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1055 - Vampire, Karina und wir

1055 - Vampire, Karina und wir

Titel: 1055 - Vampire, Karina und wir
Autoren: Jason Dark
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Plötzlich kam es zu einem Gefühlsausbruch. Zu lange schon hatte sie untätig warten müssen. Das war wie Dampf, der in ihrem Innern steckte und sich nun durch die geöffneten Ventile freie Bahn verschaffen mußte. Sie trat um sich.
    Suko staunte, wie schnell sie sich bewegen konnte, und die alten Pritschen als Opfer nahm.
    Ihre Tritte und Schläge waren von Schreien begleitet. Sie hämmerte gegen das brüchige Holz, und sie trat alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte.
    Wir ließen sie toben. Es sah aus wie das Training einer Karatekämpferin. Die Bewegungen waren so schnell und flüssig, daß wir sie mit den Blicken kaum verfolgen konnten.
    Mir gelang ein Blick auf Sukos Gesicht. Er nickte anerkennend und flüsterte: »Karina ist super, John.«
    Dieser Meinung war ich auch, und ich hatte sie von einem Fachmann bestätigt bekommen.
    Es kam uns länger vor als ihr, aber Karina hatte nicht einmal innerhalb einer Minute die Pritschen vollständig zu Kleinholz gemacht. Einen letzten Rest trat sie noch weg. Das Holzstück wirbelte in die Höhe und krachte gegen die Wand.
    Dann drehte sie sich um.
    »Sehr gut!« lobte Suko und deutete einen leichten Beifall an. »Das war erste Klasse.«
    Karina war kaum außer Atem. Ihre Kondition war wirklich super. Sie stemmte die Arme in die Hüften. Ihr Gesicht glühte, und die Augen hatten den harten Glanz verloren. »Es hat einfach sein müssen«, gab sie uns bekannt. »Ich konnte nicht anders. Ich mußte es tun. Es ging nicht. Ich wäre sonst verrückt geworden.« Sie strich das braune Haar zurück. Einige Strähnen waren ihr in die Stirn gerutscht. »Tut mir leid, daß ich mich so habe gehen lassen. Der vierwöchige Frust hat mich erdrückt. Ich stehe wieder vor dem Nichts. Die drei Vampire sind weg, verdammt!«
    »Stellt sich die Frage, warum man sie geholt hat«, sagte ich. »Das muß einen Grund haben.«
    »Ja«, bestätigte Karina. »Den hat es bestimmt. Und ich weiß auch, was oder wer der Grund gewesen ist.«
    »Sag ihn!«
    Sie deutete gegen ihre Brust. »Ich bin es gewesen!« gab sie zu.
    »Ich allein.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Mit schlenkernden Bewegungen kam sie näher. »Das kann ich euch genau sagen. Ich war nicht gut oder vorsichtig genug. Ich bin der anderen Seite aufgefallen, versteht ihr. Ich habe mich, wie auch immer, verdächtig gemacht.«
    »Wodurch?«
    »Frag mich nicht, John. Ich weiß es nicht.« Sie zählte auf. »Ich habe nicht telefoniert, ich habe mit keinem Fremden Kontakt aufgenommen. Ich habe mich Costello gegenüber loyal gezeigt, und ich habe auch nicht an irgendwelchen kriminellen Aktionen teilnehmen müssen. Das alles kann ich euch schwören. Sie haben mir ja vertraut. Sie führten mich hierher zu diesem Bunker, und plötzlich ist alles anders. Da frage ich mich doch, wie ich mich verdächtig gemacht habe? Wodurch?« Sie starrte uns an. »Verdammt, kann mir das jemand sagen?«
    »Nein, leider nicht.«
    Sie blieb beim Thema. »Aber es muß etwas passiert sein. Etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ich bin mir aber keiner Schuld bewußt.«
    »Darf ich mal was fragen?« meldete sich Suko.
    »Bitte.«
    »Du hattest einmal diesen Franco erwähnt, der seinem Chef sehr treu ergeben ist.«
    »Ja, stimmt.«
    »Er mochte dich nicht?«
    »So ist es. Er ist immer mißtrauisch gewesen. Inzwischen bin ich davon überzeugt, daß mein heutiger freier Tag nur ein Testfall gewesen ist. Klar, sie wollten mich testen. Sie wollten herausfinden, wie ich meine Stunden verbringe, wenn ich nicht unter der Kontrolle der Organisation stehe. Denkt doch nur an diese Frau, diese Linda, die den harmlosen Gast gespielt hat. Sie war meine Verfolgerin. Man hat sie dazu angehalten, mir auf den Fersen zu bleiben. Es paßt alles, wenn ich im nachhinein darüber nachdenke. Auch wenn ich mir persönlich keiner Schuld bewußt bin, aber ich kann auch denken.«
    Da stimmten wir ihr zu. Trotzdem wollten wir wissen, ob sie diesem Franco etwas getan hatte.
    »Nein.«
    »Es gab keinen Streit, Karina?«
    »Nein, John, nein. Es war aber immer etwas zwischen uns, das man nicht so recht erklären kann. Ich würde sagen, daß die Chemie zwischen den Menschen nicht gestimmt hat. Schon beim ersten Zusammentreffen merkte ich, daß er mich ablehnte. Er mochte mich nicht. Ich bin jetzt soweit, zu behaupten, daß er mich gehaßt hat.«
    Sie nickte uns zu. »Diesen Widerwillen oder Haß konnte ich körperlich spüren. Es ist nie zu einer normalen Unterhaltung zwischen uns gekommen. Franco
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