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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe
Autoren: Jason Dark
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So berichtet es die Sage. Er war einer der letzten Hexenjäger, aber er stand nicht auf der Seite der Kirche. Er hat für sich gearbeitet, verstehen Sie?«
    »Nicht genau.«
    Sie lachte gequält und sprach weiter. »Er hat auf eigene Rechnung gearbeitet. Er hatte einfach Spaß am Töten. Die Frauen waren früher sehr rechtlos und den Männern stark untertan. Das hat er ausgenützt. Besonders ihre Angst. Er schaffte sie auf seine Seite und stellte die Bedingungen. Er hat sie wählen lassen.«
    Da Milena eine Pause einlegte, forderte ich sie auf, weiterzusprechen. »Was konnten sie wählen?«
    »Entweder blieben sie bei ihm, dann war alles klar, oder er hat sie getötet und den anderen Menschen erklärt, daß sie Hexen waren.«
    »Und was passierte mit ihnen, wenn sie bei Pretorius blieben?«
    »Ein großes Unglück. Dann wurden sie von ihm zu Hexen gemacht. Sie mußten auf den Teufel schwören. Er hat von ihnen verlangt, daß sie Beweise für ihre Treue antraten. Der Teufel wollte Opfer, und er schreckte auch nicht davor zurück, Kinder… na ja, sie wissen schon.«
    »Sind Kinder getötet worden?«
    »Ich weiß es nicht, Mr. Sinclair«, erwiderte Milena gequält. »Jedenfalls wurden dem Teufel Opfer gebracht. Pretorius zwang die Frauen dazu, sich auf die Seite des Teufels zu stellen. Er hat sie dann als seine Hexen bezeichnet. Ausgerechnet er, der Hexenjäger. Und wenn er sie nicht mehr brauchte, dann hat er sie getötet. Das ging so lange gut, bis man ihm auf die Schliche kam. Da war es schon zu spät. Da war er bereits voll und ganz in den Einfluß des Teufels hineingeraten. Er muß wahnsinnig gewesen sein. Als sie ihn stellten, hat es viele Tote gegeben. Er hat sich gewehrt. Er ist nicht zu stoppen gewesen, zunächst. Dann jedoch hat man ihm eine Falle gestellt. Es muß eine Nonne gewesen sein, die es tat. So genau weiß man das nicht. Die Frau ist auch nicht in ihrer Tracht aufgetreten. Sie hat sich bei Pretorius eingeschlichen und es geschafft, ihm einen giftigen Trank zu verabreichen. Der sorgte dafür, daß er starb. Anschließend hat man ihn begraben.«
    Ich räusperte mich. »Wie geschah das? Hat man sich noch an seinem Leichnam gerächt? Hat man ihn zerstückelt oder…«
    »Nein, nein, nein… er wurde in das bereits fertig geschaufelte Grab auf diesem Friedhof gelegt.«
    »Er war also tot?«
    Milena lachte. »Das hat man damals angenommen. Ich bin jetzt nicht so davon überzeugt. Sein Geist lebt weiter, das habe ich besonders gespürt. Aber sonst…«
    Milena Kovac ließ die Worte ausklingen, was Suko und mir nicht gefiel. Es war mein Freund, der fragte: »Kommt da nicht noch etwas hinterher, Milena?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er war also tot.«
    »So hieß es auch.«
    »Eben - auch. Gab es noch eine andere Erklärung? Was sagen die Legenden? Bieten sie vielleicht noch andere Lösungen? Oder zumindest Warnungen?«
    Milena bewegte sich unruhig auf dem Sitz. »Ja, die Geschichten um Pretorius lassen einiges an Deutungen zu. Man kann sich da nicht auf eine festlegen.«
    »Bitte, Milena!« forderte auch ich sie auf. »Sagen Sie uns jetzt, was Sie wissen.«
    »Man hat sich über ihn aufgeregt. Man hat über ihn geschrieben. Man hat über ihn gesprochen, und nicht wenige gehen davon aus, daß er nicht tot gewesen ist, als man ihn in das Grab gelegt hat.«
    »He!« rief ich. »Haben Sie nicht von Gift gesprochen, das die Nonne ihm verabreichte?«
    »Ja, das habe ich. Wie gesagt. Die Nonne ist davon ausgegangen, daß er tot war. Andere Menschen ebenfalls. Doch wieder andere waren da vorsichtig. Ich kenne den Grund nicht, warum sie ihre Meinung änderten, aber die Geschichte seines Nichttodes hat sich schon im Volk erhalten.«
    »Bot man denn eine andere Lösung an?«
    »Ja, und darin spielt der Teufel eine sehr wichtige Rolle, Mr. Sinclair.«
    »Als was?«
    »Er war sein Beschützer. Das wissen Sie doch. Und das hat sich auch über den Tod hinweg gehalten. Jedenfalls haben die Leute erklärt, daß man ihn als noch Lebenden begraben hat, obwohl er wie tot aussah. Dann ist er scheintot gewesen.«
    Ich schwieg. Auch Suko gab keinen Kommentar ab. Auf meiner Haut bildete sich ein Schauer. Die schlimmste Vorstellung für mich war immer, lebendig begraben zu werden, und das hatte ich leider schon durchleiden müssen. Gerade in der Vergangenheit haben sich die Menschen immer wieder Geschichten über Scheintote erzählt. So etwas uferte zumeist aus. Da gab es dann die wildesten Abweichungen. Es wurde davon berichtet,
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