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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges
Autoren: Claudia Kern
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Visier.
    Honeybutt beging nicht den Fehler, nach dem Armbruster zu greifen. Sie hob einfach beide Arme zum Zeichen ihrer Kapitulation in die Höhe. Schließlich suchte sie Hilfe, keine Konfrontation.
    »Was sindas für Dinger?«, fragte Aiko benommen. Das abrupte Haltemanöver hatte Schwindelgefühle in ihm ausgelöst.
    »Keine Sorge«, beruhigte sie ihn. »Das sind nur AP's, die Amarillo gegen unbefugten Zutritt sichern. Versuch mal in eine der Kameras zu lächeln. Um so schneller wissen deine Leute, dass du zurück bist.«
    Aiko reckte tatsächlich den Hals, um sein Gesicht besser zur Geltung zu bringen. Der Zug um seine Lippen blieb jedoch von Schmerzen entstellt.
    »Autarke Protektoren« , sagte er dann in der ihm eigen gewordenen, zögerlichen Art. »Ich erinnere mich, dass Mike Danny so etwas in Planung hatte.« Sein Gesicht glättete sich ein wenig bei dem Gedanken an die Vergangenheit, nahm dann aber, langsam, wie in Zeitlupe, einen überraschten Ausdruck an. »Woher weißt du, wie die Dinger heißen? Ich kann dir nichts davon erzählt haben. Als ich Amarillo vor zwei Jahren verlassen habe, gab es sie noch nicht.«
    »Das erkläre ich dir später«, versicherte sie, in dem Wissen, dass er die Frage gleich wieder vergessen würde. »Jetzt müssen wir uns erst mal um das Empfangskomitee kümmern.«
    Tatsächlich tauchten gut dreihundert Meter vor ihnen zwei Gleiter hinter einer Hauswand hervor und bogen in die Straße ein. Es waren offene, aerodynamisch geformte Zweisitzer mit kurzen Heckflügeln, aus denen eckige Antriebsdüsen wuchsen.
    Sie schwebten, seitlich versetzt, rasch näher, stoppten aber in Rufweite ab und nahmen Honeybutt aus fünf Metern Höhe näher in Augenschein.
    Der vordere der beiden Piloten, ein gedrungener Rotschopf mit militärischem Haarschnitt und scharfen, wie eingeschnitzt wirkenden Gesichtszügen, sprach in ein Bordfunkgerät. »Mike Danny an Tower. Es ist tatsächlich Aiko Tsuyoshi, und eine uns unbekannte Frau.«
    »Mein Name ist Honeybutt Hardy«, stellte sich die Rebellin vor. »Ich bin Ihnen nicht feindlich gesinnt. Falls sie daran Zweifel haben, durchsuchen sie mich bitte so schnell wie möglich nach Waffen und helfen Sie mir dann, Aiko in eine Krankenstation zu bringen. Es geht ihm nicht gut.«
    Der zweite Gleiter schloss auf. Hinter dem Lenkkranz saß eine kurzhaarige blonde Frau, die äußerlich genauso normal wie Mike Danny aussah. Nur ihre rot schimmernden Pupillen wiesen darauf hin, dass es sich auch bei ihr um eine Cyborg handelte. Nachgezüchtete Organe, Prothesen und Implantate hielten sie seit über fünfhundert Jahren am Leben, ohne dass sie einen Tag älter als dreißig wirkte. Wie fast alle anderen Bewohner dieser Enklave hatte sie schon den Einschlag von
    »Christopher-Floyd« miterlebt.
    »Die AP's zeigen keine weiteren Besucher an«, meldete sie ihrem Partner. Aus ihren roten Facettenaugen bedachte sie Honeybutt mit einem mitfühlenden Blick. Die Blessuren im Gesicht der Rebellin ließen nur zu deutlich darauf schließen, dass sie keinen Angriff plante.
    »Sonja, Mike… hört auf meine Freundin«, brachte Aiko inzwischen hervor. »Mir geht's wirklich dreckig.«
    Die beiden Cyborgs zögerten danach keine weitere Sekunde.
    Während die AP's wendeten, senkten sie ihre Schwebegleiter ab, um Aiko und Honeybutt aufzunehmen und auf dem schnellsten Weg in die Medizinische Station zu fliegen.
    ***
    »Und wann genau erhielten Sie den Anruf Ihrer Schwester?« Crow brachte nur mit Mühe genügend Selbstdisziplin auf, um Garcia nicht anzuschreien. Sein Adjutant lief mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern neben ihm her, sprach kaum laut genug, um verstanden zu werden.
    »Während Ihres Gesprächs mit General Yoshiro, Sir. Juanita übertreibt manchmal ein wenig, deshalb habe ich zuerst nichts erwähnt.«
    Du dämlicher Idiot , dachte Crow, schwieg jedoch. Mehr als eine Stunde war seitdem vergangen, genügend Zeit, um einem feindlichen Stoßtrupp Zugang zum Bunker zu verschaffen.
    Wenn es sich tatsächlich um einen Stoßtrupp handelte und die Cyborgs nicht schon längst eingedrungen waren.
    Der Verdacht, dass Takeo einen Cyborg mit McGoverns Wissen und Erinnerungen programmiert haben könnte, trieb Crow den Schweiß auf die Stirn. Der Schaden, den er auszulösen vermochte, war enorm.
    »Wenn Ihre Schwester oder irgendeine andere Person mir etwas meldet, haben Sie es weiterzuleiten, auch wenn Sie glauben, das sei übertrieben, gelogen oder unwichtig. Verstehen wir
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