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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster
Autoren: Jason Dark
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Zeitpunkt für Suko gewesen, zu reagieren. Er hätte jetzt nach seiner Dämonenpeitsche greifen müssen, um sie hervorzuziehen, aber er tat es nicht. Nicht weil er es nicht wollte, sondern weil er es einfach nicht schaffte.
    Zwar lag seine Hand am Griff der Peitsche, doch er konnte sie nicht hervorziehen. Seine Hand und auch sein Arm schienen zu Blei geworden zu sein. Nichts konnte er mehr unternehmen. Die rätselhafte Starre hatte ihn von Kopf bis zu den Füßen erfaßt und gelähmt. Nur sein Verstand reagierte noch. Denken war da, ebenso die Auffassungsgabe. Sie drückte wie eine Last gegen ihn, während das Mondschein-Monster seinen Weg unbeirrt fortsetzte.
    Es wuchs, je näher es an Suko herankam. Er schien sich in die Höhe stemmen zu wollen, als sollte aus dem Körper ein Berg entstehen. Suko tat nichts. Er sah die Augen, die immer näher auf ihn zuschwebten, aber er sah noch mehr.
    Zum erstenmal schälte sich auch das Gesicht dieser Gestalt aus dem finsteren Hintergrund hervor.
    Welch ein Gesicht!
    Es war nicht die Fratze eines Dämons. Es war nicht zerfressen oder von einer schuppigen Haut gekennzeichnet. Es war auch kein starres Totengesicht. Es lebte und kam ihm trotzdem vor, als wäre es zu Stein erstarrt.
    Ohne Haare. Eine glatte Haut. Fast wie poliert. Darauf zeichnete sich auch das Licht ab. Suko wußte nicht, ob der Widerschein aus den Augen stammte oder vom Mondlicht, das ihn traf. Das Gesicht war einfach anders, auch wenn es menschliche Züge besaß. Ein aufgerissener Mund, in dem die Zähne leuchteten, obwohl Suko das nicht wahrhaben wollte. Da fand sich ebenfalls das Mondlicht, und es mußte das Innere seines haarlosen Schädels erfüllen.
    Suko tat nichts.
    Er bewegte nicht einmal den kleinen Finger. Das Rascheln der Füße über das Laub hinweg nahm er überdeutlich wahr, aber er sah keinen Körper. Sollte es einen geben, so tauchte er unterhalb des blanken Schädels in die Dunkelheit ein.
    Noch hätte Suko die Chance gehabt, dem Grauen zu entfliehen. Genau das war nicht möglich. Er hätte nie gedacht, daß ihm so etwas überhaupt passieren könnte, aber es war eine Tatsache. Diese unheimliche Gestalt war nicht nur größer, sondern auch stärker als er. Sie war ihm in allen Belangen überlegen.
    Wie ein böser Spuk tauchte das Geschehen um Jeffrey Coogan in seinen Gedanken auf. Er erinnerte sich wieder daran, was da passiert war und brauchte nur in die Augen des anderen zu schauen, um zu wissen, daß mit ihm das gleiche geschehen sollte.
    Bisher hatte Suko nur den Kopf und natürlich die hellen Augen darin gesehen.
    Das änderte sich, denn der schwere Arm erschien aus dem Dunkel und senkte sich.
    Suko spürte die Pranke wie ein Tonnengewicht auf seiner rechten Schulter…
    ***
    Die Tür wurde geöffnet. Sogar ziemlich schnell, und ich sah eine mir unbekannte Frau. Ob sie schon zuvor gelächelt hatte, wußte ich nicht, jedenfalls lächelte sie mich an und gab mir das Gefühl, als Freund willkommen zu sein.
    Blitzschnell tastete ich sie mit meinen Blicken ab. Sie trug ein schwarzes, sehr eng anliegendes Kleid, das dicht über den Knien endete. Es bot einen Kontrast zu den kurzen und optisch aufgehellten Haaren, die auch zu einem Mann gepaßt hätten. Ihre Füße waren in hochhackigen Schuhen verschwunden, um den Hals herum baumelte Modeschmuck, der so geschliffen war, daß sich das Licht eines Strahlers darin fing und mich beinahe blendete.
    »Hallo«, sagte sie. »Der erste Gast heute. Seien Sie willkommen, Mister.«
    Ich lächelte zurück. »Oh, ich bin der erste.«
    »Aber Sie werden nie der letzte sein. Sie haben die freie Wahl. Sie können alles tun, aber nichts muß sein, wenn Sie mich verstehen.«
    »Ja, das schon.«
    »Wir sind hier sehr persönlich. Wie heißen Sie?«
    »John.«
    »Dann herzlich willkommen, John. Ich bin Giselle.«
    »Die Chefin?«
    Die Blonde lachte glockenhell. »Nein, das bin ich nicht. Aber so etwas wie eine Vertretung.«
    »Sehr schön.«
    »Kommen Sie rein.«
    Ich übertrat die Schwelle und tat es mit einem ziemlich unguten Gefühl, das mich plötzlich und auch irgendwie grundlos überfallen hatte. Ich wußte nicht, wieso das passiert war, aber das Gefühl war vorhanden und ließ sich nicht leugnen. Möglicherweise lag es daran, daß die Tür hinter mir mit einem satten Laut zufiel und ich mir deshalb eingeschlossen vorkam.
    Diesmal hätte ich Suko gern an meiner Seite gehabt. Meine Unruhe kam möglicherweise auch daher, daß er nicht da war. So harmlos diese
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