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104b - Die Braut der Bestie

104b - Die Braut der Bestie

Titel: 104b - Die Braut der Bestie
Autoren: Dämonenkiller
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würde. Er wußte selbst nicht recht, was mit ihm los war. Seit dem Start hatte er ein eigenartiges Gefühl, das er sich nicht erklären konnte. Obwohl das Cockpit gut temperiert war, fror er.
    Hinter ihm gab der Navigator Yasuhiro Ariyoshi ihre Position und den geplanten Kurs an die Bodenkontrolle durch und ließ sich die letzten Wettermeldungen durchgeben. Er trug Kopfhörer und notierte die Durchsagen der Fluglotsen im Kontrollraum.
    Die Boeing 747 stieg steil in den wolkenverhangenen Himmel. Die Lichter Osakas blieben hinter ihnen zurück. Durch die großen Scheiben des Cockpits waren nur die wabernden Schleier von weißen Wolken zu erkennen.
    Ariyoshi spürte einen leichten Luftzug im Nacken.
    Er zog die Brauen zusammen, drehte sich jedoch nicht um. Es war ungewöhnlich, daß jemand von der Bordcrew sich während der Startphase im Cockpit sehen ließ.
    Vielleicht lag es daran, daß die Maschine nur gut zu einem Drittel besetzt war und die vierzehn Stewards und Stewardessen nicht ausgelastet waren. Dennoch mußte etwas Ungewöhnliches geschehen sein, wenn Chefsteward Kono Tamura es jemandem seiner Leute gestattete, das Cockpit während des Starts aufzusuchen.
    Ariyoshi setzte den Kopfhörer ab und wandte den Kopf.
    Er schluckte heftig.
    Seine Augen weiteten sich.
    Er öffnete den Mund, um die anderen im Cockpit aufmerksam zu machen, doch er kriegte keinen Ton hervor.
    Entsetzt starrte er auf die große, düstere Gestalt, die das Cockpit betreten und die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte.
    Ariyoshi konnte den Blick nicht von der schwarzen Eisenmaske lösen, auf die mit grellroter Farbe eine entsetzliche Fratze gemalt war. An den Seiten befanden sich an der Stelle, wo die Ohren des Mannes sein mußten, eine Art Flügel, die am Ende gebogen waren.
    Der riesige Mann, der eine Größe von zwei Metern haben mußte, war wie ein Samurai aus der Edo- Zeit gekleidet. Er steckte in einem schwarzen Gewand, das bis über die Knie hinabreichte. An einer leuchtendroten Schärpe, die er um die Taille geschlungen hatte, waren kunstvoll geschmiedete Scheiden von zwei Schwertern und einem Dolch befestigt.
    Doch das Furchtbarste der Erscheinung blieb die Eisenmaske mit der roten Fratze. Darüber war ein Teil des kahlen Schädels zu sehen, in dessen Mitte ein schwarzes Haarbüschel zu einem kunstvollen Zopf geflochten war.
    Ariyoshi sah, daß auch die roten Augen auf der Eisenmaske nur aufgemalt waren. Dennoch hatte er das Gefühl, als ob ihn diese Augen mit tödlicher Kälte musterten.
    „Nein", flüsterte er. „Das - das ist nicht möglich!"
    Ariyoshi hatte die Worte in sein Kehlkopfmikrophon gesprochen, so daß die anderen Männer im Cockpit ihn nicht hören konnten. Dafür hatten die Männer im Kontrollturm seine Worte vernommen.
    „Irgendwelche Probleme?" fragte der Fluglotse.
    Ariyoshi wollte antworten, doch in diesem Moment riß der Schwarze Samurai eines seiner Schwerter aus der Scheide. Der Griff war mit Gold belegt und reich verziert. Das tsube genannte Schwertstichblatt, das die Hand vor Verletzungen schützte, zeigte ein Krabbenmuster auf gelbgrünem Grund. Die lange, leichtgebogene Klinge schimmerte blaugrau und wies neben der Blutrinne keinerlei Verzierung auf.
    „Mein Name ist Tomotada", klang die dumpfe Stimme des Samurais durchs Cockpit. „Ich werde dieses Flugzeug entführen. Sag es den anderen!"
    Ariyoshi atmete keuchend. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Wie gebannt starrte er auf die schimmernde Klinge des Schwertes, von dem eine eigenartige Magie ausging.
    Ariyoshis Kopf ruckte zur Seite.
    Die anderen beobachteten die Instrumente.
    Hatten sie die Stimme des Samurais nicht gehört?
    Ich bin doch nicht verrückt, dachte Ariyoshi.
    Er keuchte erschrocken, als der Samurai sein Schwert etwas anhob.
    „Hi-jacking!" stieß er hervor. „Ein - ein Schwarzer Samurai ist ins Cockpit eingedrungen und bedroht mich mit einem Schwert!"
    „Sie sind verrückt, Ariyoshi!" schrie der Fluglotse im Kontrollturm.
    „Ich bin nicht verrückt! Er steht vor mir!"
    „Geben Sie mir den Flugkapitän!"
    „Es ist wahr!" brüllte Ariyoshi schrill. „Er sieht aus wie ein Samurai. Mit einer schrecklichen Maske. Er ist mit zwei Schwertern und einem Dolch bewaffnet! Er…"
    Ariyoshi schrie auf.
    Er hatte die geschmeidige Bewegung des Samurais gesehen, der den Schwertgriff mit beiden Händen gepackt hatte und zum Schlag ausholte.
    Ariyoshi wollte sich aus seinem Sitz werfen, doch er hatte vergessen, daß er noch angeschnallt war.
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