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1090 - Der Kardec-Kreis

Titel: 1090 - Der Kardec-Kreis
Autoren: Unbekannt
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des Wesens bedeckte ein blaßgrauer Panzer, unter dem der sich verjüngende Oberleib hervorragte. Aus dem Oberleib wuchsen die Arme, die in Greifwerkzeugen mit scherenähnlichen Fingern endeten. Der Kopf wirkte wie eine dicke Knolle, die halslos unmittelbar auf den Körper aufgesetzt war.
    Die Mundöffnung war breit und anstelle von Zähnen mit knochigen, harten Kieferkanten ausgestattet. Ein Kreis aus acht leuchtendblauen Augen bildete das Sehwerkzeug des Fremden. Unter dem breiten Mund hing ein Kehlsack, mit dem das Wesen die Laute seiner Sprache erzeugte. Die Hautfarbe des Körpers, soweit ihn nicht der Rückenpanzer bedeckte, war weiß, das Gesicht dagegen schimmerte ockergelb. Der Fremde war haarlos und trug keinerlei Kleidung bis auf einen breiten, silbernen Gürtel, der seinen Leib zwischen den Armen und dem vorderen Beinpaar mehrmals umschlang. Der Gürtel war mit regelmäßig geformten Erhebungen besetzt und trug außerdem eine verwirrende Fülle leuchtender Kontaktflächen. Das war das Gerät, mit dem der allseits gefürchtete Kardec-Schild erzeugt wurde.
    Lafsater-Koro-Soth musterte das ausgedehnte Gelände des Hauptquartiers Hanse mit nachdenklichem Blick. Das Bild, das die acht Augen in seinem Gehirn erzeugten, wäre für einen Menschen völlig unverständlich gewesen. Das Bewußtsein des Porleyters jedoch verarbeitete es zu einem optischen Eindruck von enormer Tiefenschärfe und einem starken plastischen Kontrast.
    Der Körper, in dem Lafsater-Koro-Soths Bewußtsein stak, war ein Kunstgebilde. Vor mehr als zwei Millionen Jahren geschaffen, verkörperte er in sich alle ontomorphischen und biophysikalischen Kenntnisse, die das Volk der Porleyter besaß, und war ein Werkzeug von unübertrefflicher Güte.
    Als das Summen des Kommunikators ertönte, wandte Lafsater-Koro-Soth sich vom Fenster ab. Er schritt auf einen der exotischen Einrichtungsgegenstände zu, der sich am ehesten noch mit einem Tisch mit gewölbter Platte hätte vergleichen lassen.
    „Was gibt es?" quoll es in der Sprache der Mächtigen aus dem Kehlsack.
    „Hier spricht Kaness-Nitag-Waal", drang es aus dem Empfänger. „Koro, ich glaube, wir sind einen Schritt weitergekommen."
    Kaness-Nitag-Waal - die Berufsbezeichnung Waal bedeutete in etwa „Sucher", „Späher" oder auch „Detektiv" - hatte sich auf Lafsater-Koro-Soths Anweisung mit einem Begleiter in der Innenstadt von Terrania einquartiert. Dort war es seine Aufgabe, das Alltagsleben der Menschen zu beobachten, ihre Stimmungen zu erforschen und ganz allgemein ein psychologisches Bild des Volkes der Terraner zu entwickeln, das den Porleytern heute noch so unverständlich war wie am ersten Tag.
    „Laß mich hören, Nitag", forderte Koro den Sprecher auf.
    „Ich habe Verbindung mit einem menschlichen Wesen, das zu wissen behauptet, wo sich der gestohlene Kardec-Schild befindet."
    „Einem Terraner?" fragte Koro ungläubig.
    „Er sieht aus wie ein Terraner, ist aber keiner. Er sagt, er gehöre einem Volk an, das vor langer Zeit mit den Bewohnern von Terra erbitterte Kriege geführt hat."
    „Was will er?" verlangte Koro zu wissen.
    „Geld", antwortete Nitag in einem Tonfall, der Verachtung zum Ausdruck brachte. „Er spricht von zehn Millionen Galax dafür, daß er uns verrät, wo der Schild versteckt gehalten wird."
    Lafsater-Koro-Soth ließ sich Zeit zum Nachdenken. Wenn die Porleyter sich den gestohlenen Kardec-Schild aus eigener Kraft wieder verschafften, dann war er aller Verpflichtung enthoben, die beiden Ritter der Tiefe straffrei ausgehen zu lassen. Das war die neue Formulierung des Ultimatums.
    „Du wirst dich vergewissern, daß er es ehrlich meint?"
    „Ich habe ihm ein Treffen an neutralem Ort vorgeschlagen", antwortete Nitag. „Er ist damit einverstanden. Wenn ich ihn in der Nähe habe, werde ich die Kardec-Aura auf ihn einwirken lassen. Hat er einen Hinterhalt im Sinn, dann kommt es an den Tag."
    „Geh zu dem Treffen nicht allein", warnte Koro. „Nimm deinen Begleiter mit."
    „Das hatte ich vor", bestätigte Nitag.
    „Und laß mich wissen, sobald du etwas erreicht hast", beendete Koro die Unterhaltung.
     
    *
     
    „Keine Nachricht von Atlan?" So, wie Reginald Bull es sagte, als er durch die Tür des Arbeitsraums trat, klang es wie eine rhetorische Frage.
    „Keine", antwortete Perry Rhodan düster. Er hatte den Nacken in die Hände gestützt und die Beine auf die Tischplatte gepflanzt.
    „Unseren Suchteams sind die Hände gebunden", sagte Bull. „Die Porleyter
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