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1054 - Der mentale Sturm

Titel: 1054 - Der mentale Sturm
Autoren: Unbekannt
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ich spüre, daß du auch diesmal bereit bist, alles zu geben."
     
    *
     
    „Wir haben die Sonne Yghmanohr in der Ortung, Omdur!" rief Herth ten Var dem Ertruser mit der silbergrauen Sichellocke zu, der angestrengt durch den Lupensektor einer Patientenbett-Abdeckung blickte.
    Omdur Kuwalek sah auf.
    „Na, und ...?"
    „Aber im Yghmanohr-System befindet sich der Planet Khrat, wegen dem wir mit der BASIS aufgebrochen sind", erklärte der Ara und führende Bordmediziner aufgeregt.
    „Wenn wir Yghmanohr in der Ortung haben, bedeutet das, daß wir heute noch an Khrat anlegen."
    Kuwalek schüttelte den Kopf über den Temperamentsausbruch des sonst immer beherrschten, schweigsamen Mediziners.
    „Das alles interessiert mich nicht halb so stark wie der Zustand meines Partners", stellte er fest und schaute wieder durch den Lupensektor, der den Siganesen Sirtan Fining auf die Größe eines durchschnittlichen Terraners vergrößerte. „Seit gut drei Wochen gibt Sirtan kein Lebenszeichen von sich, und niemand weiß, ob er überhaupt jemals wieder erwachen wird."
    „Beruhige dich, Omdur", sagte ten Var, stellte sich neben den Ertruser und reckte sich, um einen Blick auf seinen Sorgenpatienten zu erhaschen. „Seinem Zustand entsprechend, geht es Sirtan eigentlich gut."
    „Seinem Zustand entsprechend!" entrüstete sich Kuwalek. „Ware er tot, würdest du wahrscheinlich behaupten, seinem Zustand entsprechend sähe er gut aus. Das erinnert mich an die Antwort eines alten Mannes von Grashown, dieses paradiesischen Sanatoriumsplaneten, auf meine Frage, ob die Einheimischen dort älter würden als Menschen auf anderen Planeten."
    Herth ten Var trat vor einen Kontrollschirm und berührte einige Sensorpunkte auf dem Schaltpaneel.
    „Ah, ja! Und was hat der alte Mann geantwortet?"
    Kuwalek schnaubte zornig.
    „Sie werden nicht älter, aber sie sterben gesünder!" Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Wie kann man denn sterben, wenn man kerngesund ist, Doc?"
    „Gesünder, Omdur", korrigierte der Arzt. „Ihr alter Mann hat gesagt, sie stürben dort gesünder. Das heißt, daß sie vielleicht nur an einem Schlaganfall sterben und nicht gleichzeitig noch Herzklappenfehler, Leberzirrhose, Angina pectoris, Zystoplegie, Myelome und Schweißfüße haben."
    „Eine Todesursache reicht mir", gab der Ertruser zurück. Er stutzte. „Schweißfüße? Seit wann stirbt denn jemand an ...?"
    „Indirekt, indirekt", erwiderte der Arzt abwesend. „Was ist denn das für eine Spitze im Enzephalogramm!"
    „Eine Spitze?" fragte Kuwalek aufgeregt und starrte auf die Meßwerte, die auf dem Kontrollschirm in endlosen Reihenfolgen in Form eines Diagramms und als Zahlen erschienen. „Wo ist denn die Spitze, Herth?"
    „Auf dem Diagramm kommt sie nicht zur Geltung", erklärte Herth ten Var. „Dazu ist sie zu schwach ausgeprägt. Aber an den Zahlen erkenne ich sie. Exakt alle elf Sekunden gibt es einen winzigen Anstieg der Gehirnströme."
    „Dann kommt Sirtan bald zu sich, ja?" fragte Kuwalek hoffnungsvoll. Seit sein Partner, der Siganese Fining, nach einem Stromunfall vor drei Wochen das Bewußtsein verloren hatte, war er noch nicht wieder erwacht.
    „Ich habe keine Ahnung", sagte der Mediziner nachdenklich. „Diese Intervalle sind mir ein Rätsel. Wenn ein Bewußtloser erwacht, pflegt die Hirnstromkurve stetig anzusteigen.
    Ein intervallartiger Anstieg bei sonst gleichbleibendem Verlauf setzte eigentlich eine äußere Reizung im selben Intervall voraus. Aber hier gibt es nichts, was Sirtans Gehirn stimulieren könnte."
    „Ist das so wichtig?" erkundigte sich der Ertruser. „Es zählt doch nur, daß Sirtans Gehirn sich zu beleben scheint. Äußere Reizung! Vielleicht energetische Schwingungen infolge Maschinenaktivitäten oder sonst etwas. Das ist doch egal."
    „Mir nicht", gab der Arzt zurück. „Ich werde einen Meßroboter anfordern, der die energetischen Feldeinflüsse in diesem Raum erfaßt und analysiert. Wenn wir herausfinden, was Sirtans Gehirn anregt, können wir das entsprechende Feld künstlich herstellen, falls die Aggregate, die es zur Zeit als Nebenprodukt erzeugen, abgeschaltet werden."
    „Das klingt vernünftig, Doc", meinte Omdur Kuwalek.
    Herth ten Var ging zum Interkom und veranlaßte, daß ihm ein Universal-Meßroboter geschickt wurde. Danach erlaubte er sich den Luxus, bis zur Ankunft des Roboters seine Gedanken von seinem eigentlichen Aufgabenbereich abschweifen zu lassen und darüber nachzudenken, was sie
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