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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten
Autoren: Jason Dark
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meine Antwort nicht gefallen. »He, warum hat sich das so komisch angehört?«
    »Wieso? Hat es sich das?«
    »Ja.«
    Ich winkte ab. »Mallorca! Himmel, alles fliegt dorthin. Ob Reich, ob Arm, es scheint nur diese Insel zu geben, wobei die Deutschen noch schlimmer sind als unsere Landsleute.«
    Suko verteidigte die Insel. »Es gibt aber auch wunderschöne Stellen. Das darfst du nicht vergessen.«
    »Habe ich auch nicht. Ich frage mich nur, wie lange es diese Flecken noch gibt.«
    Er stieß mich an. »Sieh das nicht so pessimistisch, John. Außerdem wollen die Conollys neben dem Urlaub noch einen Kulturtrip machen. Das haben sie zumindest gesagt.«
    »Klar, das glaube ich ihnen sogar. Sheila und Bill gehen durch Museen, schauen sich alte Kirchen, Klöster und Gebäude an und peilen vielleicht nach einer kleinen Finca, die sie kaufen wollen. Auch das ist ja jetzt Mode geworden.«
    »Neidisch?«
    »Um Himmels willen. Sie sollen ihren Spaß haben, aber Bill sah vorgestern nicht besonders happy aus. Ich bin ja noch mal kurz bei ihnen gewesen.«
    »Er hätte lieber Action, wie?«
    »Kann sein. Der hätte sich sogar zu uns in den Wagen gesetzt und Wache gehalten.«
    »Neidisch, John?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    Das war ich wirklich nicht, obwohl der Regen zugenommen hatte. Der Sprüh war nicht mehr vorhanden. Er hatte sich zu größeren Tropfen verdichtet, die gegen die Scheiben klatschten und dann wie Tränenspuren am Glas herabliefen.
    Die Tankstelle lag auf dem flachen Land. Zwar gehörte das Gebiet noch zu London, es war allerdings nicht dicht bebaut oder besiedelt, weil der Flughafen Heathrow in der Nähe lag und der Lärm die Menschen störte.
    Wir parkten neben einer Mauer, damit wir niemand störten, der in die Waschanlage fahren wollte. Sie befand sich hinter der eigentlichen Tankstelle und wurde um diese frühe Nachmittagszeit nicht frequentiert.
    Erst später, wenn der Pendlerverkehr einsetzte, würde sich das ändern - hatten wir zumindest gehört.
    Warten ist immer langweilig. So war es ganz natürlich, daß ich anfing zu gähnen und meinen Freund Suko damit ansteckte. »Wer von uns soll denn nun ein Nickerchen machen?«
    Ich zuckte die Achseln.
    Suko gab sich selbst die Antwort. »Keiner, denn wir bekommen Besuch.«
    Er hatte Tanner zuerst gesehen, der mit ziemlich schnellen Schritten auf den Rover zukam. Wie immer trug Tanner seinen alten Filzhut, dessen Krempe er zum Schutz gegen den Regen nach unten gebogen hatte.
    Über seinen üblichen grauen Anzug hatte er einen alten Staubmantel geschlungen, auf dem sich schon nasse Flecken ausgebreitet hatten, als Tanner die linke hintere Wagentür öffnete und sich auf den Sitz fallen ließ. Hart wuchtete er die Tür zu.
    »Scheiß Wetter!«
    »Hast du das bestellt?« fragte ich.
    »Sehe ich so aus?«
    »Manchmal schon.«
    Er knurrte mich böse an und schob seinen Hut zurück. Danach wischte er über sein Gesicht, das einige nasse Flecken bekommen hatte. Seine Kleidung roch feucht und auch leicht nach kalter Zigarrenasche.
    »Hat es überhaupt noch Sinn, zu warten?« fragte ich.
    »Ja, das hat es. Bisher ist der Mann immer an einem Montag hier erschienen, um vollzutanken und sich mit Zigaretten einzudecken.«
    Tanner lachte. »Da kann ein Verbrecher noch so vorsichtig sein, aber seine Rituale möchte er nicht missen.«
    »Heißt er wirklich Miller?« fragte ich.
    »Unter dem Namen ist er bekannt.«
    »Und er ist ein Killer?«
    »So sieht es aus.«
    Tanner hatte uns eingeweiht. Miller war ein Mann, der für die Unterwelt arbeitete und dabei den Bossen den Weg freischoß. Es gab derartige Typen in allen Ländern, insofern war er nichts Besonderes. Zu Millers Job gehörte es auch, verdammt brutal zu sein, und das hatte er bewiesen. Bei einer seiner Taten war ein siebzehnjähriges Mädchen ums Leben gekommen. Ein Zufall, eine verirrte Kugel, die den Teenager unglücklich in den Hals getroffen hatte.
    Die Ärzte hatten trotzdem um ihr Leben gekämpft, den Kampf allerdings verloren.
    Obwohl es keine Zeugen gegeben hatte, wußten wir durch Tanner, wie der Mörder aussah. Es gab offiziell kein Fahndungsfoto von ihm, aber man hatte Tanner eine Zeichnung zugeschickt. So gut, so exakt, daß sie schon einem Foto gleichkam. Auch der Name Miller war aufgeschrieben worden, so daß die Polizei reagieren konnte.
    So schlimm die Taten auch waren, uns gingen sie in diesem Fall nichts an. Das war eine Sache für die Kollegen der normalen Polizei, aber Tanner hatte uns trotzdem
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