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1049 - Geheimagent für Kran

Titel: 1049 - Geheimagent für Kran
Autoren: Unbekannt
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nicht. Die Szene hatte inzwischen die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste auf sich gezogen. Die beiden Kranen fühlten sich herausgefordert. Der eine beugte sich nach vorne, um den unverschämten Grauhaarigen zu packen und vom Stuhl zu zerren. Der aber reagierte auf unerwartete Weise. Er explodierte aus der breiten Sitzfläche des Stuhles heraus. Er packte den Becher. Der zweite Krane schrie gellend auf: die scharfe, ätzende Flüssigkeit des Alque hatte ihn in die Augen getroffen. Die freie Faust des Zerlumpten traf den ersten Kranen auf die feuchte Nasenspitze. Vor Schmerz ging der Angreifer auf die Hacken. Der ehemalige Orakeldiener schwang sich auf die Tischplatte und sprang dem Angreifer in den Nacken. Mit einer Hand packte er die Mähne, um sich Halt zu verschaffen, mit der anderen fand er die empfindliche Stelle unter dem Hinterohrknochen. Ein harter Druck - der Krane stöhnte auf und rollte bewußtlos vornüber.
    Das war so unglaublich schnell gegangen, daß der zweite Krane die Folgen des heimtückischen Alque-Angriffs noch nicht überwunden hatte. Sich mit beiden Händen die tränenden Augen wischend, torkelte er zwischen den Tischen hin und her. Der Orakeldiener sprang ihn an. Die Wucht des Aufpralls brachte den Kranen aus dem Gleichgewicht und schleuderte ihn zu Boden. Der Gegner setzte nach und hebelte ihm den Arm in die Höhe, bis der Gepeinigte vor Schmerz zu schreien begann.
    Der Orakeldiener ließ den verkrümmten Arm fahren. Ringsum herrschte atemlose Stille.
    „Jedes Wesen hat Würde", sagte er so laut, daß ihn jedermann hören konnte. „Keines läßt sich ungestraft beleidigen."
    Dann wandte er sich ab und trat durch die große Tür hinaus ins Freie.
     
    *
     
    Von ferne summte der Verkehr der großen Nördlichen Hochstraße. Die Passage, durch die der Zerlumpte sich bewegte, war mäßig beleuchtet. Es gab hier mehrere Speise- und Vergnügungsstätten, alle vom selben Niveau wie die Eß- und Trinkhalle Nr
     
    18.
     
    Der Zerlumpte schritt in Richtung der Magnetbahn-Haltestelle. Durch das Dach der Passage sah er über sich die Sterne des frühen Nachthimmels. Es waren nicht viele Passanten unterwegs.
    Aus einer dunklen Nische heraus wurde er angesprochen.
    „Ein Krane - zwei Ecken weiter. Wartet auf dich."
    Der Zerlumpte ging an der Nische vorbei, ohne den Schritt zu verlangsamen. Auf Nivridid war Verlaß. Weit vor ihm tauchte die Leuchtmarkierung auf, die den Eingang zur unterirdischen Magnetbahn-Station kennzeichnete. Er griff in die Tasche und blieb stehen, um im unsicheren Licht die Münzmarken zu inspizieren, die der Griff zutage gefördert hatte.
    „Könntest dir soviel davon verdienen, daß du nicht mehr zu zählen brauchst", sagte es neben ihm.
    Er spielte den Erschreckten, zuckte zusammen, wie es von ihm erwartet wurde.
    „Keine Angst", klang es aus der Dunkelheit.
    Die hoch gewachsene Gestalt eines Kranen löste sich aus der Dunkelheit.
    „Wer... wer bist du?" stotterte der Zerlumpte.
    „Ngisto. Besagt's dir etwas?"
    „Nein."
    „Du warst ein Diener des Orakels?"
    „Ja - war", antwortete der Zerlumpte.
    „Wie heißt du?"
    „Orban."
    „Gut, Orban. Wir können einen wie dich gebrauchen."
    „Wer ist wir?"
    „Die Bruderschaft. Du hast von uns gehört. Wir betrachten die Institution des Orakels als den Feind des kranischen Volkes. Das Orakel muß abgeschafft werden."
    „Ich ... ich kümmere mich nicht viel um Politik", sagte der Zerlumpte, der sich Orban nannte.
    „Wie viel Loyalität schuldest du deinem ehemaligen Herrn?"
    Orban fuhr auf. „Keine!" stieß er hervor. „Er ist ein Gaukler, ein Betrüger ..."
    Ngistos Gebiß leuchtete im Halbdunkel, als er sein Gegenüber aufmunternd angrinste.
    „Vorzüglich! Was wir vorhaben, bringt dem Orakel keine Freude. Willst du uns helfen?"
    „Wie? Was habe ich zu tun? Wann..."
    „Man wird es dir sagen. Wo wohnst du?"
    Orban nannte die Adresse seiner Unterkunft.
    „Du wirst dir bald etwas Besseres leisten können", sagte Ngisto, als er den Namen eines heruntergekommenen Stadtbezirks hörte. „Was hast du für den Rest der Nacht geplant?"
    „Ich will mich ausschlafen. Ich bin hungrig, und Hunger macht müde."
    Ngistos Griff in den Gürtel, der einen Bestandteil seiner Ausstattung bildete, produzierte eine Handvoll Münzmarken, die Orban staunend entgegennahm.
    „Das ist für mich?" fragte er ungläubig.
    „Gäbe ich es dir sonst?" Freundlicher Spott schwang in Ngistos Stimme. „Es gibt mehr davon, wenn du uns hilfst. Wenn du
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