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1089 - Horrorland

1089 - Horrorland

Titel: 1089 - Horrorland
Autoren: Jason Dark
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uns genauer von deinem Land.«
    Eine Hand strich durch den weißen Kunstbart. »Tja, ich weiß nicht, ob es gut ist.«
    »Doch, doch!« riefen viele durcheinander. »Wir wollen wirklich alles hören. Es ist gut so.«
    »Wir haben auch Zeit!« Ein Junge sprang auf. »Das sind doch bestimmt coole Geschichten!«
    »Cool?« Der Weihnachtsmann lachte. »Ich weiß nicht, ob sie cool sind. Sie sind eher…«, er legte eine Pause ein, »unheimlich und manchmal auch böse.«
    »Action?«
    »Ach, ich hasse das Wort Action. Aber wenn ihr so wollt, es ist auch Action.«
    »Dann mach schon, Weihnachtsmann…«
    Nach diesem Wunsch folgte erwartungsvolle Stille. Der Erzähler und die lauschenden Kinder schienen sich in einer anderen Welt aufzuhalten und von der normalen nichts mitzubekommen. Um sie herum floß der Trubel des Kaufhauses in nie abreißenden Wellen vorbei. Erwachsene, Jugendliche, Frauen und Männer, von denen nicht wenige aussahen, als wünschten sie sich weit weg. Mit vor Aufregung geröteten Gesichtern und oft flackernden Blicken.
    Ruhende Pole gab es so gut wie nicht. Selbst die Kaufinseln inmitten der Halle waren zu Zentren des Trubels geworden, um die die Menschen standen und versuchten, im letzten Augenblick noch ein Schnäppchen zu machen.
    Der Weihnachtsmann lehnte sich auf seinem thronartigen Stuhl zurück. Das konnte er gut, weil der Sitzplatz eine hohe Lehne hatte.
    Das Buch hatte er auf die Oberschenkel sinken lassen. Er brauchte es nicht mehr, und als er sprach, nahmen seine Augen einen Ausdruck an, als blickten sie in unendliche Fernen oder direkt in das geheimnisvolle Land hinein, von dem er berichtete.
    »Es ist ein Land voller Wunder. Für uns Menschen nicht zu sehen. Aber Wunder sind nicht nur schön und lieb, sie können auch sehr böse und schlecht sein. Das habe ich alles gesehen und erlebt, und ich soll die Kunde weitergeben.«
    »Sag doch was über das Land!«
    »Ja, immer mit der Ruhe, mein Junge. Du wirst es noch früh genug erfahren. Das Land mit dem Nebel, einem Himmel mit mächtigen wilden Wolken und mit nur wenigen Menschen, die darin leben. Es gibt keine Städte so wie heute. Dort ist alles anders. Berge, Hügel, Täler. Manchmal ein dichter Wald mit hohen Tannen. So hoch, daß man nie weiß, ob es Tag oder Nacht ist, wenn man sich darin befindet. Aber es ist kein Märchenland, weil es sich die Menschen nicht ausgedacht haben, um darüber Geschichten zu erzählen. Es ist ein anderes Land, eines, das existiert, zu dem aber nur wenige Menschen Zutritt haben, denn oft ist es düster und böse.«
    Ein Junge, der ziemlich weit außen saß und schon die letzte Zeit über hin- und hergerutscht war, hatte eine Frage. »Gibt es dort auch Ungeheuer?«
    Der Weihnachtsmann ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er runzelte sogar die Stirn, wie jemand, der nachdenkt. Dann stimmte er durch ein Nicken zu, und wenig später auch akustisch. »Ja, mein Junge, dort leben auch Ungeheuer.«
    »Booohhh.« Die Augen des Zehnjährigen glänzten. »Und wie sehen sie aus? Kannst du sie beschreiben? Das mußt du doch können, wenn du mal dort gewesen bist.«
    Der Weihnachtsmann mußte husten. »Ja, ich habe sie gesehen«, gab er mit leiser Stimme zu.
    »War es toll?«
    »Nein!«
    »Warum erzählst du nichts? Wir wollen wissen, wie die Ungeheuer aussehen, das ist spannender.«
    Der Erzähler wiegte den Kopf. »Ich weiß es nicht, ob es wirklich so spannend für euch ist.«
    »Doch, doch!«
    Die Kinder ließen sich anstecken. Sie alle bedrängten den Erzähler jetzt, ihnen mehr zu berichten.
    »Gut, ich werde es tun.« Der Weihnachtsmann zuckte mit den Schultern. »Aber ich warne euch. Ich übernehme keine Garantien, denn es muß nicht immer so gut sein.«
    »Erzähle schon!«
    Der Weihnachtsmann nickte. »Ja, dann hört mir zu. Die Ungeheuer sind anders als ihr sie vielleicht aus irgendwelchen Märchen und Sagen kennt. Es sind auch keine Drachen, keine Riesenschlangen oder andere Monstren, wie Pferde mit Menschenköpfen oder Zebras mit Löwenschädeln. Nein, in diesem Land gibt es Vögel. Riesige Vögel.« Seine Stimme klang jetzt staunend und auch unheimlich, so daß manches Kind eine Gänsehaut bekam. Zudem breitete der Mann seine Arme aus, um den Zuhörern die Größe klarzumachen.
    Die Kinder waren ruhig geworden. So etwas hatten sie noch nicht erlebt. Weg von ihrem modernen Spielzeug und hinein in das alte, immer noch wirksame Erzählen. Es gab bestimmt den einen oder anderen, der sich die Vögel jetzt
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