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1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

Titel: 1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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fit.
    Dennoch war ich vorsichtig, als ich mich aufrichtete. Kein Schwindel, nur der leichte Druck im Magen und das miese Gefühl im Mund blieben zurück.
    Eine weitere Einrichtung gab es nicht in diesem Zimmer. Keinen Tisch, keine Regale, nur dieser leichte Brandgeruch war noch immer vorhanden, und ich ging davon aus, daß sich die Quelle hier im Raum befand.
    Nur wo?
    Ich war vollständig angezogen und drehte mich auf dem Bett sitzend nach rechts. Die Füße stellte ich auf den Boden, drehte den Kopf weiter in die gleiche Richtung, da ich auch die letzte Wand sehen wollte - und hielt den Atem an.
    Es gab die Wand, auch wenn sie anders aussah als die übrigen. Das interessierte mich nur am Rande. Wichtig war die Person, die vor ihr mit übergeschlagenen Beinen auf einem Stuhl saß und mich jetzt anschaute.
    Es war Kathy!
    ***
    Mit diesem AÄblick hatte ich nicht gerechnet und mußte mich zunächst einmal fangen. Ja, es war Kathy und nicht Sonja, ihre Zwillingsschwester, denn nur von Kathy ging dieser kalte Brand-und Aschegeruch aus, der bei mir für Übelkeit gesorgt hatte.
    Kathy trug noch immer ihr Kleid mit dem Streublumenaufdruck. Sie war auch nicht verlegen, als sich unsere Blicke trafen, sondern lächelte mir sogar zu.
    Ich tat ihr den Gefallen und lächelte zurück. Ziemlich verkrampft. Es war nicht mehr als ein Zucken der Mundwinkel. Aber es reichte aus, um sie zu einem Nicken zu animieren.
    »Wir kennen uns ja«, sagte ich.
    Kathy streckte die Beine aus. »Ja, und ich finde das überhaupt nicht gut.«
    »Warum nicht?«
    »Du hast mich verletzt.«
    »Mag sein. Nur sieht man nichts mehr davon.«
    »Das stimmt, aber es tut trotzdem weh.«
    Ich schaute sie genauer an und konzentrierte mich diesmal auf ihr Gesicht.
    Bei unserer ersten Begegnung war es mir noch nicht aufgefallen, jetzt schon. Beim Sprechen bewegte sie seltsam ihren Mund. So abgehackt kam es mir vor, und auch mit den Wangen stimmte etwas nicht. Ich bezweifelte, daß sie an einem Bonbon lutschte oder auf einem Kaugummi kaute, auch wenn es den Anschein hatte. Meiner Ansicht nach hatten diese ungewöhnlichen Bewegungen einen anderen Grund, aber ich behielt die Frage vorerst für mich.
    Hinter ihr befand sich ebenfalls ein Stück Wand. Und das sah anders aus als die übrigen drei Teile. Heller und…
    Ich war ein Idiot. Erst jetzt fiel mir auf, daß es keine Wand war, zumindest nicht, was ich sah. Man hatte ein Rollo davorgezogen.
    Dahinter konnte sich alles mögliche verbergen. Ein Spiegel, eine Scheibe, das brauchte nicht unbedingt eine Wand zu sein.
    Kathy redete nicht. Sie wartete darauf, daß ich etwas fragte. Ihr Mund blieb nie ruhig. Etwas steckte in ihm, das sie möglicherweise von einer Seite auf die andere schob. Es konnte durchaus sehr wichtig sein, doch danach wollte ich sie später fragen.
    Bevor ich sprach, nickte ich noch einmal. »Ich denke, daß ich nicht gerade ein freier Mensch mehr bin.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und wir befinden uns hier auf dem Hof des Majors.«
    »Bei ihm.«
    »Was ist der Major für ein Mensch? Ich kenne ihn nicht, habe ihn auch nicht gesehen. Kannst du mir mehr über ihn erzählen?«
    »Er ist wunderbar.«
    »Damit kann ich nicht viel anfangen, entschuldige«, erwiderte ich spöttisch.
    »Könntest du nicht etwas präziser werden?«
    »Ja…« Sie legte den Kopf leicht schief und schaute aus ihren blassen Augen gegen die Decke. »Wir alle mögen ihn sehr, denn er ist sehr mächtig. Er ist für uns der mächtigste Mensch auf der Welt. Wir alle lieben ihn, denn er hat uns Wege gezeigt, die es normal kaum gibt. Die man nicht für möglich hält.«
    »Welche denn?«
    »Er hat sich einen Traum erfüllt.«
    »Das tun viele.«
    »Nein, bei ihm ist es anders. Er hat sich einen Menschheitstraum erfüllt. Er hat es endlich geschafft, den Tod zu überwinden. Er hat aus den Toten neue Menschen geschaffen, die so aussehen wie die alten. Getreu nach ihrem Ebenbild. Für mich und die anderen war es einfach wunderbar.«
    »Dann gehörst du zu den neuen Menschen?«
    »Ja, so wie ich vor dir sitze. Ich bin jemand, mit dem er sich beschäftigt hat.«
    Die nächste Frage quälte mich. Sie wollte mir fast nicht über die Lippen, aber ich mußte sie einfach stellen, auch wenn sie furchtbar war. »Hat auch er dich verbrannt, als du noch normal gewesen bist?«
    »Hat er«, flüsterte sie.
    Ich schloß für einen Moment die Augen. Es war schwer für mich, das zu begreifen. Wenn der Major tötete oder töten ließ, dann sammelte er den
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