Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1057 - Die Gestrandeten

Titel: 1057 - Die Gestrandeten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
können.
    „Wenn ein Schwarzes Loch also alles an sich reißt, was in seine Nähe kommt, wieso fliegen wir dann mit voller Absicht mitten hinein? Das muß doch unser Ende sein", sagte Kosham.
    „Wenn du das glaubst, warum bist du dann mitgeflogen?" erkundigte sich Camherrham.
    „Weil du mir gesagt hast, daß wir nicht sterben werden, und weil ich ausgewählt worden bin. Ich trage ebenso wie du dreitausend befruchtete Eizellen in mir. Und wenn es uns gelingen sollte, eine Welt zu finden, auf der wir leben können, wird unser Volk neu entstehen, und eine Zukunft voller Hoffnung wird sich uns eröffnen."
    „Wie sollen wir dem Schwarzen Loch entgehen?" forschte Kosham, die als Kommunikationstechnikerin am wenigsten von Naturwissenschaften verstand.
    „Das wollen wir ja gar nicht", erklärte die Physikerin. „Früher hat man geglaubt, daß Schwarze Löcher Objekte sind, die ohne Bewegung um sich selbst im Raum stehen.
    Heute weiß man, daß es ganz anders ist. Schwarze Löcher rotieren mit hoher Geschwindigkeit. Das Schwarze Loch, auf das wir uns zubewegen, dreht sich etwa tausendmal pro Sekunde um sich selbst. Die Zentrifugalkräfte sind entsprechend gigantisch. Ein Schwarzes Loch kann daher keine Kugelform haben, sondern gleicht einem Diskus mit einer starken Ausbeulung in der Mitte."
    „Aha." Kosham fuhr ein bogenförmiges Stück Körpermasse aus, an dessen Ende sie ein Auge ausbildete. Damit starrte sie Camerrhan neugierig an. „Und was bedeutet das?"
    „Wir müssen uns der Rotationsgeschwindigkeit des Schwarzen Loches anpassen. Unser Kurs führt also zunächst in weitem Bogen um das Schwarze Loch herum. Dann werden wir uns bei ständig steigender Geschwindigkeit dem Rand des Schwarzen Loches immer mehr nähern, bis wir den inneren Ereignishorizont passiert haben."
    „Der Ereignishorizont ist die Zone, aus der es keine Rückkehr mehr gibt?"
    „Genau das ist richtig. Wir näher uns dem Rand dann immer mehr und dringen schließlich in ihn ein. Wir, stürzen dann nicht in das Schwarze Loch, sondern verschwinden durch eine Öffnung in ein anderes Universum."
    „Dann beschleunigt uns das Schwarze Loch auf eine Geschwindigkeit, die höher ist als die des Lichtes?" fragte Kosham.
    „Nein. Natürlich nicht." Camerrham blieb ruhig und geduldig wie zuvor, obwohl sie diese Fragen schon so oft beantwortet hatte, daß sie meinte, die anderen müßten doch endlich begriffen haben. „Wir wissen, daß die Zeit eine veränderliche Größe ist. Wenn sich also zum Beispiel jemand mit hoher Geschwindigkeit mit einem Raumschiff durch das All bewegt, dann altert er langsamer als jemand, der auf dem Planeten zurückbleibt, von dem er gestartet ist."
    „Ja. Das stimmt."
    „Nun kommt es auf die Geschwindigkeit an. Je höher diese ist, desto stärker die Zeitverschiebung. Wie weit läßt sich denn deiner Meinung nach die Geschwindigkeit auf der einen Seite steigern und die Zeit auf der anderen verlangsamen?"
    Er blickte Truhllamp mit einem rasch gebildeten Auge an.
    Die Kommandantin gab eine Reihe von glucksenden Lauten von sich. Sie verrieten, daß diese Frage sie belustigte.
    „Das haben wir doch längst errechnet, Camerrham. Die Geschwindigkeit kann theoretisch bis zur Lichtgeschwindigkeit erhöht werden, praktisch nicht, weil dann der Treibstoffbedarf unendlich werden würde, und die Zeit kann angehalten werden. Am Ende des Prozesses steht die Zeit still. Möglicherweise bewegt sich die Zeit sogar irgendwann rückwärts."
    „Uns genügt es, wenn die Zeit stillsteht", erklärte die Astrophysikerin.
    „Wenn die Zeit stillsteht", bemerkte Kosham nachdenklich, „dann müßten wir den Raum in Nullzeit überwinden."
    Camerrham pfiff laut und anerkennend.
    „Jetzt hast du es begriffen", rief sie. „Das Schwarze Loch mit seiner ungeheuren Schwerkraft wird dafür sorgen, daß genau das geschieht, obwohl wir weit unter der Lichtgeschwindigkeit bleiben. Wir werden das Schwarze Loch einige Male umkreisen, bis wir das Tor zur Unendlichkeit wahrnehmen können. Im gleichen Moment, in dem wir dieses Tor durchfliegen, bleibt die Zeit für uns stehen. Wir werden viele Millionen Lichtjahre überwinden, und wenn wir Glück haben, werden wir in der Nähe eines bewohnten Planeten wieder auftauchen."
    „Und wenn wir irgendwo im Leerraum zwischen den Galaxien landen?" gab Kosham zu bedenken.
    „Dann haben wir Pech gehabt. Dann können Jahrhunderte vergehen, bis wir das nächste Planetensystem erreichen, es sei denn, daß sich in der Nähe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher