Frank.«
    »Das stimmt, Elisa. Ich habe euch auch neu zusammengenäht. Von anderen Leichen habe ich mir die Teile besorgt, um aus euch die Geschöpfe zu machen, die ihr seid. Und wenn ihr in einigen Tagen eure richtige Hochzeit feiert, werden die Gäste, die schon aus lauter Neugier kommen, weil sie sich nicht vorstellen können, daß Verstorbene heiraten, eure neue Welt kennenlernen. Sie erleben dann den real existierenden Tod, und ich habe wieder ein Ziel erreicht. Meine Versuche werden nie enden, aber sie werden immer besser.«
    »Willst du uns nicht verheiraten?« flüsterte Elisa.
    »Gern. Hast du den Ring, Henry?«
    »Ja.«
    »Dann steck ihn deiner Frau an den Finger.«
    »Wirst du auch die richtigen Worte sprechen?« fragte Elisa.
    »Du kannst dich darauf verlassen, meine Freundin…«
    Wir hatten Linda Drew nicht halten können. Letztendlich war es auch besser, wenn sie nicht noch einmal mit dem Schrecken konfrontiert wurde.
    Sie wußte selbst nicht, wohin sie genau wollte. Nur im Haus konnte sie nicht mehr bleiben, und das verstanden wir. Anderen wäre es nach diesen Erlebnissen ebenfalls so ergangen.
    Für Glenda und mich war jetzt die Kapelle wichtig. Ob wir die beiden Untoten dort fanden, wußten wir nicht. Doch eine bessere Möglichkeit gab es nicht.
    Wir hatten das Haus durch den normalen Eingang verlassen. Da die kleine Kapelle auf den hinteren Teil des Grundstücks gebaut worden war, umrundeten wir den Bau, der auf mich fremd und abweisend wirkte. Ich hatte ihn nie besonders gemocht. Doch nun, nachdem das Schreckliche hinter den Mauern passiert war, da kam er mir vor wie eine Filiale der
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