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1055 - Vampire, Karina und wir

1055 - Vampire, Karina und wir

Titel: 1055 - Vampire, Karina und wir
Autoren: Jason Dark
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schwöre ich dir.«
    Sie hatte die Worte gehört. Sie gab Antwort. Nur nicht wie ein Mensch, denn aus dem noch weiter aufgerissenen Maul drangen ungewöhnliche Geräusche hervor.
    Ein Keuchen und Sabbern, denn aus dem Körper war eine Flüssigkeit nach oben gestiegen. Sie hatte sich im Mund verteilt und auch dort den Weg weiter nach vorn gefunden, wobei sie von der Lippe nicht aufgehalten werden konnte.
    Als farbloser Schleim rann die Flüssigkeit über das Kinn hinweg nach unten. Der Geruch ekelte Costello an. Es stank wirklich erbärmlich. Nach altem Blut oder verwesendem Fleisch, das irgend jemand aus der Tiefe einer Gruft geholt hatte, um es ins Freie zu hängen. Die graue Haut war durch die Stäbe von zwei Seiten zusammengepreßt worden und hatte Falten gebildet, die wie ein Muster aufeinander zu liefen und sich irgendwo in der Mitte des Gesichts trafen.
    Tyra wirkte nur äußerlich wie ein Mensch. In ihrem Innern war sie verfault, war sie tot und lebte trotzdem. Sie hatte keine Seele mehr. Es existierte bei ihr nur noch das Böse. Sie war zu einem Automaten ohne Technik geworden, und sie kam Logan Costello in dieser Zeit noch schlimmer vor als die Zombies, die ihm ebenfalls nicht unbekannt waren, weil er sich in früheren Zeiten auf sie verlassen hatte. Zombies waren noch dummer und tumber als Vampire, die letztendlich einem normalen Menschen noch mehr ähnelten.
    Tyra gab nicht auf. Immer wieder zuckte ihr Arm und damit auch die Hand vor, um das Opfer zu erreichen, obwohl es zu weit von den Gitterstäben entfernt saß.
    Es war nicht zu schätzen, wie alt Tyra war. Es war auch nicht herauszufinden, wie sie einmal als Mensch ausgesehen hatte, ob sie hübsch oder häßlich gewesen war. Es gab sie einfach, und sie hatte sich stark verändert. Tyra hatte der Verwandlung in eine Blutsaugerin Tribut zollen müssen. Nicht nur innerlich, auch äußerlich.
    So war sie eben zu diesem alten, schrecklichen Wesen degeneriert, das auf der Suche und der Jagd nach Blut war, um sich nach dem Genuß des Lebenssafts verändern zu können.
    Costello war davon überzeugt, daß die Untote danach nicht mehr so aussah wie jetzt. Sie würde aufblühen und möglicherweise wieder in ihren Urzustand zurückkehren.
    Jetzt hörte er sie. Ihr Maul stand so weit offen wie möglich. Ihm wehten Laute entgegen, die er kaum beschreiben konnte. Eine Mischung aus Röcheln und schwerem Ächzen, als litte die Untote unter unsagbaren Schmerzen. Die Stäbe drückten noch immer seitlich gegen das Gesicht, aber die Blutsaugerin verspürte keine Schmerzen. Da war sie anders als die Menschen. Ihr konnten nur durch bestimmte Waffen Schmerzen zugefügt werden, die sie letztendlich auch vernichteten.
    Die Hand griff weiter. Bewegte sich zuckend nach unten, ohne ein Ziel zu finden. Wenn sie zu stark absackte, klatschte sie mit ihrer Fläche gegen das Eisen der Stäbe und rutschte daran entlang, als wollte sie diese von den Rostflecken befreien.
    Costello schüttelte den Kopf. Er freute sich plötzlich. Er hatte sich an den Anblick gewöhnt. Vor allen Dingen gefiel ihm dabei, daß er unangreifbar für diese Wiedergängerin war. So und nicht anders sollte es auch in seinem echten Leben sein. Er mußte unantastbar und unangreifbar bleiben. Nur so könnte er seine weitere Existenz garantieren, auch, mit Hilfe der Blutsauger.
    Er nickte Tyra zu. Er wußte nicht, ob sie ihn verstand, trotzdem sprach er mit ihr. »Ich kann dir versprechen, daß du bald dein Blut bekommen wirst. Du mußt es mir glauben, Tyra. Du brauchst nicht mehr lange zu hungern und zu dürsten.«
    Sie zog die Hand zurück. Hatte sie ihn verstanden?
    Costello schaute genauer hin. Die bleichen Finger umklammerten zwei Stäbe. Der Körper schwankte nach hinten, fiel wieder nach vorn, und hinter Tyra erschienen ihre beiden Artgenossen Kesslee und Tronk.
    Kesslee war der größere der beiden. Ein ebenfalls graues Gesicht mit blassen Lippen und starren Knopfaugen. Bei ihm fiel eine gebogene Nase auf, die schief saß, weil sie wahrscheinlich gebrochen war. Sein Haar fiel zottelig und ineinander versträhnt vom Hinterkopf herab nach unten. Seine Kleidung bestand nur aus Fetzen. Das stinkende Hemd war vor der Brust zerrissen. Durch die breite Lücke schimmerte das alte Grau der Haut, die sich in zahlreiche Falten gelegt hatte.
    Tronk war kleiner und stämmiger. Sein Gesicht war flach, so schrecklich glatt und ohne Ausdruck. Er hatte den Mund ebenfalls geöffnet und näherte sich mit dem Gesicht den
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