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1061 - Beherrscher des Atoms

Titel: 1061 - Beherrscher des Atoms
Autoren: Unbekannt
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Aufgaben erfüllen zu können?" erkundigte er sich respektvoll.
    „Meine Erinnerungen lassen mich auch diesmal im Stich", bekannte Namu-Rapa. „Aber ich denke, daß bei uns Materie-Suggestoren eine entsprechende Naturbegabung ausschlaggebend ist. Vielleicht handelt es sich um eine Mutation, deren genetische Verankerung aber nicht vererbt wird, denn sonst würde nicht nur einer von tausend Dargheten die Gabe der Materie-Suggestion besitzen."
    „Ja, das erscheint mir logisch", sagte Siska. „Eine Naturbegabung! Das ist phantastisch!
    Eure Zivilisation ist also durch suggestive Veränderungen der Materie entstanden. War es so?"
    „Damit allein läßt sich keine Zivilisation aufbauen, jedenfalls keine technisch orientierte", erwiderte der Darghete. „Wir bedienten uns allerdings kleiner Lebewesen als Helfer."
    Auf dem Kopfteil Namu-Rapas tauchten plötzlich vier handlange dreigliedrige Wesen auf, die die Vorstellung von einer Kreuzung aus Hummer, Languste und Riesentermite erweckten.
    „Es sind meine vier persönlichen Tripliden", erklärte Namu-Rapa. „Sieh dir ihre Greiforgane an! Sie sehen fast aus wie deine Hände, nur sind sie kleiner und bestehen aus einer hornartigen Substanz. Damit können sie alle Arbeiten ausführen, zu denen wir Dargheten wegen des Fehlens von entsprechenden Greiforganen unfähig sind.
    Inzwischen werden ihre Funktionen hauptsächlich von Robotern erledigt, aber wir halten sie uns weiterhin als unsere Betreuer, denn sie sind so abhängig von uns geworden, daß sie allein nicht existieren können."
    „Tripliden?" hauchte Siska. „Davon wußte ich gar nichts!" Endlich fiel ihm wieder ein, daß er nur ein Teil eines Simulationsspiels war und daß der wirkliche Namu-Rapa tot in seinem über 22.000 Lichtjahre entfernten Eissarg ruhte. „Gibt es die Tripliden wirklich, Bully?"
    Reginald Bull holte tief Luft.
    „Ich hatte doch tatsächlich vergessen, daß das nur eine Art positronischer Traum ist, Siska. Aber die Tripliden gibt es wirklich. Das Untersuchungsteam fand im elektronischen Logbuch Hinweise auf sie. Dadurch konnten die vier persönlichen Tripliden Namu-Rapas im Schiff gefunden werden, allerdings tot und mumifiziert."
    „Wie kannst du sagen, sie wären tot, Bully?" fragte der Darghete. „Sie sind doch hier - bei mir."
    „Was?" fragte Bull verständnislos. „Was soll das?"
    „Meine Tripliden sind hier, bei mir", erklärte Namu-Rapa. „Wie kannst du dann behaupten, sie wären tot und mumifiziert? Und wieso hat jemand mein Schiff durchsucht?"
    Auf Bulls Stirn bildete sich ein Netz winziger Schweißtropfen.
    „Ich fürchte, wir müssen das Spiel abbrechen, Siska", erklärte er. „Die positronische Simulation Namu-Rapas ist außer Kontrolle geraten. Entweder haben die Programmierer einen Fehler begangen, oder wir haben etwas falsch gemacht. Hallo, Kontrolle!
    Abbrechen!"
    „Was heißt das?" erkundigte sich der Darghete. „Muß ich deine Worte so verstehen, daß ich nur eine positronische Simulationsfigur von mir selbst bin?"
    Bull schwitzte stärker.
    „Ja, so ist es leider. Hallo, warum brecht ihr denn nicht ab? Kontrolle, ihr sollt das Spiel abbrechen!"
    „Dieser Zustand ist unwürdig und unerträglich", sagte Namu-Rapa. „Ich werde ihn beenden."
    „Er zweifelt nicht an dem, was du gesagt hast, Bully", sagte Siska erstaunt.
    „Warum sollte ich an einer deutlichen Aussage zweifeln?" erkundigte sich der Darghete.
    „Worte sind doch kein Beweis", erwiderte der Junge.
    „Worte sind mehr als Beweise", entgegnete der Darghete.
    „Du weißt nicht, was eine Lüge ist?" rief Bull verblüfft.
    „Wovon sprichst du?" fragte Namu-Rapa.
    „Kannst du dir nicht vorstellen, daß jemand bewußt die Unwahrheit sagt?" fragte Bull.
    „Was ist eine Unwahrheit?" fragte der Darghete.
    „Du hast keine Fühler, sondern Tentakel", erklärte Bull.
    „Ich verstehe. Du meinst, bei eurem Volk heißen die Gebilde, die wir Dargheten Fühler nennen, Tentakel. Der Begriff Unwahrheit bezeichnet demnach eine semantische Meinungsverschiedenheit. Entschuldigt, wenn ich unser Gespräch einseitig beende, aber länger kann ich meinen Zustand nicht ertragen."
    Er verschwand von einem Augenblick zum anderen. Dort, wo die schalenförmige Vertiefung gewesen war, befand sich jetzt ein großes Loch mit gezackten Rändern im Boden. Plötzlich ertönte ein donnerartiges Grollen.
    „Bully!" rief Siska erschrocken. „Der Boden schwankt!"
    „Es ist nicht die Realität, mein Junge", versuchte Reginald Bull
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