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1068 - Rückkehr in die Hölle

Titel: 1068 - Rückkehr in die Hölle
Autoren: Unbekannt
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den Dienst des Gravo-Paks. Langsamen Schrittes bewegte sie sich den Stollen entlang. Soviel Vorbereitung, soviel Planung, soviel ingenieurtechnisches Wissen war auf die Konstruktion dieses Ganges verwendet worden. Jetzt lag er leblos und würde bis ans Ende seines Daseins keine Aktivität mehr zu sehen bekommen. Sie passierte die Kuppel, in der sie an jenem ersten Tag zusammen mit Narktor darauf gewartet hatte, daß die Roboter den Anschluß an den Felsen herstellten. Durch jene transparente Fläche dort hatte sie den Rollschwamm mit dem lichten Haarkranz gesehen.
    Sie ging weiter. Die Kühle der beginnenden Nacht brachte das Ammoniak in der Luft zum Kondensieren und erzeugte feinen Nebel. Im diffusen Schein der Helmlampe tauchte der Riß in der rechten Stollenwand auf: Polymermetall, zurückgeblättert wie steifes Papier.
    Nikki blieb stehen und sah durch den Riß hinaus in die felsige Einöde. Würde sie je hierher zurückkehren?
    Der gleißende Lichtkegel folgte der Bewegung ihres Kopfes und blieb auf einem großen, runden Gegenstand haften. Einen Augenblick lang war sie starr vor Staunen.
    Dann trat sie hinaus ins Freie, beugte sich vornüber, musterte den schlaffen Körper aus der Nähe.
    Sie ging in die Hocke. Der Handschuh strich sanft über leblose Tentakeln. Wehmut erfüllte ihr Herz. Tränen schossen ihr in die Augen. Aber die überaus effiziente Klimatik der Schutzmontur nahm keine Rücksicht auf menschliche Regungen. Sie entdeckte zuviel Feuchtigkeit und blies einen Strom warmer, knochentrockener Luft, der die Tätigkeit der Tränendrüsen im Handumdrehen zunichte machte.
    „Armer Senior", murmelte Nikki. „Also hat es dich auch hierher zurückgetrieben ..."
     
    *
     
    Die TRAGER stieg in den finsteren Himmel hinauf. Hinter ihr zurück blieben Spuren zweier menschlicher Besuche auf einer Welt namens EMschen. Lange würden sie sich nicht halten. Die Natur des großen Wasserstoffplaneten hatte ihre eigene Art, mit Fremdkörpern fertig zu werden.
    Die Mutanten schliefen, von Müdigkeit und den Auswirkungen stotternder Zellaktivatoren übermannt. Auch Geoffry Waringer konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er hatte jedoch darauf bestanden, Perry einen vorläufigen Bericht über die Ergebnisse seiner Forschungen zu erstatten. Dritter Teilnehmer des Gesprächs war der unermüdliche Sorgore, Carfesch, ehemaliger Gesandter des Kosmokraten Tiryk - eine Projektion seiner selbst, von der niemand - nicht einmal er selbst - wußte, wann sie sich wieder auflösen und in den Bereich jenseits der Materiequelle zurückgerufen werden würde.
    „Wir haben viel erfahren über Dinge, die uns eigentlich nicht interessieren", begann Geoffry, „und wenig über jene, die uns in erster Linie am Herzen liegen. Ich hoffe, ich langweile euch nicht, wenn ich zuerst über die Ergebnisse der Analyse des Rollschwamms berichte, den ihr aus dem Höhlensystem heraufgeschafft habt."
    Carfesch atmete knisternd durch den Nasenfilter. Seine halbkugelförmigen, blauen Augen verrieten keine Erregung. Perry nickte zustimmend.
    „Das Innere des Rollschwamms enthielt Überreste der Amöbe, der er als Wirtskörper diente. Wir haben uns bei unserem ersten Besuch nur unzureichend mit den EM-Amöben beschäftigen können. Das Vergessene ist jetzt nachgeholt worden.
    Ein eigenartiges Bild tut sich auf. Die Amöben müssen in ferner Vergangenheit die Einwohner warmer Meere gewesen sein - zu einer Zeit, als EMschens Sonne noch nicht erkaltet war. Die Molekularstruktur der Körpersubstanz weißt darauf hin, daß die Meere ein Gemisch aus hauptsächlich Cyanwasserstoff mit kräftigen Beimengungen von Chinglin und Pyridin waren. Als die Sonne erkaltete, fanden die Amöben den Aufenthalt in den immer sumpfiger werdenden Flüssigkeitsflächen als unangenehm und stiegen an Land. Wahrscheinlich nicht alle, aber sicherlich die Mehrzahl.
    Ich schließe aus meinen Untersuchungen, daß die EM-Amöben von allem Anfang an eine Art der Gemeinschaftsintelligenz darstellten. Ihre vollen Kräfte konnten sie nur dann entfalten, wenn sie sich in großen Mengen zusammenschlossen und die Individuen ihre geistigen Potentiale miteinander vereinigten. Zusammenschluß und Teilbarkeit sind auch heute noch Charakteristika ihrer Lebensweise. Ich erinnere an die Erfahrungen, die wir während unseres ersten Besuchs machten. Die Amöben lernten, auf dem Festland zu leben. Sie machten die Kriechschwämme zu ihren Sklaven. Mehr noch: sie lernten, die Körper der
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