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1062 - Und abends kommt der böse Mann

1062 - Und abends kommt der böse Mann

Titel: 1062 - Und abends kommt der böse Mann
Autoren: Jason Dark
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Schulterzucken erhalten.
    Rankin war fest davon überzeugt, daß dabei einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Er schob die Schuld auch auf die Bewacher, denn da hackte keine Krähe der anderen ein Auge aus.
    Die hielten zusammen wie Pech und Schwefel.
    Gefaßt worden war Monty noch nicht. Da hätte man ihm Bescheid gegeben. Er, Rankin, hatte sich auch nicht aus dem Verkehr ziehen lassen, denn feige wollte er nicht sein.
    Allerdings war ihm auch nicht wohl dabei, wenn er daran dachte, daß sich Monty auf seine Spur setzen könnte. The Angel hatte sicherlich viel dazugelernt. Er würde noch vorsichtiger sein und sich wieder an die Kinder heranmachen, um sie zu Engeln werden zu lassen.
    Don Rankin war ein Mensch, der hart zu- und durchgreifen konnte. Der sich nichts vormachen ließ. Ihm war auch nichts Menschliches fremd, aber Taten wie Monty sie verübt hatte, die wollten ihm nicht in den Kopf. Im Nachhinein ärgerte er sich darüber, daß er Monty nur niedergeschlagen und nicht getötet hatte.
    Egal, er mußte damit fertig werden. Am Prozeß gegen ihn hatte er auch teilgenommen und die Racheschwüre nicht vergessen, die der Killer ausgestoßen hatte.
    Niemand hatte damals darüber lachen können, auch Rankin nicht. Und jetzt lachte er erst recht nicht darüber.
    Es war still in der Nähe des Hauses. Die Stimmen der Männer drangen nicht durch die Mauern. Selbst die Vögel zwitscherten nicht. Über der gesamten Umgebung lag die Ruhe wie eine Bleidecke.
    Rankin schritt nicht über die Kieswege, als er das Haus umrundete. Er wollte keine Geräusche verursachen. Sie hätten ihn gestört. Er brauchte die Stille, um sich konzentrieren zu können.
    Der kleine Park war relativ gepflegt, auch wenn Gras und Unkraut einen großen Teil des Bodens überwuchert hatten. Laubbäume, Birken und Linden, waren natürliche Lungen in dieser Umgebung der Stille.
    Rankin erreichte die Rückseite. Er erschrak, denn er war zu sehr in seine Gedanken versunken gewesen. So bemerkte er erst jetzt, wo er sich befand. Er blieb stehen und schaute sich um.
    Das Gartenhaus war nicht mehr zu sehen. Nur die Fassade des Hauses. Auch an dieser Seite gab es Fenster. Nur waren sie nicht durch Vorhänge innen verdeckt. Man hatte hier Rollos bis zum Anschlag herabgelassen. Es gab nicht den kleinsten Spalt, durch den jemand hätte schauen können.
    Don Rankin drehte sich so, daß er der Hauswand den Rücken zuwandte. Er schaute nach vorn, ohne viel zu sehen, weil die Büsche dicht beisammen standen. Es zeichnete sich nur fragmenthaft ab, was dahinterlag.
    Ein kleines Waldstück, dunkler Boden, mehr war nicht zu sehen.
    Völlig normal. Für Rankin nicht. Seine Gedanken drehten sich nach wie vor um Monty, the Angel, der auch als Kinderschreck durch die Gazetten gegangen war. Für Rankin war es eine Untertreibung, denn Monty war mehr als das.
    Jetzt war er frei. Er würde Rache nehmen. Er würde sich die Personen genau aussuchen. Rankin fragte sich, ob auch er an der Reihe war. Bestimmt stand er ganz oben auf der Liste, doch eine Hoffnung hatte er. Woher sollte Monty erfahren, wo sich sein Opfer aufhielt? Er kannte sich nicht aus. Er wußte nichts über Rankin. Er hätte sich erst über ihn erkundigen müssen, und das wäre Rankin zu Ohren gekommen. Eingetreten war dies noch nicht. Er hätte demnach beruhigt sein können und war es trotzdem nicht, was ihn ärgerte.
    Etwas war faul in diesem verdammten Spiel, dessen Regeln Rankin nicht kannte. Er hatte sich gedanklich stark mit dem Kinderschreck beschäftigt. Er hatte nichts gehört, nichts gesehen, trotzdem fühlte er sich wie ein Mittelpunkt, um den vieles kreiste, was nicht sichtbar war.
    Wo konnte sich Monty versteckt halten, wenn überhaupt? Rankin verschluckte sich beinahe durch sein eigenes Lachen. Es war verrückt, so zu denken. Nur konnte er nicht anders. Er hatte seine eigene Meinung aufgegeben. Er kam sich vor wie jemand, der fremdgelenkt wurde. Etwas stimmte nicht mit ihm. Die Umgebung war normal. Da hatte sich nichts verändert. Rankin stufte sie dennoch als feindlich ein.
    Warum?
    Wer war ihm da in die Quere gekommen? Wer versuchte mit allen Mitteln, ihn zu beeinflussen?
    Etwas Fremdes war dabei, von ihm Besitz zu ergreifen. Eine mächtige Kraft, die mit den Händen nicht zu fassen war, die er auch nicht sah, und doch fühlte er sich von ihr verfolgt und vereinnahmt.
    Es kam noch schlimmer.
    In seinem Kopf war die Stimme zu hören. Ein weiches, zischendes Flüstern, eigentlich nicht mehr.
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