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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit
Autoren: Unbekannt
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doch das Schirmfeld gewesen, das ihm das Leben gerettet hatte. Fast empfand er Bedauern über diese Erkenntnis. Die Vorstellung, der Fels könne auf seine eigene Art und Weise beseelt sein, war auf faszinierende, fast romantische Art geheimnisvoll gewesen. Er glitt langsam durch die Öffnung, bis er den Beginn des Trümmerfelds erreichte. Den Feldschirm hatte er nicht aktiviert. Es war heute morgen genug Schaden angerichtet worden.
    Perry hielt inne und ließ den Lichtkegel über die wahllos verstreuten Brocken aus schwarzem Basalt gleiten. Eine seltsame Regung überkam ihn. Ungeachtet der Überlegung, die er soeben angestellt hatte, tat es ihm leid, daß der Fels so schwer verletzt worden war. Er empfand einen unterbewußten Drang, die Steine wieder an den Ort zu bringen, von dem sie herabgestürzt waren und sie dort zu befestigen, die Schmelzspuren zu beseitigen. Er wollte dem Stollen seine ursprüngliche, makellose Glätte wiedergeben. Die Idee war undurchführbar, aber allein daß er sie sich ausgedacht hatte, erfüllte ihn mit Befriedigung und Dankbarkeit.
    Dankbarkeit - wofür?
    Verwirrung befiel ihn. Ein Kaleidoskop unterschiedlicher Emotionen wirbelte durch sein Unterbewußtsein, aber schließlich manifestierte sich eine Regung, die ihn völlig in ihren Bann schlug.
    Einsamkeit - Verlassenheit - Hoffnungslosigkeit ...
    Er schwebte inmitten des Felsspalts und wußte nicht, woher ihm dieses Gefühl kam.
    War er einsam? Verlassen? Ohne Hoffnung? Es gab kaum drei andere Attribute, die sich weniger eigneten als diese, den seelischen Zustand des Menschen Perry Rhodan zu beschreiben. Und doch waren es jene drei Aspekte der Ultimaten Niedergeschlagenheit, die ihn in diesem Augenblick bewegten.
    Er lauschte in sich hinein, aber da war nichts zu hören. Was er empfand, lag unterhalb der Grenze des Bewußtseins. Er war unsicher. Er begann, an seiner Analyse der Situation zu zweifeln, und zog von neuem in Erwägung, daß ihm die Regung von außen her eingegeben würde. Aber während er noch nachdachte, schwächte sich die Empfindung ab.
    Sekunden später trieb Perry Rhodan verwirrt, aber endlich wieder Herr seiner eigenen Gefühle, langsam auf den Ausgang des Stollens zu. Mit raschem Griff aktivierte er den Helmsender und wählte die Frequenz, die für seine Kommunikation mit den Mutanten vorbehalten war.
    Das Rufzeichen wurde von Gucky beantwortet.
    „Was soll's, hehrer Meister?" fragte die helle Stimme des Ilts.
    „Ich brauche euch beide am Felsen - dich und Fellmer."
    „Gib mir eine Beschreibung deines Standorts, und wir sind im Handumdrehen zur Stelle."
    „Dir scheint's besser zu gehen", bemerkte Perry.
    „Durchaus. Man gewöhnt sich an das Schlimmste. Unser Turnus von sechs Stunden Schlaf, zwei Stunden Wache hält Leib und Seele zusammen. Du brauchst nicht zu mir zu sprechen. Wenn du mir Erlaubnis gibst, kann ich dich espern."
    Perry wurde ernst. „Kein Einsatz von paranormalen Kräften! Auch keine Teleportation.
    Zieht euch die Monturen über und bewegt euch wie andere Geschöpfe auch. Richtet euch nach meinem Peilsignal!"
     
    *
     
    „Wie zuvor", drang Guckys Stimme aus dem Helmempfänger.
    „Nichts", echote Fellmer Lloyd.
    Die beiden ungleichen Gestalten schwebten in der Nähe des Trümmerfelds, ein paar Meter weit stolleneinwärts.
    „Ihr könnt die Impulse also nicht deuten?" fragte Perry. Die Enttäuschung, die in seiner Stimme schwang, war unüberhörbar.
    „Nein, Perry", antwortete Gucky.
    „Ich danke euch." So niedergeschlagen hatte man Perry Rhodan schon seit langer Zeit nicht mehr gehört. „Seid vorsichtig, wenn ihr zur DAN PICOT zurückkehrt."
    Sie glitten davon. Sie verstanden, daß er ihrer Gegenwart nicht mehr bedurfte, daß er allein sein wollte. Er schaltete das Gravo-Pak auf geringe Leistung und sank an der Flanke des Felsens entlang in die Tiefe - nicht langsamer, als auf der Erde ein frei fallender Stein sich bewegt hätte. Zwanzig Meter über dem Boden fing er den Sturz ab und glitt in flachem Winkel auf die Nordschleuse des Lagers zu.
    Die rote Sonne stand noch eine halbe Handbreit über den westlichen Bergen. Nikki Frickel hatte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Er würde sie von seiner Rückkehr in Kenntnis setzen, sobald er sein Quartier erreicht hatte.
    Was für ein geheimnisvolles Raunen war es gewesen, das sich droben im Fels in seiner Seele eingenistet hatte? Woher kamen die Eindrücke - zuerst der flüchtige der Dankbarkeit und dann der bleibende, nachhaltige tiefster
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