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1090 - Der Kardec-Kreis

Titel: 1090 - Der Kardec-Kreis
Autoren: Unbekannt
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lassen sie nicht aus den Augen. Es ist, als wüßten sie genau, daß es mit dem Arkoniden etwas Besonderes auf sich hat. Wenn wir nicht zu anderen Mitteln greifen, werden wir ihn nicht finden."
    „Du hörst dich an", sagte Perry, „als wüßtest du einen Ausweg."
    „Vielleicht..."
    Perry nahm die Beine vom Tisch und schwang den Sessel herum.
    „Sag's!" forderte er den Freund auf. „Was für einen Vorschlag hast du zu machen?"
    „Ich gehe davon aus", antwortete Reginald Bull gelassen, „daß einige Elemente, deren Bekanntschaft die Ordnungsbehörde gerne machen würde, hinter Atlan her sind wie die Hunde hinter dem Hasen. Es läßt sich auf die Dauer nicht verheimlichen, daß Atlan den kostbaren Kardec-Schild an sich gebracht hat."
    Perry nickte. „Du hast recht, aber das ist nichts Neues ..."
    „Warte!" fiel ihm Bull ins Wort. „Einige von diesen Burschen sind schlau genug, um Atlans Spur wirklich zu finden. Das heißt, irgendwo da draußen ist vermutlich jemand, der uns sagen könnte, wohin wir uns wenden müßten. Warum fragen wir ihn nicht einfach?"
    Perry zeigte keine Reaktion.
    „Wir müssen uns umhören", fuhr Reginald Bull fort. „Wir brauchen einen Spitzel, von dem erstens die Porleyter nichts wissen und vor dem zweitens niemand in der Unterwelt sich fürchtet."
    „Du kennst so jemanden?"
    Bull nickte.
    „Wer ist es?"
    Die Tür öffnete sich ein zweites Mal, und ein merkwürdiges Wesen trat ein. Es war dunkelhäutig, eindeutig humanoid und besaß eine Körpergröße von nicht mehr als 1,35 Metern. Den breiten Mund rahmten ungemein wulstige Lippen. Der Haarwuchs auf der Krone des kugelförmigen Schädels war kurz und kraus. Gekleidet war der Fremde in einen Umhang, der aus bunten Federn zu bestehen schien. Darunter trug er lediglich einen Lendenschurz. Er war barfuß.
    Perry machte eine hilflose Geste in Richtung des seltsamen Geschöpfs. Der Fremde verstand die unausgesprochene Frage. Er verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen, bei dem ein tadellos weißes, kräftiges Gebiß sichtbar wurde, und verkündete mit heller Stimme: „Man nennt mich Ngaju, den Zauberer. Ich bin der letzte vom Stamm der Bambuti, deren Anwesenheit einst die Wälder des oberen Ituri zierte. Dein Freund hier ...", die Geste, mit der er auf Reginald Bull wies, wirkte fast herablassend, „... meint, ich könne dir womöglich behilflich sein."
    Perry wandte sich an Bull.
    „Was soll das?" fragte er unwirsch. „Wie kann dieser Zwerg ..."
    „Er hat Beziehungen, Perry", fiel ihm Bull ins Wort. „Er kennt sich dort aus, wo wir zu suchen gedenken. Er kommt nicht gratis. Er verlangt als Gegenleistung, daß wir ihm etwas nachsehen."
    „Was?"
    „Den illegalen Handel mit Medikamenten und Amuletten: getrockneter, zerstampfter Nashornhaut zur Abwehr von Leberschäden; dem Schwanz eines Feuersalamanders, eingepreßt zwischen die beiden Hälften einer Miesmuschel; zur Erhöhung der Fruchtbarkeit; zerriebenen Testikeln eines Okapi-Hirschs zur Stärkung der männlichen Zeugungskraft und solche Dinge. Man hat ihn ein paar Mal erwischt. Diesmal droht ihm die Rekonstitution, aber er will nicht rekonstituiert werden. Das Erbe der Bambuti ginge damit verloren, behauptet er."
    Perry zeigte keine Reaktion. Er wußte, daß es auch im Zeitalter des aufgeklärten Liberalismus noch einen Markt für Patentmedizinen und Zauberamulette gab.
    „Du bist deiner Sache sicher?" fragte er Reginald Bull.
    „Ich habe die nötigen Informationen eingeholt", lautete die Antwort.
    Perry nickte. „Dann laß den Mann sich an die Arbeit machen, mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen, versteht sich. Straffreiheit können wir ihm nicht garantieren, aber wir werden ein gutes Wort für ihn einlegen, wenn er uns behilflich sein kann."
    Das Grinsen schien auf Ngajus Gesicht eingefroren.
    „Mehr verlangt der Zauberer nicht", erklärte er.
    Nachdem Bull und der Pygmäe den Raum verlassen hatten, schaltete Perry eine Verbindung zu dem Krisenstab, der von einem mit allen technischen Mitteln ausgerüsteten Labor im Untergrund des HQ Hanse aus alle wichtigen Entwicklungen in der näheren und weiteren Umgebung beobachtete. Das Gesicht einer jungen Frau materialisierte auf dem Bildschirm.
    „Neues von der SOL?" erkundigte sich Perry.
    „Nichts", erhielt er zur Antwort. „Das Schiff ist weiterhin von Feldschirmen eingehüllt und wird von Spezialeinheiten belagert. Gesil reagiert auf keinen unserer Anrufe."
    Er hatte nichts anderes erwartet, und dennoch war er
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