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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster
Autoren: Jason Dark
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völlig abgeworfen. Noch hing es von vielen Ästen und Zweigen wie traurige Früchte und bewegte sich zitternd im Wind. Manchmal trudelten die Blätter auch zu Boden, da glitten sie dann als Schatten hinab. Ein lautloses Sterben mit einer weichen Landung.
    Es hatte sich auf dem Boden, an den Stämmen, in den kleinen Mulden verteilt. Suko ärgerte sich darüber, daß er Geräusche verursachte. Er bemühte sich, so leise wie möglich zu sein.
    Suko wollte keine böse Überraschung erleben. Er wußte nicht, wie lautlos sich das Mondschein-Monster bewegte. Im Prinzip traute er dieser Aibon-Gestalt alles zu. Dementsprechend vorsichtig war er auch. Seine Sinne waren angespannt.
    Er wurde nicht gestört. Der Wald veränderte sich nicht. Er gab keinen Ton an. Er war nur so dicht und lichtlos. Wäre das Mondlicht nicht gewesen, hätte sich der Inspektor blind vorkommen müssen.
    So aber hatte er noch etwas Glück und konnte sich in seinem Licht orientieren, das auf ihn wie silbriges Streulicht wirkte.
    Ein hellbleicher Schein, der sich nicht nur über dem Wald ausgebreitet hatte, sondern auch seine Lücken fand und in sie hineinglitt. So malte er schwach die Stämme an oder goß seinen Schein über den Boden hinweg, wobei er dem Laub einen ebenfalls blassen Schimmer gab. Das Geäst der alten Baumriesen sah an manchen Stellen bleich aus, als wäre es mit heller Farbe bestrichen worden.
    Suko mußte sich oft genug ducken, um seinen Weg zu finden. Er hangelte sich geschickt weiter, aber er fand keinen Weg oder Pfad. Keinen Wildwechsel, an dem er sich hätte orientieren können.
    Nur Schatten und Mondlicht begleiteten seine Suche.
    In dieser Gegend gab es sicherlich Eulen und Uhus. Vögel, die in der Nacht jagten. Erst auf den Bäumen hockten und warteten, um dann blitzschnell zu starten und mit scharfen Schnabelschlägen die Mäuse vom Boden zu klauben.
    Da war nichts.
    Der Wald schien tot zu sein. Oder von diesem Mondschein-Monster beherrscht, das es dank seiner gewaltigen Kraft verstanden hatte, alles andere und normale zu vertreiben.
    Suko sah auch keinen Sinn darin, immer weiter durch dieses dichte Gelände zu gehen. Da konnte er sich über Stunden hin bewegen, ohne etwas zu entdecken. Außerdem wollte er auf keinen Fall die Orientierung verlieren, denn er mußte irgendwann zurück, um seinem Freund John Sinclair zur Seite zu stehen.
    Vor Suko erschien ein breiter Schatten. Er gehörte zu einem Baum, der schief gewachsen oder vom Sturm fast umgerissen worden war. Seine starken Äste hingen dabei so weit nach unten, daß sich Suko einige von ihnen sogar als Sitzplatz aussuchen konnte.
    Licht schaltete er nicht ein. Selbst der kleine Punkt seiner Taschenlampe wäre in der Dunkelheit zu gut gesehen worden. Auf keinen Fall wollte er auf sich aufmerksam machen.
    Er hatte Glück, denn vom Stamm weg breitete sich so etwas wie eine starke Gabel aus. Beinahe ein schon bequemer Sitz, auf dem Suko sich niederließ. Er schob einige Blätter zur Seite und dachte daran, daß es keine Garantie dafür gab, daß er das richtige tat. Aber nur hin und her zu laufen brachte auch nichts.
    Suko gab sich ein Limit. Nicht länger als eine Viertelstunde wollte er warten. Sollte sich das Monstrum mit den tanzenden Augen bis dahin nicht gezeigt haben, war der Wald für ihn nicht mehr interessant. Dann wollte er seinem Freund John folgen.
    Suko besaß die Gabe, sich voll und ganz konzentrieren zu können. Zwar wirkte er dann wie jemand, der eingeschlafen war, aber das täuschte. Er war nur konzentriert und schaffte es, sich selbst als Persönlichkeit zu verlieren, um sich so der Umgebung anpassen zu können. Er lauschte auf die Geräusche, auf Veränderungen und nahm alles wahr wie ein Seismograph.
    Zwischendurch glitten seine Blicke auch in die Höhe. Der Wald wuchs nicht so dicht, als daß Suko nicht den Himmel hätte sehen können. Es war da. Er breitete sich als dunkle Fläche aus, von der die Wolken vertrieben worden waren, so daß der Mond freie Bahn besaß.
    Der Mond schaute. Er beobachtete. Er glotzte nach unten. Er wollte die Welt kontrollieren und sie mit seinem blassen Schein überdecken. Sein Schein besaß nicht nur die physikalische Kraft, die dafür sorgte, daß es zu Ebbe und Flut kam. In diesem Licht steckte auch noch etwas anderes, das besonders wichtig für unheimliche Kreaturen war. Werwölfe und Vampire liebten den Schein. Sie badeten sich darin und schöpften Kraft. Das war nicht zu messen, das hatte auch nichts mit Magnetismus zu
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