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1055 - Vampire, Karina und wir

1055 - Vampire, Karina und wir

Titel: 1055 - Vampire, Karina und wir
Autoren: Jason Dark
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verstehst?«
    »Denkst du an Blut?«
    »Ja, daran denke ich. Ich denke an das Blut der Menschen, das ihnen die nötige Kraft gibt. Sie brauchen diese Nahrung. Ich will ehrlich zu dir sein, Franco. Wäre Karina jetzt hier, dann hätte ich sie den dreien überlassen.«
    »Wir müssen warten, bis sie zurückkehrt. Nur frage ich mich jetzt, ob sie noch einmal herkommt.« Costello trommelte mit den Nägeln seiner rechten Hand auf die Lehne des Rollstuhls. Er bewegte seinen Mund wie jemand, der kaut, und seine grauen Augenbrauen hatten sich zusammengezogen. »Sie kommt nicht mehr«, flüsterte er seinem Leibwächter zu. »Du kannst sagen, was du willst, aber sie wird nicht mehr hier erscheinen. Ich fühle und spüre es.«
    »So denke ich auch.«
    »Aber die Gier nach Blut bleibt.«
    »Dann sollten wir ihnen jemand anderes geben«, schlug Franco vor. »Blut ist Blut…«
    Costello nickte. »Daran habe ich letztendlich auch gedacht. Kennst du jemand, der dafür in Frage kommt?«
    Franco überlegte lange. »Es wäre dann wohl einer von uns.«
    »Auf wen können wir verzichten?«
    Franco lächelte breit. »Das ist nicht einfach. Jeder hier hat seine Funktion.«
    »Denke nach. Ich will eine schnelle Entscheidung, denn ich kann diesen Anblick nicht mehr vertragen.«
    Dieses Gespräch zeigte auf, was die Männer fühlten und wie sie dachten. Es ging nur um ihren Vorteil. Mitleid mit anderen Personen konnten sie sich nicht leisten. »Nun…?«
    »Ich könnte Marco Versini holen.«
    Der Capo brauchte nicht lange zu überlegen. »Der leitet ein Wettbüro, nicht wahr?«
    »Schon seit zwei Jahren. Aber es ist auch zu Unregelmäßigkeiten gekommen.«
    Costello lächelte. »Kannst du dich da genauer ausdrücken?« fragte er gefährlich leise.
    Franco beugte sich zu ihm herab. »Versini hat versucht, uns zu betrügen.«
    »Nur versucht?« lautete die hintergründige Frage.
    »Uns fehlen noch die letzten Beweise. Möglicherweise erhalten wir sie bei der nächsten Abrechnung.«
    »Das genügt!«
    »Was?«
    »Der Verdacht.«
    Franco nickte. Er wußte, daß damit das Todesurteil über Marco Versini gesprochen worden war. »Soll ich ihn holen, oder soll ich ihn herkommen lassen?«
    »Ruf ihn an. Er soll sofort kommen.« Costello kicherte und hob dabei seinen rechten Arm. Er deutete auf das Gitter und meinte die Gestalten dahinter. »Sie sind hungrig, Franco. Sie brauchen Blut, viel Blut. Zuerst werden wir ihnen Appetit machen durch unseren Freund Versini. Wenn sie noch mehr brauchen…«
    »Ich weiß Bescheid.«
    »Dann geh und schaff ihn so schnell wie möglich her. Ich werde hier unten warten…«
    »Es dauert nicht einmal eine Stunde, Don…«
    ***
    Sie waren weg! Keine Vampire mehr. Unsere Blicke glitten ins Leere oder hinein in die Tiefe des Bunkers, zu dem uns Karina Grischin, die Leibwächterin des Mafioso Costello, geführt hatte.
    Suko und ich erlebten die Enttäuschung ebenso wie die Frau aus Rußland. Wir standen da und schauten uns um. Karina war einige Schritte vorgegangen. Auch sie schwieg, doch sie hatte innerlich schwer zu kämpfen, denn sie holte stoßweise Luft. Durch den Mund und die Nase schnaufte sie, und wir sahen auch das leichte Zittern ihres Körpers, der in einem Kältebad zu stecken schien.
    Langsam drehte sie sich um. Auf ihrem Gesicht stand die Enttäuschung wie festgeschrieben. Die Augen zeigten kein Leben mehr.
    Sie waren starr geworden, und sie schien in sich versunken zu sein und nichts anderes mehr wahrzunehmen.
    Ich wollte sie ansprechen, aber sie kam mir zuvor und fragte leise: »Was denkt ihr jetzt von mir?«
    »Nichts, was dir schaden könnte«, sagte ich.
    Das wollte Karina nicht akzeptieren. Sie war ein Mensch, der immer auf der Seite des Siegers stehen wollte. Deshalb schüttelte sie den Kopf. Mit rauh klingender Stimme fuhr sie uns an. »Ihr seid nicht ehrlich. Ihr haltet mich für eine Versagerin, nicht wahr?«
    »Nein«, erklärte auch Suko.
    Karina drehte sich wieder. Dann lief sie rasch vor, und wir gingen ihr nach. »Da!« rief sie. »Da, schaut euch doch um, verflucht noch mal. Seht doch, was sich hier befindet.. Da sind drei Pritschen, und die stehen nicht grundlos hier herum. Drei Pritschen, John und Suko. Die waren einmal belegt, denn darauf habe ich die drei Blutsauger gesehen. Zwei Männer und eine Frau. Ich habe sogar ihre Namen behalten. Sie heißen Tyra, Kesslee und Tronk. Das alles ist nicht gelogen. Das habe ich leider selbst erleben müssen…« Wir sahen, wie ihr Gesicht rot anlief.
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