Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

Titel: 1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich. Sukos Antwort hatte sie von ihrem eigenen Schicksal abgelenkt. »So hat mir noch niemand die Angst erklärt. Ehrlich nicht. Ich habe immer anders darüber gedacht.«
    »Du hast mich gefragt, ich war ehrlich zu dir, und außerdem haben wir auch Zeit.«
    »Zeit?« Sie widersprach heftig. »Nein, wir haben keine Zeit mehr. Oder nicht viel. Irgendwann werden sie kommen und uns holen. Was dann mit uns geschieht, daran will ich nicht denken.« Sie schaute ihn an. »Aber du weißt es, nicht?«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Und was haben sie mit uns vor?«
    »Warte es ab. Es kann durchaus sein, daß alles das nicht eintritt, das du befürchtest. Du mußt dich einfach zusammenreißen, mehr können wir beide nicht tun.«
    Sonja senkte den Kopf. »Das sagst du so einfach. Ich muß immer daran denken, was mit meiner Schwester geschehen ist. Als ich neben ihr im Auto saß und plötzlich merkte, daß sie nicht mehr atmete - und trotzdem lebte, kannst du dir vorstellen, wie es da in mir ausgesehen hat? Das war einfach der Wahnsinn. Das kann ich gar nicht beschreiben, Suko. Es war grauenhaft.«
    »Bestimmt, Sonja, das kann ich dir gut nachfühlen.«
    »Nein, das glaube ich dir nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil… weil… nicht jeder so etwas erlebt. Das ist ja einmalig.« Sie wedelte mit den Armen. »Nein, Suko, ich kann und will darüber nicht mehr sprechen, sonst werde ich noch verrückt. Ich versuche mir einzureden, daß es ein Traum gewesen ist, aus dem ich irgendwann erwache und wieder normal bin. Aber das ist kein Traum, glaube ich. Das ist der Horror und auch kein Kino.«
    »Da wir ehrlich zueinander sein wollen, Sonja, muß ich dir leider recht geben.«
    Sie atmete stöhnend aus. »Was sollen wir denn unternehmen? Was können wir überhaupt tun?«
    »Leider sehr wenig. Aber es gibt trotzdem Hoffnung.« Suko zwinkerte ihr zu und lächelte.
    Sonja wollte es nicht glauben. »Wie kannst du so etwas sagen? Wir kommen aus dem Loch nicht raus. Und wenn doch, dann nicht aus eigener Kraft. Dann holen sie uns ab.« Sie zog die Beine noch weiter an sich und schob den Rock bis zu den Schienbeinen. Am Saum hielt sie sich fest, als brauchte sie einen Halt.
    Suko wollte nicht näher auf die Bemerkung eingehen. Er hatte an seinen Freund und auch an Kathy gedacht. Sehr vorsichtig formulierte er seine Frage, da er wissen wollte, ob Sonja etwas über die beiden und deren Schicksal wußte.
    »Nein«, sagte sie. »Das weiß ich nicht. Ich habe alles nur wie in einem Traum erlebt. Sie haben uns auf den Hof gefahren. Da mußten Kathy und ich aussteigen. Sie hat sich auch nicht um mich gekümmert und mich nicht einmal richtig angeschaut. Da war sie wie eine Fremde zu mir. Wir sind dann auch getrennt worden.«
    »War mein Freund bewußtlos?«
    »Ja, sie haben ihn getragen. Da muß er es wohl gewesen sein, denke ich mir.«
    »Stimmt.«
    »Und was hast du jetzt für eine Idee?« fragte sie leicht lachend. Nur klang das Lachen nicht echt.
    »Keine. Wir müssen warten, denn die anderen sind an der Reihe.«
    »Solange, bis wir geholt werden!«
    »Genau.«
    Sonja erschauerte. Sie blickte zu den Fenstern und sah auch die dicken Gitterstäbe, die keiner von ihnen auseinanderbiegen konnte.
    »Man wird uns hier schon nicht zu lange allein lassen, Sonja, keine Sorge.«
    Sie stand auf, schüttelte den Kopf und ballte die Hände. »Wie kannst du das so locker sagen, Suko? Wenn sie uns holen, weißt du denn auch, was dann mit uns passiert?«
    »Ich denke schon.«
    »Sag es!« rief sie. »Sag es sofort - jetzt!«
    »Nein, Sonja.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil es möglicherweise gar nicht so kommen wird, wie du es dir vorstellst.«
    Mit der Antwort konnte Sonja nichts anfangen. Sie drehte sich um, die Hände hatte sie noch immer geballt, und sie sah aus, als wollte sie mit den Fäusten gegen die schmutzige Wand schlagen.
    »Laß es lieber sein«, riet Suko ihr. »Das bringt wirklich nichts. Glaube mir.«
    Das Mädchen fuhr wieder herum. »Ich kann es nicht glauben, verdammt. Ich kann es einfach nicht glauben. Das sagst du doch nur alles so, um mich zu beruhigen.«
    »Nein, du irrst dich. Es ist mein Ernst. Außerdem haben wir uns versprochen, uns nicht zu belügen.«
    »Ja, das haben wir!« flüsterte Sonja. »Es tut mir leid, ich kann dir nicht glauben.«
    »Dann vertraue mir wenigstens.«
    Mit diesem Vorschlag kam sie auch nicht zurecht. Sie überlegte und wollte schließlich etwas sagen, als Suko seine Hand hob und einen Finger auf die Lippen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher