Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1057 - Die Gestrandeten

Titel: 1057 - Die Gestrandeten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hielt, daß er seinen Worten noch weitere hinzufügen konnte, wenn er nur wollte.
    Truhllamp und Camerrham waren allerdings bereit, Kosham zu verzeihen, denn sie gingen davon aus, daß dieKommunikationstechnikerin ständig versuchte, sich auf fremde Mentalitäten einzustimmen. Für beide war allerdings nur schwer vorstellbar, daß es Intelligenzen geben konnte, die so unhöflich waren, irgend jemanden nicht aussprechen zu lassen.
    „Hoffentlich", seufzte Camerrham, die Kosmophysikerin. „Bisher aber ist alles Theorie.
    Wir sind noch nie einem nichtceresprammarischen Wesen begegnet, also können wir auch nicht wissen, welche Mentalität es hat, und wie es reagiert."
    Kosham war dieses Mal etwas höflicher und vorsichtiger. Sie wartete ein paar Atemzüge ab, dann erwiderte sie: „Auch ein Schwarzes Loch kennen wir noch nicht aus eigener Anschauung. Wir haben nur ein theoretisches Wissen, aber ob das ausreicht...?"
    Camerrham fühlte sich herausgefordert.
    „Das wird sich zeigen", erklärte sie. Gedankenverloren blickte sie auf den roten Kreis, der anzeigte, wo sich das Schwarze Loch verbarg. Das Raumschiff raste mit hoher Geschwindigkeit darauf zu, und keine Kraft des Universums würde es jetzt noch auf einen anderen Kurs bringen können. „Doch wir wollen uns nicht streiten. Wir sind die einzigen aus unserem Volk, die noch eine Chance haben. Ceresprammar stirbt. In drei Tagen gerät es in den Asteroidenschauer. Dann stürzen über zwanzig Gesteinsbrocken, von denen jeder einen Durchmesser von vielen Kilometern hat, auf unsere Welt. Das ist dann das Ende. Ceresprammar wird auseinanderbrechen, und alles Leben wird erlöschen."
    „Nur wir werden überleben", fügte die Kommandantin nach einer respektvollen Pause hinzu. „Vielleicht."
    „Bestimmt", behauptete die Physikerin. „Ich bin sicher, daß meine Theorie richtig ist. Die einzige Möglichkeit, die unvorstellbar großen Entfernungen im Universum zu überwinden, besteht darin, die Zeit zu verändern. Wir alle wissen, daß sich kein Objekt schneller als das Licht bewegen kann."
    „Das ist richtig", bestätigte Kosham.
    „Ich habe eine Möglichkeit gefunden, dennoch galaxisweite Entfernungen zu überwinden, ohne daß wir dazu Jahrhunderte unterwegs sein müßten."
    „Das weiß ich", erwiderte Kosham. „Begriffen habe ich das alles aber noch nicht."
    „Wir nutzen das Schwarze Loch", erläuterte Camerrham.
    „Soweit ich weiß, stellt ein Schwarzes Loch die Endkrise jeglicher Physik dar", bemerkte die Kommandantin. „Es ist ein Loch im Weltraum, in das alles hineinfallen, und aus dem nichts entrinnen kann; ein Loch mit einem so gewaltigen Schwerefeld, daß selbst das Licht eingefangen und festgehalten wird."
    „Das ist richtig." Camerrham richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Sie war ein bizarres Wesen mit einem seltsamen Geschmack. Ihre Neigung, sich so extrem zu geben, ging den beiden anderen Frauen ein wenig auf die Nerven. Sie trug die abgeworfenen Hüllenteile von nicht weniger als neunzehn verschiedenen Lebewesen und verteilte ihre Körpermasse auf eine Weise, daß der Eindruck entstand, sie sei ein dreibeiniges, aufrecht gehendes Wesen, das einen kugelförmigen Kopf, einen schmalen Oberkörper, einen aus zwei aufgeblähten Ovalen bestehenden Unterleib, ein dünnes und ein dickes Hauptbein und einen spitz auslaufenden Schwanz hatte, mit dem sie sich abstützte.
    Doch alles, was ihr Äußeres zu sein schien, waren nur die abgeworfenen Außenskelette von anderen Lebewesen. So stammte ihr rechter Arm von einem Tiefseekrebs, ihr linker von einer Riesengrille, ihre Kopfhülle von einem Seeigel. Und auch die anderen Teile, unter denen sie ihren amorphen Körper verbarg, stammten von anderen Lebewesen.
    Diese hatten ihre Außenskelette abgeworfen, weil sie zu groß für sie geworden waren und ihr Körper ein neues Außenskelett bildete.
    Kosham und Truhllamp waren in dieser Hinsicht viel bescheidener. Sie steckten in federleichten Hüllen, die aus abgestoßener Baumrinde bestanden. Daher sahen sie aus wie aufrecht stehende Baumstümpfe, aus denen an der Unterseite Pseudopodien hervorlugten, und aus denen oben dünne Fäden kamen, die mit mikroskopisch kleinen Wahrnehmungsorganen besetzt waren. Die Rinde war so dünn und geschmeidig, daß sie sie nach Belieben biegen und dehnen konnten, ohne daß sie zerriß.
    Sie waren jedoch nicht darauf angewiesen, darin zu leben. Sie hätten ebenso in einen Stahlbehälter kriechen oder im Wasser verschwinden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher