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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe
Autoren: Jason Dark
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zuschicken wollten.
    »Wir sollten jetzt halten und den Rest zu Fuß gehen«, schlug Milena vor.
    Ich befolgte ihren Rat und fuhr dicht an die linke Wegseite heran und stoppte. Zuerst verließen Milena und ich den Rover. Suko stieg ebenfalls aus. Ich hatte mich an der linken Tür aufgebaut und sie zuvor geöffnet.
    Mike Warner schaute mich von unten her an. Ich sah sein Gesicht im Licht der Innenbeleuchtung.
    Es zeigte ein Lächeln. Von seiner Verzweiflung oder Verwandlung war nichts mehr zu sehen. Aber das Lächeln gefiel mir nicht. Es war zu wissend.
    »Hast du mir etwas zu sagen?«
    Er legte seinen Kopf schief. »Ja…«
    »Ich höre.«
    »Er ist da, Sinclair. Ich spüre ihn. Er ist da, und er wird euch töten. Er bringt auch die anderen um.«
    »Welche denn?«
    Er gab eine Antwort, die für mich ein Rätsel war. »Die Mutprobe ist noch nicht beendet.«
    Mehr sagte er nicht. Ich mußte schon zur Seite treten, um ihn aus dem Rover zu lassen. Trotz seiner auf dem Rücken gefesselten Hände schaffte er es locker.
    Ich blieb in seiner Nähe. Wir gingen dorthin, wo Milena und Suko bereits warteten. Sie waren in ein flüsterndes Gespräch vertieft, das sie beendeten, als wir bei ihnen eintrafen.
    Suko wandte sich an mich. »Milena hat mir berichtet, was wir auf dem Friedhof zu erwarten haben. Das heißt, sie hat mir eine Beschreibung gegeben. Wundere dich nicht über den Eingang. Er sieht aus wie ein hohes Kirchenfenster. Ist aber ein Tor.«
    »Okay, dann können wir.«
    Suko kümmerte sich wieder um Mike Warner. Er blieb an seiner Seite und ließ ihn nicht aus den Augen. Ich ging mit Milena vor, und wir wanderten durch eine neblige Nacht, in der wir verdammt wenig Einzelheiten sehen konnten.
    Aber die Umrisse des Eingangs malten sich bereits nach einigen zurückgelegten Metern ab. Die Beschreibung traf zu. Ein Steinskelett, das aussah wie ein großes Kirchenfenster mit leichten Beschädigungen. Ungewöhnlich für einen Friedhof, aber sehr gotisch.
    Lichter sahen wir nicht. Dafür kam mir der Nebel dünner vor. Er hielt sich mehr in Bodenhöhe.
    Weiter oben bestand er nur aus hauchdünnen Fahnen.
    Mein Kreuz steckte in der rechten Seitentasche, die zu einem Lieblingsplatz geworden war. Ich holte es hervor und prüfte nach, ob es wärmer geworden war.
    Momentan nicht. Der vor uns liegende Totenacker schien frei jeglicher dämonischer Einflüsse zu sein.
    Milena flüsterte: »Dahinter, das ist seine Welt. Sie müssen mir glauben, Mr. Sinclair. Ich spüre es. Dort lauert er auf mich und auf uns. Er hat Böses getan. Ich denke, daß wir es gleich zu Gesicht bekommen. Ja, das meine ich…«
    Sie verstummte. Aber sie war aufgeregt. Jeder Schritt war für sie wie die Erkundung eines Neulands. Sie wußte, daß etwas passieren würde und wartete nur darauf, daß sich diese Veränderung zeigte.
    »Da, sehen Sie!«
    Es hörte sich an wie ein Schrei, obwohl Milena die Worte nur flüsternd hervorgebracht hatte. In ihnen schwang all das Entsetzen mit, das sie in diesen Augenblicken empfand.
    Sie bewegte sich nach links, um sich bei mir abzustützen. Dann hob sie den Arm und streckte ihn dem Torbogen entgegen, so daß auch wir sehen konnten, was sie so beeindruckt hatte.
    Es war nicht nur das Tor, da gab es noch etwas anderes. Genau unter der Mitte des Bogens hing eine Gestalt, deren Beine dicht über dem Boden pendelten.
    Ein Gehängter!
    ***
    Ich ahnte jetzt, daß Pretorius nicht mehr in seinem Grab lag. Hinter uns standen Suko und Mike Warner. Der Student kicherte vor sich hin wie jemand, der dem Wahnsinn verfallen ist.
    »Ich habe es gefürchtet!« keuchte Milena Kovac. »Ich habe es sogar gewußt. Es ist grauenvoll…«
    »Aber wer treibt sich um diese Zeit noch auf dem Friedhof herum?« fragte Suko leise.
    Die Antwort gab Mike Warner, und er kicherte dabei. »Da steht ein Auto. Das kenne ich. Es gehört meinen Freunden.« Wieder kicherte er. »Sie wollten ebenfalls Wache halten und die Mutprobe auf sich nehmen. Ich weiß auch, wer da hängt. Es ist Ruben. Mein Freund Ruben Moreno.«
    »Das hätten Sie uns sagen sollen!«
    »Hör auf, Chinese. Ich habe es nicht gewußt. Es war nicht vorgesehen.« Er lachte wieder. »Sie… sie… waren einfach zu neugierig. Ihr Pech, ihr verdammtes Pech.«
    Ich drehte mich um. »Du hast von zwei Personen gesprochen. Dort hängt nur eine.«
    »Das weiß ich.«
    »Wer ist die andere Person? Wie heißt sie?«
    »Mandy Mannox.«
    Ich hatte richtig gehört, auch vorhin schon. Eine Frau. Und sie konnte
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