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1069 - Die teuflischen Drei

1069 - Die teuflischen Drei

Titel: 1069 - Die teuflischen Drei
Autoren: Jason Dark
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peitschte manchmal hell auf. Dann grollte er wieder und verlief sich in der Ferne.
    Marina stand am Fenster, bewegte sich nicht, und beobachtete nur. Bis auf einen dünnen Slip war sie nackt, und auf ihrem gesamten Körper lag ein dünner Schweißfilm.
    Sie bewegte ihren Mund, ohne zu sprechen. Dafür kaute sie mit den Schneidezähnen auf der Unterlippe und wunderte sich gleichzeitig darüber, daß es nicht regnete. Noch tobte draußen ein Trockengewitter, der Regen hielt sich zurück.
    Er würde kommen.
    Er würde wie eine Sintflut vom Himmel stürzen, um alles unter sich in Fluten ersticken zu lassen. Das mußte einfach passieren. Die Gewalten, die da aufeinander prallten, waren einfach zu gegensätzlich.
    Nichts wies auf ein Ende des Unwetters hin. Marina wußte nicht einmal, ob der Höhepunkt bereits erreicht war, sie kannte sich nicht so aus. Aber sie drehte den Kopf nach rechts. Dorthin, wo der Himmel noch dunkler war. Im Osten konnte man ihn als fast schwarz bezeichnen, und genau dort würde etwas passieren.
    Sie wartete. Ja, sie wartete. Marina wußte es selbst nicht. Sie war beinahe wieder zu Stein geworden. Ihr Mund stand jetzt halb offen, der Blick ihrer verdrehten Augen galt dem dunklen Zentrum des Gewitters im Osten. Sie erwartete von dort eine Botschaft, ohne allerdings zu wissen, was von dieser Stelle aus zu ihr rüberkommen würde.
    Der Blitz!
    Urplötzlich war er da. Ebenfalls an der dunklen Stelle dort hinten. Wie aus dem Nichts entstanden. Eine Mischung aus mächtigem Schwert und gezackter Lanze. Nicht einmal schmal, sondern ziemlich breit jagte er dem Boden entgegen.
    Fein geschliffen. Poliert. Sie sah alles überdeutlich. Der Blitz war irrsinnig schnell, als er dem Boden entgegengeschleudert wurde, und Marina wußte auch, daß er etwas Besonderes sein mußte. So einen hatte sie noch nie gesehen. Für sie fror er auf dem Weg zur Erde ein. Er blieb praktisch in der Luft stehen, wie ein rasch gezeichnetes Gebilde, aber er hatte seinen Weg schon beendet und ein Ziel getroffen.
    Marina preßte die Hände so hart zusammen, daß sie den Druck der Fingernägel gegen ihre Handballen spürte. Für sie war dieser Blitz auch eine Botschaft gewesen, und um den Donner, der so mächtig war wie keiner zuvor, kümmerte sie sich nicht.
    Dann hörte sie den Schrei!
    Er war einfach furchtbar, grauenhaft. Sie wußte genau, daß sie den Schrei nicht ausgestoßen hatte. Dennoch war er ihr so deutlich vorgekommen, als wäre er aus ihrem Mund gedrungen. Sie hörte ihn auch nicht mit den Ohren, dafür aber in ihrem Kopf.
    Der Schrei nahm sie mit. Das Gesicht der Frau alterte plötzlich, weil sich darauf der Schrecken widerspiegelte, den sie empfand. Keine ihrer Freundinnen hatte den Schrei ausgestoßen. Es war ein Ruf des Todes gewesen und zugleich einer, der um eine gewisse Hilfe bat. Daran glaubte Marina Sadlock fest.
    Es gab noch eine dritte Möglichkeit.
    Der Schrei war von einem Menschen ausgestoßen worden, der zugleich mit ihm gestorben war.
    Ein Todesschrei! Ein letztes Aufbäumen!
    So brutal klar stand dieser Gedanke vor ihr. Marina war entsetzt, sie drückte sich nach vorn und preßte die Hände gegen das Fensterglas.
    Dort erhielt sie keinen festen Halt. Noch immer echote der ferne Schrei durch ihren Kopf. Er war eine letzte Botschaft gewesen, bevor das Nichts den anderen verschluckt hatte.
    Auf einmal fühlte sie sich elend und zugleich schwer. Es gelang ihr nicht mehr, sich auf den Beinen zu halten. Auch das Abstützen am Fenster brachte nichts. Marina Sadlock sackte zusammen und fiel auf die Knie.
    In dieser Haltung blieb sie, während draußen noch immer das Gewitter tobte.
    Diesmal nicht so stark. Abgeschwächt. Mit dem letzten Blitz und Donner mußte der Höhepunkt überschritten worden sein. Nur wollte sie daran nicht glauben.
    Etwas anderes hatte sich in ihre Gedankenwelt hineingebohrt und verschwand auch nicht.
    Sie beschäftigte sich mit dem Schrei. Sie würde sich immer damit beschäftigen, weil er aus ihrem Gedächtnis einfach nicht mehr zu löschen war. Diesen Schrei hatte nicht irgend jemand ausgestoßen, der dabei war, sein Sterben zu erleben. Nein, es gab nur eine bestimmte Person, die sich dafür verantwortlich zeigte, und praktisch in der Sekunde der Vernichtung eine letzte Botschaft geschickt hatte.
    Ryback!
    ***
    Marina fiel zusammen. Sie beugte sich nach vorn, und sie hörte wieder einen Schrei. Diesmal war sie es, die ihn ausgestoßen hatte. Sie wußte jetzt Bescheid, denn für sie und
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