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1054 - Der mentale Sturm

Titel: 1054 - Der mentale Sturm
Autoren: Unbekannt
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Mikro-Spontantransmitter, ihn um einen Kilometer nach vorn zu versetzen. Im gleichen Augenblick merkte er, daß kein Kontakt zustande kam. Als er an sich herabschaute, sah er, daß der Kombigürtel, der unter anderem seinen Mikro-Spontantransmitter barg, verschwunden war.
    Seine enganliegende bernsteingelbe Plastikkombination mit dem dichten Netzwerk silbrig schimmernder Fäden und den smaragdgrün abgesetzten Fuß- und Wadenteilen war jedoch vorhanden.
    Wenn das Gesetz der Kausalität hier uneingeschränkt gilt, dann habe ich mit dem Kombigürtel auch alle Vorzüge der darin installierten Aggregate verloren - und mit der Kombination mußte ich die Vorteile des semiorganischen Gewebes behalten haben.
    Er überlegte, ob das vergeistigte Psychod, der Wächter über diese Unweit, in die von den Illusionskristallen geschaffenen Vorstellungen integriert und demnach fähig war, in ihnen pseudokörperlich zu agieren.
    Vorsichtshalber übermittelte er dem semiorganischen Gewebe den Wunsch, unsichtbar zu sein. Daran, daß sein Schatten auf dem Wüstenboden fast schlagartig erlosch, erkannte er, daß ihm die Möglichkeiten der Kombination weiter zur Verfügung standen.
    Und wenige Minuten später beglückwünschte er sich zu dem Entschluß, sich unsichtbar zu machen, denn mit leisem Pfeifen schoß ein etwa faustgroßes, einer blankpolierten Stahlkugel gleichendes Gebilde ungefähr zehn Meter vor ihm in weniger als fünf Metern Hohe über die Wüste, schrumpfte zusammen und verschwand im fernen Dunst.
    Ein „Auge" des Wächters, und es hatte sich täuschen lassen. Das hob seine Zuversicht, denn es bewies ihm, daß er mit einiger Aussicht auf Erfolg etwas für seine Befreiung tun konnte.
    Mit weitausholenden Schritten ging er weiter durch die Wüste, auf der Suche nach dem nächsten Anhaltspunkt ...
     
    2.
     
    Sandra Bougeaklis drehte sich um als sie bemerkte, daß Waylon Javier in die Zentrale zurückgekehrt war.
    „Alles verläuft normal, Kommandant", berichtete sie kühl. „Keine besonderen Vorkommnisse."
    Javier gähnte hinter vorgehaltener Hand, dann setzte er sich lässig in seinen Kontursessel, streckte die Füße weit von sich und erwiderte gemütlich: „Bei mir auch, Sandra. Ich habe sechs Stunden geschlafen, danach geduscht, mir die Zähne geputzt und eine Tasse Kaffee getrunken."
    Während er sprach, musterten seine Augen aufmerksam die Kontrollen des Datensichtgeräts vor Sandras Platz.
    „Übernimmst du, Waylon?" erkundigte sich seine Stellvertreterin.
    Javier nickte.
    „Wie ich sehe, haben wir die Peripherie von Norgan-Tur bereits durchflogen. Ich halte es für angebracht, den Hyperraum für ein kurzes Orientierungsmanöver zu verlassen."
    „Aber warum denn?" rief Deneide Horwikow.
    Waylon Javier blickte nach rechts, wo zwei Pulte weiter die erst zweiundzwanzig Jahre alte Cheffunkerin der BASIS in ihrem Kontursessel saß. Natürlich war sie nicht nur Funkerin; niemand vom Führungspersonal des gigantischen Raumschiffs war nur für einen Beruf ausgebildet. Sie war außerdem Astrogatorin und Navigatorin.
    „Aus Höflichkeit", antwortete der Kommandant und griff nach seinem Kommandogerät, einem breiten glatten Metallband, aus dem mehrere kaum sichtbare Antennenstäbe ragten. „Wir befinden uns immerhin in einer von zahllosen Zivilisationen bevölkerten fremden Galaxis - und für die Angehörigen der hochentwickelten, raumfahrttreibenden Zivilisationen dürfte Khrat mit dem Dom Kesdschan so etwas wie ein Heiligtum sein. Ich möchte nicht mit einem Riesending wie der BASIS völlig unvermittelt über diesem Heiligtum in den Normalraum platzen."
    „Akzeptiert", erklärte Sandra links neben ihm. „Aber vielleicht solltest du auch so höflich sein, dich vor der Landung auf Khrat gesellschaftsfähig anzuziehen." Mit deutlich erkennbarer Mißbilligung musterte sie Javiers grauen, geflickten und verwaschenen Kittel, den schmuddeligen schwarzen Rollkragenpulli darunter, sowie die abgewetzten Kordhosen.
    Javier grinste flüchtig.
    „Ich kann ja den Kittel schließen." Er tastete mit der linken Hand nach imaginären Knöpfen, und mit der rechten Hand streifte er sich das Metallband über den kahlen Schädel. Danach streckte er beide Hände nach den Kontrollen seines Pilotenpults aus.
    Bläuliches Licht fiel von seinen transparenten und leuchtenden Händen auf die Konsole.
    „Ich schalte auf dein Pult um", gab Sandra bekannt, als ihr klar wurde, daß es ihr auch diesmal mißglückt war, den Kommandanten zum Tragen
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