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1084 - Operation Kardec-Schild

Titel: 1084 - Operation Kardec-Schild
Autoren: Unbekannt
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entfernten Asteroiden. Clifton Callamon schloß den Helm seiner Raummontur. Als er aufstand, wurde erkennbar, daß aus dem Rückenteil des Anzugs ein Kabel zur Konsole des Piloten führte. Aus bisherigen Erfahrungen ergab sich, daß Kardec-Schilde in bezug auf die Durchlässigkeit für akustische und elektromagnetische Schwingungen unterschiedliches Verhalten auf wiesen. Kioms Schild zum Beispiel war völlig undurchlässig gewesen, während man auf Zhruut beobachtet hatte, daß es den Porleytern keine Schwierigkeit bereitete, sich unter ihren rosafarbenen Schirmhüllen hervor miteinander zu verständigen. Das Kabel verband Callamons Helmsender mit der Hyperfunkanlage. Man hatte es auf Geidnerd eigens anfertigen müssen. Die Energietechnik bediente sich der Methoden des materiegebundenen Leistungstransfers schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Stromführende Leitungen gehörten zu den Kuriositäten des technischen Altertums.
    Fraglich blieb, wie der Kardec-Schild auf das Kabel einwirken würde. Es war möglich, daß er es einfach durchtrennte. Das Risiko mußte in Kauf genommen werden.
    Er griff nach dem silbernen Gürtel, nahm ihn vom Haken und schlang ihn sich um die Taille. Bevor er den Verschluß betätigte, blickte er noch einmal in Richtung der Kamera und sagte: „Es wäre nett von euch, wenn ihr mir die Daumen hieltet."
     
    *
     
    Er konzentrierte sich auf den Würfel. Mit aller geistigen Kraft, die ihm zur Verfügung stand, zwang er sich, nur an das Testobjekt zu denken. Er empfand eine schier unwiderstehliche Versuchung, in sich hineinzuhorchen und nach Spuren der Beeinflussung durch den Kardec-Schild zu suchen. Er widerstand ihr, aber es kostete ihn Mühe.
    Als er den Verschluß des Gürtels betätigte, hatte es sich wie eine finstere, heiße Glocke über sein Bewußtsein gesenkt. Ein Druck lastete auf seinen Gedanken, der ihn herauszufordern schien. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Das Bild, das er vor sich sah, hatte sich nicht verändert. Das rosafarbene Schimmern des parapsionischen Feldes war ein Phänomen, das nur von außen her sichtbar wurde. Dem Kabel war nichts geschehen. Es durchdrang die Feldhülle unbeschädigt. Er hatte Verbindung mit Brick und Gela, aber vorläufig wahrte er Schweigen. Er durfte mit keinem Gedanken daran denken, daß hier ein Experiment stattfand. Er wollte nicht experimentieren. Er hatte den Gürtel angelegt, um den schwebenden Würfel zu bewegen.
    Die Kontaktflächen des Gürtels schillerten in allen Farben des Spektrums. Er betätigte etliche, ohne eine Wirkung zu spüren. Aber plötzlich ging es wie ein heftiger Ruck durch sein Gehirn. Als hätte ihn ein unsichtbarer Hammer getroffen, schoß der Würfel seitwärts durch die Zentrale, prallte krachend gegen die Wand und stürzte polternd zu Boden.
    „Du hast Erfolg gehabt."
    „Wer spricht da?"
    „Ich, Kardec."
    Es wurde ihm klar, daß der Wortwechsel sich nur in seinem Bewußtsein abspielte. Zu hören war kein Wort. Er selbst hatte von der Rückkopplung gesprochen, die zwischen den Kontrollelementen des Gürtels und dem Bewußtsein des Trägers bestand. Aber daß die parapsionischen Kräfte des Gürtels ihn ansprachen, damit hatte er nicht gerechnet.
    Er war überrascht und verlor für den Bruchteil einer Sekunde seine Konzentration.
    „Du kannst es jetzt. Mach weiter. Versetz dich dorthin, wo der Würfel liegt. Dann heb ihn auf."
    „Wie mache ich das?" fragte er verdutzt.
    „Zwei goldene und eine rote Taste - ganz vorne, rechts neben dem Verschluß. Denk daran, was du tun willst."
    Clifton Callamon konzentrierte sich auf den Punkt, an dem der Würfel zu Boden gestürzt war. Er tippte mit den Fingern auf die bezeichneten Kontaktflächen. Ein Ruck, und er stand mit gespreizten Beinen über dem Würfel.
    „Gut so. Jetzt heb ihn auf."
    Mit einemmal wußte er von selbst, welche Tasten er zu betätigen hatte. Die Finger fanden aus eigener Kraft das Ziel. Der Würfel hob sich vom Boden ab und geriet in den Bann des künstlichen Schwerefelds. Von der unsichtbaren Kraft der Gravitation gehalten, schwebte er in der Luft. In Gedanken sah Callamon ihn quer durch die Zentrale treiben. Die Kontrollmechanismen des Gürtels setzten seine Gedanken in parapsionische Strahlung um. Was er soeben gedacht hatte, geschah in Wirklichkeit: Der Würfel bewegte sich durch die Zentrale.
    Ein Gefühl des Triumphs erfüllte ihn. Er spürte den Druck nicht mehr, der sich vorhin wie eine dumpfe Glocke über sein Bewußtsein gestülpt
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