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1049 - Geheimagent für Kran

Titel: 1049 - Geheimagent für Kran
Autoren: Unbekannt
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kalt.
     
    2.
     
    Ein Lächeln spielte um Atlans Mundwinkel, als sein Blick über die Gruppe der drei Getreuen glitt. Nivridid - Prodheimer-Fenke, ein kleines, eichhörnchenähnliches Wesen, Aufspürer von Emotionen. Chaktar (der Name bedeutete „Leuchtfeuer" auf Krandhorjan) - ein Ai, der es verstand, die dunklen, vertieften Stellen seines Schädels in so verwirrender Folge aufleuchten zu lassen, daß jeder, der ihn unvoreingenommen beobachtete, in hypnotischer Starre versank. Und schließlich Pantschu - ein Xildschuk, ein Zwerg von weniger als neunzig Zentimetern Körpergröße, mit langen Armen, die bis zum Boden hinab reichten, und kurzen Stummelbeinen. Pantschu besaß einen Schädel, der nach vorne spitz zulief, wobei die Spitze wie bei einem Kranen von einer dunklen, feuchten Nasenkappe gebildet wurde. Seine Augen waren groß und entwickelten eine Tendenz, aus den Höhlen zu quellen. Er hatte lange, weiche Schlappohren, die zu beiden Seiten des Schädels herabhingen, und erinnerte den Arkoniden trotz seiner bunten Kleidung an einen terranischen Basset-Hund. Abgesehen von seiner äußeren Erscheinung hatte dies gewiß auch damit zu tun, daß Pantschu eine auf herkömmliche Weise nicht mehr zu erklärende Fähigkeit besaß, längst verwaschene Spuren aufzunehmen und zu verfolgen.
    Das Volk der Xildschuk war erst vor wenigen Jahren ins Herzogtum von Krandhor aufgenommen worden. Die herzogliche Flotte hatte Pantschu mitsamt ein paar weiteren Artgenossen als Rekruten angeheuert. Irgendwie war Pantschu nach Couhrs verschlagen worden und hatte sich an der vorletzten Lugosiade beteiligt. Mit Hilfe seiner besonderen Begabung war er Sieger geworden und vom Orakel in den Wasserpalast berufen worden.
    Die drei Spezialisten - Atlan standen keine Mittel zur Verfügung, um festzustellen, ob ihre erstaunlichen Fähigkeiten auf einer Mutation beruhten - hatten sich in seinem Quartier eingefunden und warteten auf ihn, als er aus den Gemächern des Herzogs zurückkehrte.
    „Ich danke dir, Nivridid, für deine Hilfe in der heutigen Nacht", sagte er. „Es wäre mir übel ergangen, wenn du mich nicht gewarnt hättest."
    „Es war eine Kleinigkeit", antwortete der Prodheimer-Fenke mit hoher, schriller Stimme.
    „Die beiden waren so wild darauf, mit irgend jemand einen Streit anzufangen, daß es ihnen förmlich aus den Augen leuchtete."
    Chaktar, der Ai, begann zu blinken. Die Augen, die an Stielen dicht beieinander aus dem Schädel wuchsen, hielt er respektvoll gesenkt. Atlan verstand den Blinkcode ohne Mühe - schließlich war er selbst es gewesen, der den Ai, ebenfalls Sieger einer längst vergangenen Lugosiade, nach Kran beordert hatte.
    „Ich weiß nicht, was es für euch als nächstes zu tun gibt", antwortete er. Mit knappen Worten schilderte er seine nächtliche Begegnung. „Wichtig wird sein, daß Pantschu in der Nähe bleibt."
    „Wird gemacht, Meister", antwortete der Xildschuk mit tiefer Stimme, die in groteskem Gegensatz zu seinem schmächtigen Körper stand. „Sag mir nur wo."
    „Am besten hältst du dich in der Nähe meiner Wohnung auf. Ich überlasse es dir, meine Spur zu finden."
    Nachdem die drei Spezialisten sich verabschiedet hatten, verwandelte sich Atlan in den Landstreicher Orban zurück. Die Nase rümpfte sich, als sie den Dunst des zerlumpten Gewands registrierte. Er machte sich nicht die Mühe, sein Spiegelbild zu inspizieren, nachdem die Maskierung vollzogen war. Er warf einen wehmütigen Blick in die Runde, bevor er sein komfortables Gemach im Westflügel des Tärtras verließ, um sich dem Transmitter anzuvertrauen. Wie er die Maskerade haßte! Wie er sich danach sehnte, die Annehmlichkeiten einer zivilisierten Umgebung ohne Unterbrechung auf sich einwirken zu lassen. Hatte er nicht schon genug getan? Wie viel mehr mußte er noch leisten, bevor er sich einen Monat Entspannung leisten konnte?
    Der Transmitter nahm ihn auf und beförderte ihn in die schäbige Behausung Orbans, des Herumlungerers, zurück.
     
    *
     
    Der neue Tag war schon sechs Stunden alt, und immer noch mied ihn der Schlaf. Er lag auf dem harten Schlafgestell, das Orban als Nachtlager diente und trotz unermüdlicher Bemühungen des Hygienediensts vage nach Zwiebeln, Essig und schmutzigen Socken roch, und ließ die Ereignisse der vergangenen Wochen vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
    Er erinnerte sich an die zweihundert Jahre, die er in der Rolle des Orakels von Krandhor zugebracht hatte, als hätte er in einem Buch darüber
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