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1062 - Und abends kommt der böse Mann

1062 - Und abends kommt der böse Mann

Titel: 1062 - Und abends kommt der böse Mann
Autoren: Jason Dark
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Kehle lag frei. Sehr frei für Monty. Er hatte Routine, er brauchte kein zweites Mal zuzupacken.
    Turner schrie und jammerte nicht. Er wunderte sich nur, daß sein Hals von einer klebrigen Nässe bedeckt wurde, die sich sogar warm anfühlte und nach unten rann. Er kam nicht auf den Gedanken, daß es sein eigenes Blut war, denn Monty hatte nicht nur gewürgt, sondern auch mit den Fingerspitzen zugestoßen.
    Tief hinein in die Haut. Tief in den Hals. Seine Augen leuchteten.
    Er freute sich. Aus dem Maul drang ein glucksendes Lachen. Es war zugleich die Musik für einen Sterbenden, denn Russell Turner verlor den Halt und sackte in die Knie.
    Monty ließ ihn los und zog seine Finger aus der Wunde. Die blutigen Spitzen hinterließen Streifen auf dem Gesicht des Toten. Darauf achtete der Mörder nicht.
    Der erste Teil seines Plans hatte geklappt. Jetzt konnte er den zweiten Teil in Angriff nehmen.
    Monty lag vor dem Gitter. Es gab keine integrierte Tür darin. Um in den hinteren Teil der Zelle zu gelangen, mußte man durch die Tür an der Rückseite einsteigen.
    Monty war es egal. Er umfaßte wieder zwei Stäbe, die aus Stahl bestanden und jedem Menschen widerstanden.
    War Monty ein Mensch?
    Jeder Zuschauer hätte seine Zweifel bekommen, wäre er Zeuge dessen geworden, was da ablief.
    Montys Kraft war unbeschreiblich. In seinem flachen Gesicht war keine Anstrengung zu erkennen, als er die Gitterstäbe auseinanderdrückte, als bestünden sie aus Gummi.
    Er schaffte sich Platz.
    Platz für Opfer Nummer zwei!
    ***
    Pete kam sich vor wie jemand, der zu lange und schnell Karussell gefahren war. Bis zu seinem Fahrersitz war er noch gekommen, hatte sich auch gesetzt, dann aber war der Schwindel über ihn hergefallen und seine kleine, überschaubare Welt hatte sich einige Male im Kreis gedreht.
    Es war ihm nicht gelungen, dagegen anzukämpfen. So mußte er warten, bis der Schwindel vorbei war. Er kannte die Anfälle. In der letzten Zeit erwischten sie ihn häufiger. Mit Turner hatte er darüber noch nicht gesprochen, auch nicht mit seinen Vorgesetzten. Pete wußte nur, daß es Zeit wurde. Er war krank. Er war vielleicht nervlich zu instabil, um überhaupt derartige Fahrten durchführen zu können. Die sollte ein anderer übernehmen, der jünger war als er.
    Er würde sich dann in den Innendienst versetzen lassen.
    Die Umgebung klärte sich allmählich. Pete sah die Scheibe, stierte die Wischer dabei an, hörte sich laut atmen und wischte durch sein Gesicht. Die Hand war an der Innenfläche naß, als er sie wieder zurückzog. Vor ihm erstreckte sich die Landschaft. Er nahm sie wie einen real gewordenen Traum wahr. Das flache Gelände. Die Böschung an der rechten Seite. Das Buschwerk an der linken. Dahinter die weiten Felder, die von der Straße berührt wurden.
    Es war eine normale, graue Landstraße. In der Ferne zeichneten sich die Umrisse mehrerer Häuser ab. Ein Kirchturm ragte wie gemalt in die Luft. Wirklich idyllisch. Doch Pete war kein Romantiker.
    Er hatte dafür keinen Blick. Er stand noch zu sehr unter dem Eindruck der Veränderung.
    Die Stille fiel ihm auf. Sehr plötzlich war es unnatürlich still geworden, und Pete hatte den Eindruck, seinen eigenen Herzschlag überlaut zu hören.
    Das war nicht normal. Das kam sonst nie vor. Er war nicht allein.
    Turner und Monty befanden sich hinter ihm.
    Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Ein dumpfes Gefühl erfaßte ihn. Steif hockte er auf seinem Platz, um sich dann mit einem Ruck umzudrehen. Er sah Turner nicht. Die Zellenstäbe malten sich nur ab. Da passierte etwas anderes, das Pete kaum glauben wollte.
    Er dachte an eine Halluzination, denn die Stäbe begannen sich zu bewegen. Sie waren weich geworden, schwankten vor und zurück, brachen aber nicht und glitten zu den Seiten weg.
    Pete war noch zu geschafft, um eingreifen zu können. Er hockte auf seinem Sitz, der Mund stand offen, und die Atemluft fuhr ihm hörbar durch die Nasenlöcher.
    Das war unmöglich. Das konnte einfach nicht sein. Gitterstäbe, die sich bewegten, gegen die jemand drückte. Verrückt. Er schlug sich gegen die Stirn, stöhnte aber auf, denn zwischen den Stäbe erschien eine Gestalt.
    Das war nicht Russell, sein Kollege. Das war ein anderer. Einen dritten gab es nicht, abgesehen von Monty.
    Es war Monty!
    Er kam.
    Nicht Turner.
    Das war eigentlich unmöglich, doch zugleich ganz simpel. Monty hatte es geschafft sich zu befreien.
    Und Pete tat nichts. Er saß einfach nur da, weil er überhaupt nicht
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