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1049 - Geheimagent für Kran

Titel: 1049 - Geheimagent für Kran
Autoren: Unbekannt
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gelesen. Er kannte jede Entscheidung, die in diesem Zeitraum getroffen worden war. Jeder einzelne Orakeldiener war ihm vom Aussehen her und dem Namen nach vertraut. Er erinnerte sich an die Sieger der verschiedenen Lugosiaden, die er zu sich gerufen hatte. Aber sein Wissen war archivarischer Natur. Er erinnerte sich, was geschehen war, aber nicht an die Gefühle, die er dabei empfunden hatte.
    Das Ende war unvermeidlich gewesen. Zurückblickend erschien es ihm sogar als ein halbes Wunder, daß seine Rolle so lange gedauert hatte. Die Kranen waren es müde geworden, sich von einer fremden Macht leiten zu lassen - von einem Ratgeber, der Artfremde als Diener um sich scharte und den nicht einmal die Herzöge selbst zu sehen bekamen. Die Bruderschaft hatte die Beseitigung des Orakels als Wahlspruch auf ihre Fahnen geschrieben und immer mehr Anhänger gewonnen. Er selbst hatte die drei Herzöge Carnuum, Gu und Zapelrow ins Nest der Ersten Flotte beordert, einer Ungewissen Ahnung folgend, daß einer der drei ein Verräter sei und an der Zerstörung des Werkes arbeitete, das das Orakel vollbracht hatte. Er wußte jetzt, daß sich die Ahnung auf Carnuum bezog - aber sie war falsch gewesen. Klaque, der vertraute Diener des Herzogs, war ein Werkzeug der Bruderschaft, aber er handelte ohne Carnuums Wissen. Carnuum strebte nach Alleinherrschaft und hatte sich in der Vergangenheit des Geheimbunds zur Erreichung minderer Ziele bedient.
    Zapelrow war im Nest der Ersten Flotte ums Leben gekommen. Das Zerwürfnis zwischen Gu und Carnuum folgte auf dem Fuß. Carnuum hielt die Zeit für reif - besonders nachdem noch Gu bei einem Attentat fast auf den Tod verletzt worden war. Er ließ einen zusätzlichen Anschlag auf den Schwerverletzten unternehmen, aber das Vorhaben schlug fehl.
    Inzwischen war das Spoodie-Schiff, die SOL, auf Kran angekommen. An Bord des Fernraumschiffs hatten ein Betschide namens Surfo Mallagan und SENECA, die Bordpositronik, ein unheiliges Bündnis geschmiedet. Mallagan war mit einem riesigen Spoodie-Pulk gekoppelt - genau wie das Orakel selbst, und SENECA sprach davon, daß ihm und seinem „Geschöpf" das Universum gehörte.
    Dem Orakel war die unheilschwangere Entwicklung nicht entgangen. Es griff ein: holte die streitenden Herzöge in den Wasserpalast und brachte SENECA zur Vernunft. Atlan wußte, daß er, während er die Funktion des Orakels versah, in einem Zustand der Suspension aller physischen Aktivitäten verharrte. Sein Bewußtsein war wach, aber sein Körper befand sich im Tiefschlaf. Es mußte die geballte Konzentration drohender Gefahren gewesen sein, die den Körper geweckt hatte.
    Die Zeit war gekommen, die Rolle des Orakels aufzugeben. Die Kranen hatten ein Reich errichtet, das Seth-Apophis bei ihren Plänen zur Bezwingung der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ES nicht mehr übersehen konnte. Im Limbus zwischen den beiden Machtbereichen, jener Zone, die Seth-Apophis bisher für ein machtpolitisches Vakuum hatte halten dürfen, hatte sich eine Zivilisation etabliert, die Beachtung erforderte. Das war der Plan, den die Kosmokraten verfolgten. Es spielte keine Rolle mehr, ob die Kranen und ihre Verbündeten weiterhin mit Spoodies versorgt wurden. Die Expansion des Herzogtums von Krandhor hatte ihre eigene, eingeborene Dynamik entwickelt und würde fortbestehen. Die kranische Zivilisation hatte eine Entwicklungsstufe erreicht, die künstlicher Stimuli nicht mehr bedurfte, um sich weiterzuentwickeln. Unter diesen Umständen war es nicht mehr als natürlich, daß aus dem Orakel von Krandhor wieder Atlan, der Arkonide, wurde, auf den andere Aufgaben warteten. Die Krise des Herzogtums war in Wirklichkeit der Beginn einer neuen Phase in der Auseinandersetzung zwischen ES und Seth-Apophis.
    Orban, der mit wachsendem Schlafbedürfnis der siebten Morgenstunde entgegendämmerte, fragte sich gähnend, ob man auf einer unglaublich weit entfernten Welt namens Terra wohl darüber im klaren sei, welch heroische Taten er hier in der Galaxis Vayquost verrichtete und wie sehr er um die Sicherheit der Mächtigkeitsballung bemüht war, die unter vielen anderen Völkern auch die Menschheit einschloß.
    Perry Rhodan, du terranischer Barbar - hast du auch nur den Anflug einer Ahnung?
     
    *
     
    Das hartnäckige Summen des Radiokoms riß ihn aus dem Schlaf. Durch zerlöcherte Stoffbahnen an den Fenstern fiel gedämpftes Licht. Ein wolkiger Tag über diesem Teil der Nordstadt.
    Er raffte sich von der unbequemen Liege
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