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104b - Die Braut der Bestie

104b - Die Braut der Bestie

Titel: 104b - Die Braut der Bestie
Autoren: Dämonenkiller
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ihn im Ewigen Eis gefangenhielt, das ihn erst wieder freigeben würde, wenn der Meister es wollte. Wo dieses Ewige Eis war, wußte er nicht.
    Er dachte an das Grauen, das er über viele Menschen gebracht hatte, und sein Hirn schrie in lautloser Verzweiflung auf. Er war schwach gewesen. Der Meister hatte nicht viel Mühe gehabt, ihn zum Töten zu zwingen. Und wenn er getötet hatte, war es wie ein Rausch über ihn gekommen. Wie flüssiges Eisen war es durch seine Adern geströmt und hatte die guten Gedanken in seinem Gehirn zum Verstummen gebracht. Er war zur Bestie geworden, ohne es zu wollen, und erst nach langem Kampf mit sich selbst und nach langem Schlaf hatte er die Bestie in sich besiegen können - bis es dem Meister gefiel, sie wieder in ihm zu erwecken.
    Er haßte den Meister.
    Noch mehr als sich selbst.
    Er wußte, daß er eines Tages den Kampf gegen die Bestie in sich gewonnen hätte. Damals hatte er nur den falschen Weg eingeschlagen, das war ihm heute klar. Wenn er jemals eine neue Chance erhalten würde, gab es nur einen einzigen Weg, die quälenden Erinnerungen zu besiegen.
    Ja, er würde sich töten.
    Der Meister sollte nicht noch ein Mal Gewalt über ihn erhalten.
    Aber war das nicht nur Wunschdenken?
    Wie würde er empfinden, wenn er seinen Körper wieder spürte? Dieser furchtbare Körper, der Gier und unstillbares Verlangen in seinem Gehirn weckte und danach schrie, daß es erfüllt wurde.
    Solange ich im Ewigen Eis eingeschlossen bin, kann ich kein Grauen über die Menschen bringen, dachte er. Aber es ist unmenschlich, die Tortur der Erinnerungen ewig ertragen zu müssen.
    Seine Gedanken verwirrten sich plötzlich.
    Ein eigenartiges Singen war in seinem Gehirn, das von außen kam.
    Er erschrak.
    Deutlich spürte er die Macht fremder Gedanken, die sich mit ihm in Verbindung zu setzen versuchten.
    Wer hatte die Macht dazu außer seinem Meister?
    Mit aller Kraft versuchte er, sich gegen diese Gedanken zu verschließen.
    Auf einmal konnte er sehen und hören. Schmerzen drangen in seine Gedanken, und er spürte auf einmal seinen Körper wieder. Ein heftiges Reißen war in seinen Gliedern. Kälte drang ihm in die Knochen, und dann hörte er sich schreien.
    Ein leises, kaltes Lachen war über ihm.
    Er öffnete die Augen und sah bläuliche Flammen, die ihn einhüllten. Sie wärmten nicht. Im Gegenteil, die Kälte wurde unerträglich.
    „Wo bist du?" brüllte er.
    Wieder war das Lachen da.
    Aus dem Kranz der bläulichen Flammen bildete sich ein aufgedunsenes Gesicht mit eisgrauem Haar. Die mandelförmigen Augen versprühten Kälte, die er körperlich zu spüren vermeinte.
    „Meister - Kokuo no Tokoyo", flüsterte er.
    Das Lachen schnitt wie ein Messer in sein Gehirn.
    „Ja, ich bin es, Yoshitsune", erwiderte die klirrende Stimme. „Ich bin gekommen, weil ich in Gefahr bin. Ich brauche alle meine Diener, um meine Feinde zu bekämpfen und zu vernichten."
    Yoshitsune krümmte sich zusammen. Er hörte, wie Schuppen aneinanderrieben. Entsetzt blickte er an sich hinab und sah, daß er noch immer die rote, schuppige Bestie war, als die sein Meister ihn ins Ewige Eis verbannt hatte.
    Er schüttelte heftig den monströsen, ohne Hals auf den Schultern sitzenden Kopf.
    „Nein!" preßte er hervor. „Ich werde dir nie mehr helfen, Kokuo. Du kannst mich töten, aber du wirst mich nicht mehr dazu zwingen, für die Mächte der Finsternis Grauen über die Menschen zu bringen."
    Der Kokuo no Tokoyo lachte, daß sein feistes Doppelkinn wackelte. Dann drehte er den Kopf. Das eisgraue Haar öffnete sich, und Yoshitsune erblickte ein zweites Gesicht darunter, das die Inkarnation des Bösen war. Es war knochig und von grünlicher Farbe. Die großen Augenhöhlen schienen leer. Sie waren von einer unendlichen Schwärze, die Yoshitsune ins Gehirn zu dringen schien. Darüber wölbte sich auf der Stirn ein knöchernes V-Zeichen.
    Yoshitsune hatte noch nie das zweite Gesicht des Kokuo gesehen. Er war entsetzt, und er spürte wie nie zuvor, daß er der Macht des Meisters niemals würde etwas entgegensetzen können.
    „Du wirst mir zu Diensten sein wie alle anderen", sagte der knöcherne Mund kalt.
    „Nein!" schrie Yoshitsune.
    In seinem schuppigen Körper war ein heftiges Ziehen und Reißen. Es war ihm, als würden seine Knochen schrumpfen. Er kannte die Anzeichen, und ein Schrei des Triumphes drang aus seinem weit aufgerissenen Maul, in dem sich die langen Eckzähne zurückzubilden begannen. Die roten, verbogenen, knotigen
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