Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

Titel: 1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
eigenen Weg gehen.
    Noch war Zeit, noch hatte sich der Major nicht blicken lassen.
    Das Deckenlicht flackerte etwas. Stromschwankungen oder ähnliches.
    Ich sah es als Zeichen an. Das gehörte Grauen hatte ich zurückgedrängt, und ich sprach Kathy an.
    »Du bewegst deinen Mund so seltsam…«
    Vorbei war es mit ihrer Lockerheit. Auf einmal saß sie sehr starr auf dem Stuhl. »Ja, tue ich das?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt..«
    »Du hast dich geirrt!« behauptete sie.
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich habe es schon die ganze Zeit über beobachtet. Mit deinem Mund stimmt etwas nicht, und ich kann mir nicht vorstellen, daß du an einem Bonbon lutscht.«
    »Ich will nicht darüber sprechen!«
    Mein Lachen klang leise. »Aber ich. Es ist wichtig für mich. Ich habe nicht vor, mich einfach verbrennen zu lassen.« Nach diesen Worten stand ich auf.
    Kathy verfolgte jede meiner Bewegungen mit ängstlichen Blicken. Es schmeckte ihr nicht, was ich vorhatte, und auch, als ich auf sie zuging, verkrampfte sie sich. Noch traute sich Kathy nicht, vom Stuhl aufzuspringen. Sie streckte mir beide Hände entgegen und spreizte dabei die Finger. »Bleib stehen! Geh nicht weiter! Ich will es nicht, verdammt noch mal!«
    »Wovor hast du Angst?«
    »Komm nicht näher!«
    »Ich muß aber vieles wissen!«
    »Nein, nein!«
    »Du kannst mich nicht davon abhalten, Kathy, denn ich weiß, daß ich nicht mehr viel Zeit habe. So möchte ich auch wissen, wo sich deine Schwester Sonja und mein Freund Suko befinden. Hat der Major sie auch eingesperrt - oder…« Den Rest des Satzes ließ ich unausgesprochen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Dann werde ich mich darum wohl selbst kümmern müssen«, sagte ich und ging noch einen Schritt vor.
    Sie verkrampfte sich. Plötzlich drängte sich die Panik in ihr hoch, und auch der Geruch veränderte sich. Er wurde noch schärfer und strenger, beinahe schon beißend, so daß ich mich gezwungen sah, die Luft anzuhalten.
    Noch saß Kathy auf ihrem Stuhl. Lange würde dieser Zustand nicht andauern.
    Sie sah bereits sprungbereit aus, als wollte sie mir jeden Moment an die Kehle fahren.
    »Tu es nicht, Kathy!«
    »Dann bleib du stehen!«
    »Nein, ich will zu dir, das weiß du. Ich habe keine Lust, auf dem Rost zu landen. Ich will nicht so werden wie du. Aber ich möchte über dich an die Lösung herankommen, denn du bist leider die einzige greifbare Spur.«
    Gehört hatte sie mich. Ob sie mich begriffen hatte, war fraglich. Kein Keuchen, kein Atmen, kein Luftholen, das alles brauchte sie nicht mehr, denn sie war kein Mensch im eigentlichen Sinn. Sie war zu etwas anderem geworden, und ich sah sie auch nicht direkt als einen weiblichen Zombie an.
    »Öffne deinen Mund, Kathy!«
    »Neiiinnn…!« kreischte sie los. »Ich will es nicht. Ich werde ihn nicht öffnen.«
    »Du zwingst mich, Gewalt anzuwenden!«
    Das war für sie das Startsignal. Plötzlich schnellte sie hoch. Sie wollte mich rammen, vielleicht zu Boden werfen, und sie prallte auch gegen mich.
    Ich hatte trotzdem reagieren können und war einen Schritt zur Seite getreten. So traf sie mich nicht frontal, sondern an der Seite und brachte mich nur wenig aus dem Gleichgewicht. Kathy aber stolperte, und ich stellte ihr ein Bein.
    Sie fiel zu Boden und landete dabei auf dem Bauch. Sie rutschte noch etwas vor, drehte sich auf den Rücken, weil sie wohl so besser aufstehen konnte, und genau darauf hatte ich gewartet.
    Mit einem langen Schritt war ich bei ihr. Für einen Moment vergaß ich, daß sie kein Mensch mehr war und drückte ihr den Fuß gegen den Magen. Ich erlebte kaum Widerstand. Mein Fuß sank ein. Ich hörte sie stöhnen, und dabei öffnete sie den Mund.
    Genau das hatte ich gewollt. Mit einer sehr schnellen Bewegung bückte ich mich. Bevor Kathy den Mund schließen konnte, stieß ich meine rechte Hand hinein. Ich rammte ihn dabei weiter auf. Durch die Wucht löste sich Staub oder Asche aus ihrem Gesicht, aber meine Hand blieb in der Mundhöhle.
    Sie war trocken. Es gab keinen Speichel. Ich spürte Zähne und eine ebenfalls trockene Zunge. Zubeißen konnte Kathy nicht, weil die Hand ihren Mund bis zum Zerreißen aufgerissen hatte. Dafür bewegte ich meine Finger und fühlte endlich das, was sie bisher vor mir verborgen gehalten hatte.
    War es ein behandelter Papierstreifen oder war es Metall? Irgendwo dazwischen lag es schon, aber darum kümmerte ich mich jetzt nicht. Wichtig war, daß ich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher