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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster
Autoren: Jason Dark
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den Drink abermals und fragte dann:
    »Haben Sie vielleicht eine besondere Beziehung zum Mondlicht?«
    »Wir wollten uns duzen.«
    »Pardon, das hatte ich vergessen.«
    »Nein oder ja…«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Giselle schaute mir tief in die Augen. Es war nicht nur ein verführerischer Blick, wie ich zu wissen glaubte, sondern einer, in dem auch eine Frage oder ein gewisses Mißtrauen mitschwang. Auch wenn ich mich geirrt haben sollte, ich blieb bei meiner Fragestellung. »Der Mond ist ja etwas Besonderes, wie du weißt.«
    »Stimmt, das merke ich. Es gibt Vollmondnächte, da kann ich schlecht in den Schlaf kommen. Meistens bin ich dort besonders aufgewühlt, was unsere Gäste auch zu schätzen wissen. Auf mich hat der Mondschein eine stimulierende Wirkung. Die Schmetterlinge toben dann stärker durch meinen Bauch.«
    Ich drehte das Glas auf der glatten Unterlage und fragte: »Du fühlst dich also verändert?«
    »Stark sogar.«
    »Nur im sexuellen Bereich…?«
    Giselle zuckte zwar nicht äußerlich zurück, aber schon in ihrem Innern, das sah ich ihr an. Sie verkrampfte sich leicht, ich hörte, wie sie Luft holte, und auch der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich. Er kam mir härter und mißtrauischer vor.
    »Du verstehst nicht?«
    »Nein, wenn ich ehrlich bin.«
    »Nun ja, ich bin zwar kein großer Geschichtenerzähler, aber ich habe in meinem Leben viel gelesen. Auch Geschichten, in denen der Mond eine große Rolle spielte. Und zwar sein Einfluß auf die Menschen, die ja nicht alle gleich reagieren. Das Mondlicht kann verändern, nicht nur innerlich…«
    »Sondern?«
    »Auch nach außen hin.«
    »Aber nicht bei mir«, widersprach sie sofort.
    »Nein, nein…«
    »Überzeugend klang das nicht.«
    Ich lächelte. »Oft ist es ja so, daß man es nicht sieht, Giselle.«
    Auf der glatten Stirn der Blonden erschienen einige Falten. »Wie meinst du das?«
    »Die Menschen sehen tagsüber aus wie immer. Sie leben auch so wie immer, nur wenn sie in den direkten Kontakt mit dem Mondlicht geraten, kann es zu einer Veränderung kommen. Dann müssen sie nicht unbedingt Menschen bleiben…«
    »Ja, sehr interessant.« Sie hatte sich vorgebeugt und leckte mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Ich darf diesen Gedanken weiterspinnen, John?«
    »Gern.«
    »Mondlicht kann verändern, oder?«
    »Darauf läuft es hinaus.«
    »Auch äußerlich. Man kann sich also verwandeln, und man kann dabei das Menschliche auch abstreifen…«
    »Das ist ebenfalls möglich.«
    Giselle nickte, als hätte sie alles begriffen. Dann hörte ich ihre nächste Frage. »Und in was oder wen kann sich der Mensch dabei verwandeln?«
    »Du weißt es!« sagte ich ihr auf den Kopf zu.
    »Warum sollte ich…?«
    »Ja, du weißt es!«
    Sie senkte den Blick. Dann lächelte sie wieder. »Ich habe auch von Geschichten gehört. Sie beziehen sich nicht allein auf mondsüchtige Personen. Du meinst doch, daß mit ihnen etwas anderes passiert - oder?«
    »Daran habe ich in der Tat gedacht.«
    Wahrscheinlich trieben die gleichen Gedanken in unseren Köpfen herum, aber wir sprachen sie nicht aus. Normalerweise hätte ich es längst getan, doch ich wollte sie locken. Das hatte ich auch geschafft, wie mir die nächste Frage klarmachte.
    »Menschen können sich in Monster verwandeln?«
    Ich hob die Schultern.
    Die nächsten Worte flüsterte sie wie jemand, der sich davor fürchtet. »Vampire… Werwölfe, zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel«, flüsterte ich zurück.
    Diesmal schrak sie nicht zurück. Sie nahm die Antwort an und dachte auch darüber nach. »Du glaubst also daran, daß sich durch die Kraft des Vollmonds Menschen in diese Bestien verwandeln können?«
    »Ich streite es zumindest nicht ab.« Giselle war gespannt. Sie preßte die Lippen zusammen und strich über das kurze Haar. »Ja, das ist interessant. Wenn ich dir zuhöre, dann habe ich das Gefühl, daß jemand wie du hier nicht nur als Theoretiker sitzt und so etwas schon erlebt hat. Stimmt es?«
    »Das zu glauben, überlasse ich dir.«
    Durch ein etwas klirrend klingendes Lachen war die Spannung plötzlich dahin. »Wir spinnen uns hier etwa zurecht«, erklärte sie. »Wunderbar, diese Gespräche habe ich an der Bar noch nicht geführt, das kann ich dir versichern.«
    »Sind sie denn schlecht?«
    »Nein, nur anders. Hier reden wir normalerweise über andere Themen, John. Aber es ist schon interessant.« Sie nickte kurz.
    »Kann sein, daß es noch interessanter wird.«
    »Ach! Jetzt machst du mich
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