Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
105 - Trank des Verderbens

105 - Trank des Verderbens

Titel: 105 - Trank des Verderbens
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
passierte?«
    Sie sah ihren Bruder an.
    Aber wie!
    Was ich zu hören kriegen würde, konnte nur eine Lügengeschichte sein. Aus einem ganz bestimmten Grund hatten sich die beiden etwas zurechtgelegt.
    Mal sehen, ob es glaubwürdig klingt, dachte ich.
    Janet Fraser klimperte mehrmals mit den Wimpern. »Ja, also das war so… Ich befand mich in meinem Zimmer, und da… da hörte ich etwas…« Sie sprach stockend, als würde sie noch schnell etwas dazuerfinden wollen.
    »Ein Geräusch?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Ballard. Kein Geräusch. Eine Stimme. Lord Greenaways Stimme. Er… er rief einen Namen: Albert.«
    »Wer ist Albert?« wollte ich wissen.
    »Albert Greenaway war einer von Lord Hugh Greenaways Vorfahren«, klärte mich der Butler auf.
    »Er rief den Namen seines Vorfahren?« fragte ich. »Weshalb? Nahm er eine Geisterbeschwörung vor?«
    »Oh, nein, Sir«, beeilte sich Harold Fraser zu sagen. »Von diesen Dingen hielt Lord Greenaway nichts, das wird Ihnen Mr. Peckinpah bestimmt bestätigen können.«
    Der Industrielle nickte. »Das ist wahr, Tony. Über Geistergeschichten machte sich Hugh nur lustig.«
    Und nun scheint er einer inszenierten Geistergeschichte zum Opfer gefallen zu sein, dachte ich.
    Mir kam vor, als hätte sich die Farbe in den Augen des Butlers verändert. Hatten sie jetzt tatsächlich einen rötlichen Schimmer?
    »Er rief also den Namen seines Vorfahren«, faßte ich zusammen. »Und was weiter?«
    »Dann verließ er sein Arbeitszimmer«, erzählte die Haushälterin.
    Irgend etwas war da im Busch, das sagte mir mein sechster Sinn.
    »Ich hörte Lord Greenaway an meiner Tür vorbeigehen«, fuhr Janet Fraser fort. Abermals warf sie ihrem Bruder einen heimlichen Blick zu, der mir nicht verborgen blieb. Wenn ich mich nicht täuschte, hatten auch ihre Augen eine leichte Rotfärbung.
    Was war nur mit den beiden los?
    »Ich verließ mein Zimmer«, berichtete die Haushälterin weiter. »Lord Greenaway stand am oberen Ende der Treppe, und plötzlich schien er den Verstand verloren zu haben. Er fuhr herum, starrte das Porträt von Albert Greenaway entsetzt an, schien sich von diesem bedroht zu fühlen. Er stieß diese schrecklichen Schreie aus, wich zurück und stürzte die Treppe hinunter.«
    Geschickt eingefädelt, dachte ich. Sie schieben es dem Porträt in die Schuhe, machen eine Gruselgeschichte daraus.
    Die Wahrheit sah vermutlich so aus: Tucker Peckinpah und Cruv waren angekommen. Harold ließ sie ein, und Lord Hugh Greenaway wollte herunterkommen, um sie zu begrüßen. Da tauchte Janet hinter ihm auf und gab ihm einen kräftigen Stoß…
    »Ich möchte mir das Porträt ansehen«, sagte ich.
    Harold war sofort bereit, es mir zu zeigen. Es wunderte mich, daß Tucker Peckinpah und Cruv nicht merkten, was los war. Cruv und der Industrielle schienen dem Butler und seiner Schwester jedes Wort zu glauben. Ich hingegen hielt ein gesundes Mißtrauen für angebracht.
    Wir verließen alle den Salon. Ich konnte Peckinpah und den Gnom nicht warnen, weil mich die Haushälterin und ihr Bruder flankierten. Als wir die Stelle ereichten, wo die Leiche gelegen hatte, seufzte Janet Fraser tief und sagte: »Der arme Lord Greenaway.«
    Heuchlerin! dachte ich.
    Wie stiegen die steile Treppe hinauf. Oben angekommen, blickte ich Albert Greenaway in die kalten Augen, und plötzlich durchzuckte mich ein unheimlicher Gedanke: Das ist der Dritte im Bunde!
    ***
    Die Droschke, in der Dr. Suzman saß, hielt vor einem Lokal, in das nicht einmal der Kutscher gegangen wäre.
    »Ich weiß nicht, ob das das Richtige für Sie ist, Sir«, erlaubte er sich zu sagen.
    »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram!« fuhr ihn Dave Suzman an.
    »Entschuldigung«, stieß der Kutscher erschrocken hervor. »Ich hab's ja nur gut gemeint.« Er ließ die Zügel auf den Pferderücken klatschen, und das Tier zog den Wagen weiter.
    Das Portal des Lokals sah schäbig aus. Lärm drang durch die Tür. Ordinäres Gelächter, Mädchengekreische. Jetzt flog die Tür auf, und ein Mann stolperte an Dr. Suzman vorbei. Er versuchte sein Gleichgewicht nicht ganz zu verlieren, landete aber dann doch in der Gosse.
    Der Wirt, der ihn mit einem kräftigen Tritt hinausbefördert hatte, schrie unfreundlich: »Laß dich hier nicht mehr blicken, du Halunke, sonst kriegst du was auf die Schneidezähne!«
    Als er Dr. Suzman erblickte, hellten sich seine grimmigen Züge auf. »Sir! Welche Ehre, daß Sie uns mal wieder besuchen.«
    »Ist Anne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher